Düsseldorf/Oberhausen. . Medienministerin Schwall-Düren und Schulministerin Löhrmann wollen Schüler einen kritischen Umgang mit digitalen Geräten und Online-Segnungen vermitteln. Der Medienpass soll’s richten.

Die rot-grüne Landesregierung will sich der digitalen Wirklichkeit in Nordrhein-Westfalens Klassenzimmern stellen. Ein Medienpass soll Mädchen und Jungen fit machen für einen verantwortungsvollen Umgang mit elektronischen Medien. Wie die Kinder zu medienkritischen Bürgern gemacht werden sollen, will das Land NRW gemeinsam mit Öffentlichkeit, Experten und Pilotschulen erarbeiten. Elsa-Brandström-Gymnasium in Oberhausen gehört dazu.

Dass die Schule sich der digitalen Zukunft geöffnet hat, verdankt sie Marco Fileccia. Der 48-jährige Lehrer für Sozialwissenschaften, Biologie und Informatik („Ich kann ohne mein Smartphone nicht leben“) machte sich bereits vor 15 Jahren dafür stark, „Schulen ans Netz“ zu bringen. „Ich bin daran interessiert, die Chancen zu sehen, die die Neuentwicklungen mit sich bringen“, sagt der Oberhausener. Zugleich weiß er um die Risiken, die ein unbedarfter Umgang mit Daten und Dateien mit sich bringt. Feliccia sieht sich als „kritischer Freund der Schüler“. Deshalb trainiert er das Reflexionsvermögen seiner Schülerschar.

Eine 20-köpfige Arbeitsgemeinschaft (AG) aus den Stufen acht und neun will Unterstufler über Chancen und Risiken sozialer Netzwerke wie SchülerVZ und Facebook aufklären. Deshalb haben sich alle Mitglieder der AG zu „SchülerVZ-Scouts“ ausbilden lassen. Sie warnen vor den Gefahren des Online-Mobbings und den Folgen des Missbrauchs von Urheberrechten.

Zudem gründete Fileccia eine Spieletester-AG. Sie sichtet und bewertet Neuerscheinungen, für Mitschüler, Lehrer, Eltern.

Logisch, dass Fileccia als Autorität auf einem Gebiet gilt, das vielen Kollegen und Eltern nach wie vor so unbekannt ist wie der Amazonas-Dschungel. Immer wieder erreichen Fileccia Anfragen anderer Schulen, auch bei Fortbildungen ist er gern gesehen.

Die Landesregierung will aber mit ihrem Plänen nicht erst in der fünften Klasse anfangen. Vielmehr beabsichtigen Medienministerin Angelica Schwall-Düren (SPD) und Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne), bereits Grundschüler in die Wunderwelt elektronischer Medien einzuführen. „Jedes Kind“, befand die Medienministerin, „muss Zugang zu Medien und Medienbildung haben.“ Die Schulministerin sekundierte: „Unser Ziel ist es, einen Kompetenzrahmen zu entwickeln. der Lehrerinnen und Lehrern sowie pädagogischen Fachkräften der Jugendarbeit als Orientierung dienen soll.“

Fachliche Unterstützung liefert die Landesanstalt für Medien (LfM) in Düsseldorf. Die Institution startete einst als Medienaufsicht für den privaten Rundfunk in NRW. Längst hat sie Medienpädagogik als Betätigungsfeld entdeckt. Kein Wunder, dass LfM-Chef Jürgen Brautmeier die präziseste Begründung des Projekts lieferte. Medienkompetenz sieht er als „Schlüsselkompetenz, die in hohem Maße zu einem chancengerechten Bildungszugang sowie zu einer größtmöglichen Teilhabe des Einzelnen am gesellschaftlichen und politischen Leben beiträgt“.

Gut gemeinte Worte. Doch bald sollen Taten folgen. Im Februar 2012 beginnt die Pilotphase an Schulen.