Gelsenkirchen. . Der Sexualstraftäter Karl D.ist nach WAZ-Informationen aus dem Raum Heinsberg nach Gelsenkirchen gezogen. Er ging dort offenbar freiwillig ins Gefängnis, um seine Familie zu entlasten. Woanders fand er keine Bleibe.
Er ist einer der bekanntesten Sexualstraftäter des Landes. Karl D., der Mann, der nach seiner Entlassung aus der Haft von seinem Bruder im rheinischen Heinsberg aufgenommen wurde. Zwei Jahre lebte er im Dorf des Bruders, angefeindet, verhasst, rund um die Uhr bewacht von Polizisten. Weil alle seine Bemühungen woanders unterzukommen, scheiterten, ging er nun freiwillig ins Gefängnis. Nach WAZ-Informationen befindet er sich bereits seit rund drei Wochen in einer geschlossenen Anstalt in Gelsenkirchen.
„Es ist ein Trauerspiel“, sagt Karl D.s Aachener Anwalt Wolfram Strauch, „und es sagt viel über unsere Gesellschaft aus, dass ein Mann, der seine Strafe verbüßt hat, draußen so verfolgt wird, dass er ins Gefängnis zurückgeht“.
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Die Gesellschaft, in Gestalt der Anwohner, sieht das überwiegend anders. Denn die Sachverständigen bescheinigten dem Staplerfahrer weiter „hochgradige Gefährlichkeit“. Er hatte ja nicht nur 1994 im bayrischen Geretsried zwei Mädchen sadistisch vergewaltigt – zehn Jahre zuvor hatte er schon eine 17-Jährige geschändet. Dass er nun nach insgesamt 20 Jahren Gefängnis frei ist, hat damit zu tun, dass damals keine Sicherungsverwahrung angeordnet wurde. Nachträglich konnte man Karl D., trotz der Versuche der Staatsanwaltschaft, nicht sicherungsverwahren.
Die Staatsanwälte und Gutachter warnten dringlichst bei seiner Freilassung, und so war es kein Wunder, dass der Landrat von Heinsberg die Ankunft von Karl D. so schnell als möglich kundtat. Es war offenbar gewünscht, dass die Bürger demonstrierten, was sie monatelang ausgiebig taten vor dem Haus der Familie.
Der heikle Neuzugang
In Gelsenkirchen hat man es nun nicht so eilig damit, den heiklen Neuzugang vorzustellen. Die Polizei wehrt ab, die Stadtverwaltung lässt die Rollos runter. Das Justizministerium gibt auf WAZ-Anfrage lediglich zu Protokoll: „Der Mann ist in einer geschlossenen Einrichtung des Justizvollzugs untergebracht.“ Und auch an der Gelsenkirchener Munckelstraße, bei der Sozialtherapeutische Anstalt, verweist man wie allerorten auf den Datenschutz.
Aber die Situation ist tatsächlich anders als im Kreis Heinsberg: Das Gefängnis mit seinen 57 Haftplätzen ist genau für solche Fälle ausgelegt, soll ein höchst mögliches Maß an Sicherheit garantieren. Und mindestens seit einem Jahr bemüht sich Karl D. bereits darum, seiner Familie nicht mehr zur Last zu fallen. So versuchte sein Bewährungshelfer früh, ihn in einem Kölner Übergangswohnheim für ehemalige Strafgefangene unterzubringen. Doch als klar wurde, dass ihn die Polizei auch dort bewachen würde, lehnte man Karl D. ab.
Nirgendwo eine Bleibe gefunden
Zwischendurch soll Karl D. bereits einen Mietvertrag für eine Wohnung in Mönchengladbach in der Tasche gehabt haben. „Aber die Bildzeitung machte ihn bald ausfindig, warnte mit großer Schlagzeile vor ihm und schon war er wieder wohnungslos“, sagt sein Anwalt Strauch.
Vor wenigen Wochen versuchte der Mann noch einmal in Berlin unterzutauchen. Doch auch in diesem Wohnheim konnte er nicht bleiben. „Dort hat ihn die Polizei noch intensiver beobachtet, so dass der Sozialarbeiter ihn aufforderte, die Einrichtung zu verlassen, ihm sogar ein Zugticket bezahlte“, so Strauch.
Nun also Gelsenkirchen. „Die Menschen sind hier in der Regel zwischen drei und fünf Jahren untergebracht“, sagt Anstaltsleiter Carsten Heim. Aber Karl D. ist ja freiwilliger Gast. Er kann sich also jederzeit selbst entlassen, muss dafür aber einen Antrag stellen. Dann aber würde er sofort wieder dauerüberwacht, heißt es. Dann geht das Spiel wohl von Neuem los.