Witten. . Auf allen Ebenen des Gebäudes regieren die Handwerker. In der zweiten Jahreshälfte soll die historische Lok als Schmuckstück einziehen.

  • Auf allen Ebenen des denkmalgeschützten Gebäudes regieren die Handwerker
  • In der zweiten Jahreshälfte soll die historische Lokomotove als Schmuckstück einziehen
  • Mit Hochdruck wird auch in den ehemaligen Buchhandlungsräumen gearbeitet

Bahnhöfe sind Eingangstore und Visitenkarten einer Stadt. Der vergammelte Wittener Bahnhof war keine gute. Bis Markus Bürger und Radomir Zecevic ihn 2010 kauften und seither für Millionenaufwand aufmöbeln.

Kürzlich sei ein langjähriger Bahnmitarbeiter, der das Gebäude noch aus sehr, sehr grauer Vorzeit kannte, vor Ort gewesen, erzählt Markus Bürger: „Er hat echt gestaunt und gesagt: ,Sie haben aus Sch... Gold gemacht’“. Die einst verdreckte Außenfassade strahlt tatsächlich sanft gelb. Damit das auch so bleibt, werden die beiden Wittener Investoren, die wie viele andere Immobilienbesitzer in der City die Nase gestrichen voll haben von den andauernden Schmierereien, in nächster Zeit Überwachungskameras installieren. „Wir machen keine halben Sachen“, lautet das Konzept von Bürger und Zecevic.

Werbeagentur vergrößert sich auf 200 Quadratmeter

Das lässt sich u. a. an der neuen Heizanlage im Keller über die Bahnhofsbuchhandlung, die in die nicht mehr wiederzuerkennenden Räume im ehemaligen Wartesaal umgezogen ist, bis ins Dachgeschoss hinauf ablesen: Dämmung, Fenster, massive Eichenböden – auch dort ist alles neu bzw. wurde gefühlvoll mit den aufgearbeiteten alten Dachbalken kombiniert. Die Werbeagentur in der ersten Etage (85 Quadratmeter) wird in Kürze dort hinauf ziehen und sich auf 200 Quadratmeter vergrößern. „Hier passt nicht nur das Ambiente, sondern unsere Mitarbeiter von außerhalb können bequem mit dem Zug anreisen“, sagt die Agenturchefin.

Auf Hochtouren laufen auch die Arbeiten in den ehemaligen Buchhandlungsräumen im vorderen Bahnhofsbereich. Dorthin wird die Bäckerei Büsch umziehen. Die zuvor abgedunkelten Oberlichter wurden freigelegt, nach Jahrzehnten fällt endlich wieder Licht in den riesigen Raum, der zum Vorplatz hin geöffnet wird, um auch Café-Atmosphäre zu bieten. Die größten Bausünden sieht man beim Blick zur einst verzierten Decke, die damals beim Abhängen malträtiert wurde. „Die ist nicht mehr zu retten“, bedauert Bürger, der sie deshalb etwa 30 Zentimeter runterzieht. Die schweren alten Türen und die verzierten Säulen bleiben aber erhalten und werden aufgearbeitet. Anfang Juni soll Büsch hier rüberziehen.

Schwergewicht bekommt ein spezielles Fundament

Da strahlt nicht nur das renovierte Dachgeschoss, sondern Bahnhofsbesitzer Markus Bürger ebenso.
Da strahlt nicht nur das renovierte Dachgeschoss, sondern Bahnhofsbesitzer Markus Bürger ebenso. © Thomas Nitsche

In der zweiten Jahreshälfte rauscht die historische Lokomotive an, die den Hingucker in der dann ebenfalls restaurierten großen Eingangshalle bilden wird. „Zum Glück passt sie durch die Tür, auch wenn sie fast als Ganzes reingeschoben wird“, so Bürger. Wo jetzt noch die Kartenschalter sind, bekommt das Schwergewicht ein spezielles Fundament. Wie schon beim Herbeder Rathaus der Medizin und der Villa Lohmann am Stadtpark arbeitet Markus Bürger auch bei der Grundsanierung des Bahnhofsgebäudes wieder mit dem Wittener Architekturbüro Frielinghaus Schüren zusammen. Auch einen Termin im Stadtarchiv gab es schon, um historische Wittener Motive zu suchen, die später als große Schwarz-Weiß-Bilder über der Ladenzeile die Halle schmücken sollen. „Das Motto lautet Kohle, Stahl und Eisenbahn“, so Bürger. Na, das klingt doch schon nach einer viel besseren Visitenkarte für Witten.