Mülheim.

Der Anblick ist ekelhaft und garantiert nichts für empfindliche Mägen: Säckeweise alte Lebensmittelverpackungen, in denen zum Teil die Überreste vor sich hin schimmeln. Dazwischen benutzte Pappteller, zerknüllte Zeitschriften, Unmengen an Zigarettenstummel . . . Ein Müllberg türmt sich unter der Autobahnbrücke am Kolkerhofweg auf. Mitten im Trinkwasserschutzgebiet. Unbekannte haben den Unrat am letzten Wochenende hier illegal abgeladen.

Hans-Peter Raddatz stinkt es! Er ist seit fünf Jahren ehrenamtlicher Landschaftswart. Sein Revier reicht von den Styrumer Ruhrauen an der Grenze zu Oberhausen bis zum Walzenwehr. Und der illegale Müllhaufen liegt mittendrin. „Das ist nicht normal. Wer sammelt so viel?“ Er steht kopfschüttelnd vor dem Abfallberg. Zum Teil seien die Zeitschriften aus dem Jahr 2008. Dass Leute illegal Unrat in der Umwelt entsorgen, kommt in seinem Revier häufig vor – Bauschutt, kistenweise altes Obst. Aber Hausabfall in der großen Menge sei selten.

"Mir wurde schon schlecht von dem ganzen Nikotingeruch"

Sonntagmorgen hat Raddatz den Unrat entdeckt, die Polizei alarmiert. Gemeinsam mit den Beamten durchsuchte er den Müll auf Hinweise nach den Verursachern. „Mir wurde schon schlecht von dem ganzen Nikotingeruch“, der beim Öffnen der Müllsäcke herausströmte. Raddatz und die Beamten wurden fündig: Sie spürten Adressen auf, die auf alten Abo-Zeitschriften klebten. Auch auf einem Schulheft war derselbe Name geschrieben. Es handelt sich anscheinend um eine Familie, die in Styrum wohnte. Während die Polizei den Fall an das Umweltamt weitergab, verfolgte Raddatz die Spur der Adresse: „Ich habe mir das Haus angeschaut. Es steht leer.“

„Wir müssen beweisen, dass derjenige den Müll dort hingeschmissen hat“, erklärt Uwe Schindler, zuständiger Sachbearbeiter der Unteren Abfallwirtschaftsbehörde beim Amt für Umweltschutz, die Problematik. Wenn beispielsweise Adressen in einem illegal abgeladenen Müllhaufen gefunden werden, höre er oft: „Nö, das war ich nicht.“ Darum sei man bei den Ermittlungen auf Zeugen angewiesen, die etwa Autokennzeichen aufschreiben, wenn sie etwas beobachten, und die auch aussagen wollen. In circa zehn bis zwölf Prozent der Fälle werden die Verursacher dingfest gemacht. Adressen werden mittels der Datenbanken der Stadt verfolgt, hier sieht er auch Umzüge, aber nur wenn sie gemeldet wurden.

Acht Fälle täglich

Durchschnittlich sieben, acht Fälle von illegaler Müllentsorgung landen täglich auf dem Schreibtisch von Schindler und seinen Kollegen. Für den Abtransport durch die MEG zahlt die Stadt – zunächst, denn über die Gebühren werden die Kosten umgelegt auf die Bürger. 1. 000 Euro waren es im letzten Jahr.

45.000 Euro sind jährlich eingeplant und müssen bei großen Verschmutzungen auch ausgegeben werden. Etwa vor einigen Jahren, als Diesel in ein Rückhaltebecken in Saarn floss. Kosten für die Reinigung: 50.000 Euro. Wird der Verursacher eindeutig ermittelt, muss er die Entsorgungskosten zahlen. Doppelt so viel Bußgeld wird kassiert – bis zu 100.000 Euro darf die Stadt verhängen.