Ruhrgebiet. . In diesen Jahren saniert die Bahn 47 Stationen im Ruhrgebiet. Bei einigen Hauptbahnhöfen war es höchste Eisenbahn
Landesverkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) kommt am Freitagmittag zum ersten Spatenstich in den Dortmunder Hauptbahnhof, doch deutet manches darauf hin, dass er zu spät dran sein könnte: Der Fußgängertunnel ist bereits aufgebrochen, und Schutt liegt auf gesperrten Aufgängen. Und ohne Tunnelblick? Oben sieht man segensreiche Zerstörung überall, ganze Gleise und Bahnsteige sind schon verschwunden.
Die Bahn saniert in diesen Jahren im Ruhrgebiet 47 Stationen. Ganz groß wie in Dortmund, ganz klein wie in Hagen-Hohenlimburg, wo ein Bürgerverein seit 23 Jahren (!) um einen barrierefreien Zutritt kämpft. Ganz interessant sind diese:
Duisburg: Von Panzerband zusammengehalten
Der spektakulärste Umbau wird Duisburg verpasst: mit einer Bahnsteighalle aus Stahl und Glas in Wellenform. Allerdings kommt sie auch von ganz unten: Denn die jetzige Halle hält weder entschlossenen Regen noch Schnee ab und wird an vielen Stellen nur noch mit Panzerband zusammengehalten, einem Klebeband mit militärischen Wurzeln.
100 000 Menschen reisen täglich hier durch, und manche werfen immer wieder diesen Paranoia-Blick nach oben: Da hängen Fangnetze unter der Decke. Falls sich was löst. Im Jahr 2024 soll die Welle fertig sein. Dann guckt auch wieder alles nach oben.
Mülheim: Die Baustelle will nicht enden
Wie bringt man Gott zum Lachen? Indem man einen Plan macht. Im Fall Mülheim den, dass der Umbau der Bahnsteige und des Daches im, sagen wir, Juli 2018 beendet sein könnte. Stattdessen sieht es bei jedem Besuch schlimmer aus: Lange Abschnitte der Bahnsteige sind gesperrt, Baumaterial lagert hinter Bauzäunen; jetzt stehen noch zusätzliche Stützen im Fußgängertunnel: ein neues Statikproblem.
Von einem „jammervollen Bild“ sprechen Mülheims Grüne – und ein Stillleben ist es ja auch noch. Viele Verzögerungen in den Arbeitsabläufen. Das Stellwerk brannte ab. Aber jetzt soll Ende dieses Jahres alles fertig sein. Bestimmt.
Witten: Fahrpläne fehlten, Anzeigentafel lief nicht
Ein Mann steht auf einer Hebebühne, hat ein Element der elektronischen Anzeigetafel abgenommen und schaut in sie hinein. Sie ist neu, funktioniert aber nicht. Was tun? Zumindest hat, ersatzweise, jemand in den letzten Tagen wieder einen Papier-Fahrplan aufgehängt. Zuvor gab es im neuen Bahnhof gar keine Informationen über Ankünfte oder Abfahrten. Warum auch?
An den Bahnsteigen muss erkennbar noch gearbeitet werden. Doch der Umbau des Wittener Bahnhofsgebäudes, das zwei Privatleuten gehört, ist praktisch abgeschlossen. Schön geworden. Eine Lok steht inmitten der Halle – „Henschel Nr. 27119 von 1949“ – und darüber hängen nostalgische Reisefotos. Das Wittener Charakteristikum aber scheint ein Kommunikationsproblem zu sein: In diesen Tagen fahren wegen Baustellen keine Züge nach Bochum. Wo und wann die Ersatzbusse fahren? Keine Info, nirgends. (Immer um zehn nach, Bus-Steig 4).
Dortmund: Neuer Tunnel, neue Bahnsteige
125 000 Reisende täglich müssten einander eigentlich beglückwünschen, dass sie wieder ohne Blessuren aus diesem Bahnhof heraus gekommen sind. So eng ist der Tunnel, so dicht das Geschiebe, wenn die Wege von Bahnfahrern und Nahverkehrskunden sich kreuzen. Den Tunnel zu verbreitern, ist bei der Sanierung, die 2024 enden soll, ein ebenso zentraler Bestandteil wie die bessere Erreichbarkeit der Bahnsteige: Denn Aufzüge und Rolltreppen gibt es hier bisher nur im Einzelfall.
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Dortmund-Hauptbahnhof ist hoffnungslos veraltet, weil man ihn seit den 90er-Jahren immer mit einem Einkaufszentrum kreuzen wollte. Da blieb die Sanierung einfach liegen. Doch das Einkaufszentrum kam nie. Es hieß „Ufo“. Man hätte eventuell gewarnt sein können.