Aachen. Der Heinsberger Sexualstraftäter Karl D. möchte freiwillig in eine geschlossene Klinik, teilt sein Anwalt mit. Zuvor hatte der Mann in Berlin vergeblich nach einer Wohnung gesucht. Im Heimatort seiner Familie war er permanentem Protest ausgesetzt.

Im Fall eines aus der Haft entlassenen und seitdem unter Polizeibeobachtung stehenden Sexualstraftäters scheint sich nun eine Lösung abzuzeichnen. Sein Mandant habe vor, sich in eine geschlossene Einrichtung aufnehmen zu lassen, sagte Rechtsanwalt Wolfram Strauch der Nachrichtenagentur dapd am Montag und bestätigte einen Bericht der „Aachener Zeitung“. Berichte, wonach die Rheinischen Landeskliniken in Düren sein Ziel seien, wollte der Anwalt nicht bestätigen.

In den vergangenen Tagen habe er sich erfolglos um eine Wohnung in Berlin bemüht, sagte er weiter. Sein Aachener Psychotherapeut, der Karl D. seit zwei Jahren betreut, hatte laut dem Medinbericht festgestellt, dass D. unter „tiefer Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und geäußerten Gedanken der Suizidbereitschaft“ leide.

Das Schicksal des Sexualstraftäters hatte in den vergangenen Monaten für viel Aufsehen gesorgt. Er hatte bis Ende Februar 2009 in Bayern eine 14-jährige Haftstrafe verbüßt, weil er zwei 14 und 15 Jahre alte Mädchen vergewaltigt hatte. Zuvor war er bereits 1984 wegen der Vergewaltigung eines 15-jährigen Mädchens zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Eine nachträgliche Sicherungsverwahrung hatte das Landgericht München abgelehnt.

Rund um die Uhr von Polizei überwacht

Nach der Entlassung aus dem Gefängnis hatte ihn die Familie seines Bruders in Heinsberg aufgenommen. Zum Schutz der Bevölkerung ordnete der Landrat des Kreises Heinsberg eine Dauerüberwachung des verurteilten Schwerverbrechers an. Seitdem wird der Mann von mehreren Zivilpolizisten rund um die Uhr begleitet.

Ende Januar hatte das Aachener Verwaltungsgericht die 24-Stunden-Überwachung des Mannes und der Familie seines Bruders für rechtens erklärt. Die Kläger hatten argumentiert, in ihrer Privatsphäre verletzt zu werden. Dies sei jedoch hinzunehmen, hieß es in der Urteilsbegründung. Laut einem Gutachten ist der Sexualstraftäter nach wie vor gefährlich.

In der vergangenen Woche war D. nach Berlin gereist. Dort hielt er sich in einem Jugendhotel und dann in einer Stadtmission auf. Während dieser Zeit wurde er ebenfalls von Polizisten begleitet. Nach Angaben der Aachener Polizei befindet sich D. seit Freitagabend wieder in der Region Aachen und hat sich eine vorübergehende Unterkunft gesucht. „Er wird weiterhin rund um die Uhr bewacht“, sagte ein Sprecher. Mehrere Polizisten in Zivil würden den Sexualstraftäter beobachten.

„Aufnahme in eine normale geschlossene Station wäre nicht möglich“

Dass Karl D. in die Rheinischen Landeskliniken in Düren aufgenommen werden will, kann der Landschaftsverband Rheinland als Klinikbetreiber bislang nicht bestätigen. „Er befindet sich nicht in einer unserer Kliniken und wir haben auch bisher keine Anfrage vorliegen“, sagte Klinik-Sprecherin Katharina Landorff auf dapd-Anfrage. Bevor eine Aufnahme erfolge, müsse zunächst überprüft werden, ob ein Patient behandlungsbedürftig sei und eine entsprechende Therapie angeboten werde.

Beim verurteilten Sexualstraftäter Karl D. sieht die Kliniksprecherin allerdings eine Ausnahmesituation vorliegen. Bei einer möglichen Aufnahme müssten auch das Wohl der anderen Patienten bedacht werden und „sehr, sehr hohe Anforderungen“ gelten. „Die Aufnahme in eine normale geschlossene Station wäre nicht möglich“, sagte Landorff und verwies auf eine gemeinsame Belegung der Stationen mit Männern und Frauen. (dapd)