Freudenberg. Polizisten nehmen Hilfen in Anspruch. Auch an der Schule von Luise und der Täterinnen bereitet man sich auf den Jahrestag der Tat vor.
Der Fall der von zwei Mitschülerinnen getöteten Luise aus Freudenberg hat auch für die beteiligten Polizisten eine enorme Belastung dargestellt. Das bestätigen die involvierten Polizeibehörden aus Hagen (Mordkommission), Siegen und Koblenz, ohne allerdings konkrete Angaben zu machen, wie viele Ermittler infolge der Ermittlungen zu dem schrecklichen Verbrechen psychologisch betreut werden mussten.
„Der Fall Luise ist für die Ermittlerinnen und Ermittler der Polizei Hagen ein Fall, der bis heute stark im Gedächtnis geblieben ist. Die Kollegen der Hagener Mordkommission standen während der Ermittlungen in engem Austausch mit den Angehörigen der betroffenen Jugendlichen. Auch solche Gespräche sind trotz aller Professionalität belastend und bleiben in Erinnerung. Stellenweise sind die eingesetzten Kolleginnen und Kollegen auch selbst Eltern und haben so einen weiteren, anderen Blickwinkel auf die Geschehnisse“, erklärte die Polizei Hagen.
Im Nachgang zum Fall Luise, der im März 2023 für Entsetzen gesorgt hatte, habe das Team der eingesetzten Mordkommission das Angebot für ein Gruppengespräch mit dem sogenannten Psychosozialen Unterstützungsteam (PSU-Team) der Polizei NRW in Anspruch genommen, das Polizeiangehörige nach besonders belastenden Ereignissen betreue. In Siegen haben laut Landrat Andreas Müller, der qua Amt auch Leiter der Kreispolizeibehörde ist, mehrere Polizisten auf die Angebote des PSU-Teams zurückgegriffen. Der Fall Luise habe auch bei den Beamten „Spuren hinterlassen, wie bei uns allen“, so der SPD-Politiker.
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Das Polizeipräsidium Koblenz, das aufgrund des Fundorts der Leiche auf rheinland-pfälzischem Gebiet zwischenzeitlich für die Ermittlungen zuständig war, erklärte, dass für herausragende und in vielen Fällen belastende Situationen ein Kriseninterventionsteam zur Verfügung stehe. Auch im Fall Luise seien die Gesprächsangebote der Sozialen Ansprechpartner und Sozialberater in Anspruch genommen worden. Die Palette der Reaktionen auf die Erlebnisse hätte bei den an den Ermittlungen beteiligten Beamten von Ungläubigkeit bis hin zu psychischen Belastungen gereicht.
Schule will „Gedenken und Trauer an Luise Raum geben“
Auch in der Esther-Bejarano-Gesamtschule Freudenberg, an der das Opfer und die beiden Täterinnen in die siebte Klasse gingen, ist das schreckliche Verbrechen rund um den Jahrestag ein Thema. „In der Schule wird konkret mit Unterstützung der schulpsychologischen Beratungsstelle sowie einer entsprechend ausgebildeten, ehemaligen Lehrkraft ein Angebot für die Schulgemeinschaft angeboten, um dem Gedenken und der Trauer an Luise einen Raum zu geben“, teilte die zuständige Bezirksregierung Arnsberg mit.
In der Schule gebe es ein speziell geschultes Krisenteam, das zusammen mit der Schulleitung auch den weiteren Umgang mit Jahrestagen steuere. „Das schreckliche Geschehen und die damit verbundene große Herausforderung für die Schulgemeinschaft und für die Kommune Freudenberg hat die Menschen vor Ort und auch die ganze Region sehr stark beschäftigt und tut dies immer noch“, erklärte die Bezirksregierung.