Münster. . An mindestens 14 Schulen und Kitas in Nordrhein-Westfalen leiden die Kinder unter Brechdurchfall. Die Gesundheitsämter suchen fieberhaft nach der Ursache. Eine Quarkspeise steht als Auslöser im Verdacht. Weitere Erkrankungen werden befürchtet.

Der Münsteraner Caterer kocht schon lange, seit über 30 Jahren, für Schüler in Nordrhein-Westfalen. Und was auf seiner Internet-Seite zu lesen ist, trifft sicher den Geschmack ernährungsbewusster Eltern. Da ist von Frischprodukten aus biologischem Anbau die Rede, von Verzicht auf chemische Konservierungsstoffe und von Qualitätskontrollen. An diesem Freitag jedoch gibt sich „Stattküche“ alles andere als offen, mag man sich dort nicht in die Töpfe gucken lassen. „Sorry, keine Auskünfte! Erst am Montag geben wir die Ergebnisse der Labor-Untersuchung bekannt.“

Über 100 Münsteraner Kinder waren am Donnerstag nicht zur Schule oder in ihre Kita gekommen, weil sie unter Brechdurchfall litten. Ein neunjähriges Mädchen musste gar, weil es so viel Flüssigkeit verloren hatte, im Krankenhaus behandelt werden.

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Drei Grundschulen und drei Kitas waren betroffen. Und sie alle bekommen täglich ihr Essen von der Münsteraner Stattküche. „Wir erhielten den Hinweis auf erhöhte Krankenstände und viele Magen-Darm-Symptome am Donnerstagvormittag. Inzwischen sind in zehn Einrichtungen Kinder erkrankt“, erklärt Norbert Schulze-Kalthoff, der Leiter des Gesundheitsamtes Münster am Freitag.

Lebensmittelüberwachung ist eingeschaltet

Längst ist die so genannte Kalt-Küche des Caterers geschlossen, wurde die Lebensmittelüberwachung eingeschaltet. Die beim Caterer pflichtgemäß zurückgestellten Essensproben vom Mittwoch werden in Laboren untersucht. „Zur Zeit haben wir eine Quarkspeise im Verdacht, den Brechdurchfall ausgelöst zu haben“, sagt Schulze-Kalthoff. Doch er betont auch, wie schwierig es ist, eine Nahrungskette zurückzuverfolgen, um die Ursache für die Verunreinigung herauszufinden.

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Und der Druck wächst. Auch in Hamm und im Kreis Coesfeld melden am Freitag weitere vier Schulen Magen-Darm-Probleme ihrer Kinder. Denn „Stattküche“ hat sich über die Jahre ein breites Netz von Kunden aufgebaut. Vom Münsterland über Bottrop, Recklinghausen bis nach Bielefeld und Wesel.

Unter Hochdruck werden nun die Verteilerküchen in den Schulen und Kitas desinfiziert, müssen die erkrankten Kinder und die Mitarbeiter des Caterers Stuhlproben abgeben. „Es gibt zwei Möglichkeiten für die Ursache der Erkrankungen. Einmal eine Infektion durch Viren und Bakterien wie Salmonellen, oder es handelt sich um eine Lebensmittelvergiftung“, sagt Schulze-Kalthoff.

11.000 Menschen in Ostdeutschland vom Noro-Virus befallen 

Gerade einmal zwei Jahre ist es her, dass 11.000 Menschen in Ostdeutschland vom Noro-Virus befallen wurden. Auch hier musste lange gesucht werden, bis die Ursache, gefrorene Erdbeeren aus China, entdeckt wurde. Es gilt als der größte lebensmittelbedingte Ausbruch von akutem Brechdurchfall in Deutschland. Die Beeren waren tatsächlich mit dem Norovirus verseucht. Sie waren gefroren geliefert, von einem Catering-Unternehmen aufgetaut zu Kompott verarbeitet und mit einem Griesbrei-Gericht angeboten worden.

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Auch der von Münster ausgehende Fall ist nicht leicht aufzuklären. Experten gehen davon aus, dass es mehrere Wochen dauern kann. Alle erkrankten Kinder müssen nun zu Hause bleiben, um das Risiko weiterer Ansteckungen zu reduzieren. Eltern, Lehrer, Mitschüler werden auf Hygiene-Empfehlungen hingewiesen. „Eine Häufung von Magen-Darm-Erkrankungen gibt es immer mal wieder. Doch in solch einem Ausmaß hatten wir das in den letzten Jahren nicht“, so der Leiter des Gesundheitsamtes.

Und im Kreis Coesfeld fürchtet man weitere Erkrankungen. „Wir nehmen Kontakt zu allen Schulen auf, die von Stattküche beliefert werden“, so Gesundheitsamtsleiter Heinrich Völker-Feldmann. In Bottrop, das ebenfalls von den Münsteranern bekocht wird, sollen alle Kinder fit sein.