Essen.. Fünf Geschwister stehen in Detmold vor Gericht. Sie sollen ihre Schwester Arzu Ö. entführt und erschossen haben, weil sie sich in einen Deutschen verliebt hatte. Mitte Januar war die Leiche auf einem Golfplatz bei Hamburg gefunden worden. Das junge Mädchen war mit Kopfschüssen getötet worden.
Sie hatte noch versucht unterzutauchen, hatte in einem Frauenhaus Unterschlupf gefunden, doch am Ende war alles vergebens. Arzu Ö., die 18-jährige Kurdin aus Detmold, musste wohl sterben, weil sie sich in einen Deutschen verliebt hatte. Ab Montag stehen die fünf Menschen, die sie entführt und erschossen haben sollen, vor Gericht. Ihre Geschwister, vier Brüder und eine ältere Schwester.
Es ist ein ambitioniertes Programm, das der Vorsitzende Richter Michael Reineke sich auferlegt hat. Nur fünf Verhandlungstage hat er für diesen "Ehrenmord"-Prozess angesetzt. Dabei schweigen drei der fünf Angeklagten, so wie sie es während der langen Untersuchungshaft schon taten. Die Ermittler suchten da noch fieberhaft nach der verschwundenen Arzu, wochenlang, aber sie sagten kein Wort.
Zwei Brüder haben inzwischen ausgesagt. Sie wollen jedoch nur bei der Entführung Arzus aus der Wohnung ihres deutschen Freundes Anfang November dabei gewesen sein. Arzu sei, sich heftig wehrend, an Armen und Beinen aus dem Haus getragen worden. Danach habe sich die Gruppe getrennt, erzählt Kemal, einer der Brüder. Was danach geschah, wisse er nicht.
Mit Kopfschüssen getötet
Mitte Januar war die Leiche Arzus 250 Kilometer von Detmold entfernt auf einem Golfplatz bei Hamburg gefunden worden. Das junge Mädchen war mit Kopfschüssen getötet worden. Für den am Montag beginnenden Prozess sind insgesamt 30 Zeugen geladen. Darunter auch der Detmolder Bäcker, bei dem Arzu gearbeitet und ihren deutschen Freund kennengelernt hatte.
Arzus Eltern sind nicht als Zeugen geladen. „Gegen den Vater ermitteln wir noch“, erklärt der Detmolder Oberstaatsanwalt Michael Kempkes. Das Verfahren sei von dem der Geschwister abgetrennt worden, auch weil man sich von dem Prozess weitere Erkenntnisse erhofft.
Die Familie von Arzu gehört der Religionsgemeinschaft der Jesiden an, die sehr darauf bedacht sind, unter einander zu heiraten. Sie lebt bereits seit über 30 Jahren in Detmold, galt bis zu dem Verbrechen als sehr integriert. Arzus ältere Schwester etwa hat studiert und arbeitete bei der Stadt Detmold.