Düsseldorf. Die mutmaßlichen Sauerland-Terroristen kauften über Monate Wasserstoffperoxid für den Bombenbau. Das Bundeskriminalamt bekam nichts davon mit. Einer der Angeklagten geriet erst bei seiner vierten Fahrt zu einem Chemikalienhändler ins Visier der Fahnder.

Die mutmaßlichen Terroristen der Sauerland-Gruppe haben ihre Anschlagsvorbereitungen trotz Überwachung lange vor den Ermittlern des Bundeskriminalamts (BKA) verbergen können. Über Monate kauften sie heimlich Wasserstoffperoxid für den Bombenbau, wie ein BKA-Beamte am Dienstag vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf sagte. So sei der Angeklagte Fritz Gelowicz erst bei der vierten Fahrt zu einem Chemikalienhändler im niedersächsischen Hodenhagen im Juni 2007 beobachtet worden.

Anschließend verfolgten die Ermittler den Angeklagten zu einer von ihm gemieteten Garage in Freudenstadt-Wittlensweiler, wie der Zeuge berichtete. Dort lagerten die Männer die bislang gekauften Kanister. Bei einer Vernehmung des Chemikalienhändlers habe man erfahren, dass Gelowicz bereits dreimal Wasserstoffperoxid-Lösung erworben hatte.

Die Garage hatte der als Rädelsführer der Gruppe geltende Gelowicz den Ermittlungen zufolge unter falschem Namen gemietet und sich dabei als Student aus Stuttgart ausgegeben. Bevor er nach Freudenstadt fuhr, habe er sogar die Nummernschilder seines Mietwagens gegen Stuttgarter Kennzeichen ausgetauscht. Bei der vom BKA beobachteten Fahrt holte Gelowicz unterwegs seinen Mitangeklagten Adem Yilmaz ab, wie der Zeuge sagte. Wer ihn bei den früheren Fahrten begleitet habe, sei dagegen nicht klar.

Bundesanwaltschaft verteidigt Überwachungsmaßnahmen

Bundesanwalt Volker Brinkmann verteidigte am Dienstag nachdrücklich die intensiven Überwachungsmaßnahmen unter anderem mit Peilsendern. Der Kenntnisstand der Ermittler sei Anfang Juli nicht so gewesen, dass man die Männer hätte verhaften und anklagen können. «Wir haben Ende Juni erstmals festgestellt, dass Herr Gelowicz Fässer kauft», sagte er. Danach habe man vorsorgen müssen: Nur mit Peilsendern sei sichergestellt gewesen, dass man mitbekomme, wohin die Fässer gebracht werden.

Die Verteidigung hatte sich zuvor gegen die Verwertung der Erkenntnisse unter anderem aus diesen Maßnahmen gewandt. Diese seien unnötig und damit nicht verhältnismäßig gewesen.

Die zum Islam konvertierten Deutschen Gelowicz und Daniel Schneider, der in Deutschland geborene Türke Atilla Selek und sein Landsmann Yilmaz stehen seit April vor Gericht. Sie sollen eine deutsche Zelle der Islamischen Dschihad Union (IJU) gegründet haben. Die Anklage lautet auf Mitgliedschaft in einer inländischen und in einer ausländischen terroristischen Vereinigung, Vorbereitung eines Sprengstoffanschlags und Verabredung zum Mord. Der 23-jährige Schneider muss sich zudem wegen versuchten Mordes verantworten, weil er bei seiner Festnahme auf einen Polizisten geschossen haben soll. (ap)

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