Gelsenkirchen. . Mit der Einweihung des „Reichs der Tiger“ hat Gelsenkirchen die Umgestaltung des alten Ruhrzoos abgeschlossen. Drei Raubkatzen haben das verschlafen, und Roger, der aus einem Zoo in den Niederlanden kommen soll, blieb der Party ganz fern. Er hat Zahnschmerzen.

Vielleicht gehen so asiatische Dramen: Ein schwarzer Vorhang fällt. Davor stehen Herren in Anzügen, angemessen furchtsam. Dahinter, unhörbarer Tusch und Trommelwirbel – schlafen drei Tiger.

Schlafen! Das war wohl der Vorführ-Effekt. Da haben sie geredet, dass sie fauchen, wie sie knurren, „die sind ganz schön laut“, warnte die Tierpflegerin. Beim Einzug aus ihren Kisten tobte einer gar gegen die Wände! Und dann liegen sie da, Augen zu und Tatzen gen Himmel, in ihrem nigelnagelneuen Gehege unter blank geputztem Bambus, und verpennen ihre eigene Einweihung. Ignorieren drei stattliche Schweinerippen, strafen Politiker und Sponsoren mit Missachtung. Die tigern nicht mal!

Allerletzte Neubürger

Gestatten: Virgil, Manu und Thrax, Brüder aus Budapest, aus dem dortigen Zoo, zwei Jahre alt und die nun wirklich allerletzten Neubürger im „Zoom“, dem Gelsenkirchener Tierpark (geöffnet täglich 9 bis 18.30 Uhr). Mit ihnen ist „Asien“ mitten im Ruhrgebiet komplett, obwohl: Schlafen war ja nicht das Schlimmste. Es gibt noch einen vierten in dieser Raubtier-WG, doch Roger aus einem Zoo in den Niederlanden blieb der Party fern. Nicht wegen des Alters, der sibirische Tiger wird Samstag sieben: Roger hat Zahnschmerzen.

Zwölf Jahre nach dem ersten Spatenstich für „Deutschlands ersten konsequent naturnahen Zoo“ hat das Quartett im 1000 Quadratmeter großen „Reich der Tiger“ ein „neues Zuhause gefunden“, freut sich Oberbürgermeister Frank Baranowski. In Sichtweite der Pandas, in Hörweite der Trampeltiere. Künstliche Felsen haben sie den Tieren gebaut, halbe Baumstämme eingepflanzt und viel Bambus; Baranowski jedenfalls kann sich „vorstellen, dass sie sich wohlfühlen“ (Beobachter kommentierten diese Stelle des Redetextes amüsiert, das sei „womöglich der Tiger in ihm“).

Begrenzte Freiheit

Die Tiger selbst allerdings, mit weit über 200 Kilogramm deutlich gewichtiger, können das noch gar nicht wissen: Viel mehr als ihre „Schaubox“ hinter mehrfach gesichertem und pro Scheibe 300 Kilo schwerem Panzerglas haben sie bislang nicht gesehen. Erst in den kommenden Tagen werden sie in die begrenzte Freiheit entlassen, einer nach dem anderen. Und entdecken, was man den sibirischen Tigern in der sibirischen Kälte des gerade vergangenen Winters erbaute: Eine Million Euro und 2000 Arbeitsstunden hat die Katzen-Anlage gekostet, samt Wasserfall, Badestelle und 999 Pflanzen.

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Hier sollen sie friedlich zusammenleben, die gefährlichen Raubtiere. Das geht, versichert Pfleger Rico Pirl, „wie es überall in der Tierwelt geht, solange keine Frauen dabei sind“. Allerdings munkelte auch jemand etwas von „Aufzuchtprogramm“. Das würde die Hackordnung natürlich ändern. Im Moment noch geht sie so: Thrax ist der Ruhepol. Liegt oft und gern auf dem Rücken. Manu ist auch ein ruhiger Geselle, kuschelt gern mit Thrax, lässt sich aber von Virgil auch anstecken. Denn der „kann unruhig werden“, fauchen und knurren – kann ein Tiger das schwarze Schaf der Familie sein?

Beißen geht derzeit nicht

Unter Brüdern ruhen sie am ersten Publikumstag harmonisch beieinander, eine Tatze auf dem Bauch des anderen, einen Schwanz im übernächsten Gesicht. Zwar wäre da noch Roger, der Holländer. Kratzen wird er können, es heißt, er sei ein Riese. Beißen geht derzeit nicht.