Bochum/Berlin. . Am Donnerstag wurde in Bochum Halil Simsek festgenommen. Der 27-jährige Student soll die Düsseldorfer El-Kaida-Terrorzelle unterstützt und Anschläge vorbereitet haben. Welche Spur führte die Ermittler zu dem Mann, der im Bochumer Unicenter völlig zurückgezogen lebte?

Halil Simsek führte ein abgeschottetes Leben. Selbst der Kontakt zur Familie wurde seltener. Obwohl der Moslem streng religiös erzogen wurde und sich radikalisiert hatte, mied er gar Besuche in der Moschee. Seine Wohnung im Bochumer Unicenter verließ der 27 Jahre alte Maschinenbau-Student nur, wenn es unbedingt sein musste. Ahnte Simsek, dass er seit Monaten beobachtet wurde?

Fahnder hörten sein Telefon ab, lasen seine Mails und Briefe, ließen den Mann nicht aus dem Auge. Seit Donnerstag sitzt er in Bochum im Gefängnis. Simsek verweigert jede Aussage. Polizei und Justiz sind sich sicher, dass er so schnell nicht frei kommt.

Spur zu El Kaida

Simsek soll die Düsseldorfer Terrorzelle unterstützt und Anschläge weiter vorbereitet haben, nachdem die Gruppe am 29. April verhaftet worden war. Die Festnahme ist ihr vorerst letzter Erfolg im Kampf gegen den islamischen Terrorismus in Deutschland. Diesmal führt die Spur sogar direkt zu El Kaida.

Sie griffen zu – aus Unsicherheit. Sie wussten, dass er sich erst um Sprengstoff und alsbald nur noch um eine Waffe bemühte, aber nicht, ob er sie schon besaß und was er vorhatte. Seit dem Anschlag in Mumbai, seit Terroristen in einem Hotel auf Menschen schossen, sind die Ermittler sensibilisiert. Seither halten sie Killerkommandos für möglich. Sie verfolgten auch Kontakte eines „Abdullah“ zu El-Kaida-Leuten auf der arabischen Halbinsel. Sie waren sich nicht sicher, ob der Student Abdullah war. Immerhin war Simsek nie in der Region gewesen, hielt sich in keinem Ausbildungslager auf. Die Zweifel sind ausgeräumt. Man fand bei Simsek eine SIM-Karte mit der Rufnummer des Anonymus in Arabien. Simsek war Abdullah. Nachdem die Zelle um Abdeladim El-Kebir in Düsseldorf aufflog, war Simsek unsicher. Er bat bei El Kaida um Anweisungen.

Die Fahnder fanden Technik-Ausrüstung bei Simsek

Überhaupt, eine reiche Beute machten die Ermittler. Der Mann war bestens ausgerüstet. Sie fanden in Bochum taktische Einsatzhandschuhe (um Waffen auch bei schlechtem Wetter zu bedienen), Magnetkartenleser, Geld, dazu Schlagschlüssel für Einbrüche, falsche Papiere mit italienischen Personalien, Mietverträge für Wohnungen, einen Apparat, um elektronische Wanzen zu finden, Handys, PCs, Festplatten, USB-Sticks.

Über Internetforen nahm Simsek Kontakt zu Kriminellen in Kiel und Hamburg auf. Sie besorgten ihm Material, und über Ebay ergaunerte er sich, wie berichtet, Geld mit Betrügereien. Bei ihnen hatte Simsek auch die Waffe bestellt.

Kontakte zwischen Terroristen und Kriminellen sind nicht ungewöhnlich

Kontakte zwischen Terroristen und Kriminellen sind nicht ungewöhnlich. So haben die Terroristen von Madrid den Sprengstoff für ihren Anschlag von Kriminellen gekauft. Direkt getroffen haben sich Simsek und seine Beschaffer aber nie. Vom islamistischen Hintergrund wussten die Kriminellen nicht.

19 Räume wurden durchsucht, zehn in Kiel, neun im Rhein-Ruhr-Raum. Ein deutsch-iranischer, zwei türkische Bürger und noch ein Marokkaner stehen im Verdacht, Simsek unterstützt zu haben. Jeder von ihnen weist jede Schuld von sich. Sie sind auf freiem Fuß, weil die Ermittler zu wenig gegen sie in der Hand haben. Ein Ziel oder ein Datum für einen Anschlag hatte Simsek auch noch nicht ausgemacht.

El Kaida verlor viel Schlagkraft; möglich, dass der Kontakt zu Zellen in Deutschland abreißt. „Dazu wissen wir zu wenig“, so ein Ermittler. Simsek verhielt sich hoch konspirativ. Seine Kommunikation hat er immer verschlüsselt, gleich mehrere Wohnungen wurden angemietet. Warum? Bevor sie im Dunkel tappten, griffen die Ermittler zu.