Essen. .
Auf mehreren Autobahnen kam es zu Staus. Auf der Bundesstraße 70 bei Borken verunglückte ein Streufahrzeug. Bei Schneefall und Straßenglätte geriet das Fahrzeug auf den Seitenstreifen und rutschte anschließend in einen Graben. Das Streugut, bestehend aus Salz und Sole, rutschte von der Ladefläche. Zur Bergung des Fahrzeuges wurde eine Spezialfirma bestellt. Zur Sicherung der Ladung war die Feuerwehr im Einsatz. Verletzt wurde niemand.
Flughafen Düsseldorf vom Schnee blockiert
Der Düsseldorfer Flughafen war wegen der Schneefälle am Freitag mehrere Stunden lang gesperrt. Seit 11.00 Uhr konnten am drittgrößten deutschen Flughafen wieder Flugzeuge starten und landen. Der Flugbetrieb konnte vorläufig aber nur über eine Start- und Landebahn abgewickelt werden. Auch aufgrund der Wetterbedingungen an anderen Flughäfen mussten Reisende mit Flugausfällen und Verspätungen rechnen. "Alle Beteiligten arbeiten mit Hochdruck daran, dass sich der Flugplan wieder normalisieren kann", teilte der Flughafen mit.
Wegen des starken Schneefalls in der Nacht und am Morgen war der Flugbetrieb um 6.00 Uhr gar nicht erst aufgenommen worden. Seitdem wurden etwa 65 Starts und Landungen gestrichen. Insgesamt hat der Düsseldorfer Flughafen für Heiligabend mit 335 Starts und Landungen sowie 30.000 Passagieren gerechnet. Das ist ein deutlich geringeres Verkehrsaufkommen als üblich. Die wartenden Reisenden verhielten nach sich Angaben von Beobachtern ruhig. Einige sangen Weihnachtslieder.
Verkompliziert wurde die Lage durch eine herrenlose Reisetasche in einem der Terminals. Polizei und Sprengstoffexperten untersuchten am Mittag die Tasche. Sie war leer. An anderen Terminals ging der Betrieb weiter.
Zugausfälle bei der Bahn
Bei der Bahn kam es zu teils starken Verspätungen und Zugausfällen. Sperrungen auf der Bahnstrecke von Hannover nach Berlin hatten auch Auswirkungen auf den Fernreiseverkehr in NRW. Bis zum Nachmittag rechnete die Bahn mit einer Entspannung der Lage zumindest beim Nahverkehr.
Eine eingefrorene Weiche machte der NordWestBahn und ihren Fahrgästen am Heiligabend das Leben schwer. Die Weiche blockierte ein Depot, in dem fünf Triebfahrzeuge abgestellt waren, die zwischen Xanten und Duisburg im Regionalverkehr eingesetzt werden sollten. Es mussten Ersatzzüge beschafft werden.
Busse und Straßenbahnen fuhren in zahlreichen NRW-Städten gar nicht oder nur eingeschränkt. In der Landeshauptstadt Düsseldorf kam der öffentliche Personennahverkehr weitgehend zum Erliegen. Die Fahrplanauskunft der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen im Internet brach nach dem Verkehrschaos zwischenzeitlich zusammen. In Aachen stellten die Busse ihren Betrieb ein.
Historischer Schneefall an Heiligabend
Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sind auch am Freitagnachmittag "leichte bis mäßige Schneefälle" in NRW zu erwarten. Bei stark böigem Nordostwind besteht weiterhin die Gefahr von Schneeverwehungen. Am Abend und in der Nacht wird von Norden her mit nachlassendem Schneefall gerechnet. Bis Samstagmorgen sollen in den nördlichen Landesteilen nochmals zwei bis fünf Zentimeter Schnee fallen.
Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat es laut DWD keine vergleichbaren Schneefälle an Heiligabend zwischen Rhein und Weser gegeben. "Das hat es so nach unseren Erkenntnissen so noch nicht gegeben", sagte ein DWD-Meteorologe in Essen. Von Ostwestfalen bis zum Niederrhein sei Neuschnee von 5 bis 15 Zentimeter gefallen. In der Eifel habe man sogar 20 Zentimeter Neuschnee verzeichnet.
Dach in Münster eingestürzt
In Münster ist aufgrund der Schneemassen am Heiligabend das Dach einer Sporthalle eingestürzt. Nach Angaben der Polizei vom Freitag wurde niemand verletzt. Die Feuerwehr habe das Gelände abgesperrt. Die Halle sei nicht in Benutzung gewesen. Über die Höhe des Sachschadens machte die Polizei keine Angaben.
Aufgrund der starken Schneefälle hat auch die Stadt Aachen ihre Bürger vor der Gefahr einstürzender Dächer gewarnt. Kommune, Feuerwehr und Polizei wiesen gemeinsam darauf hin, dass wegen der erhöhten Schneelasten auf den Gebäuden "akute Einsturzgefahren bestehen können". Daher wurde vor dem Betreten von Dachflächen, insbesondere bei Flachdächern, gewarnt.
Fernverkehr stark gebremst
Bei der Bahn kam es durch vereiste Oberleitungen, Schneeverwehungen und umgestürzte Bäume zu massiven Störungen im Fern- und Regionalverkehr. Die Strecke zwischen Berlin und Hannover war in der Nacht zu Heiligabend nach Eisregen gesperrt, rund 725 Fahrgäste saßen in einem IC- und vier ICE-Zügen mehrere Stunden auf freier Strecke fest. In allen Zügen funktionierten nach Angaben der Bahn Strom und Heizung, die Fahrgäste wurden mit Speisen und Getränken versorgt. Aufgrund der extrem vereisten Straßen entschied die Bahn, die Fahrgäste nicht zu evakuieren. Die fünf stehenden Züge konnten am frühen Morgen aus eigener Kraft oder mithilfe von Schlepploks ihre Fahrt fortsetzen.
Die Bahn erstattete den betroffenen Passagieren die Fahrtkosten und bot darüber hinaus eine zusätzliche Kulanzzahlung von 250 Euro an. Die Sperrung der Strecke Braunschweig-Magdeburg, die ebenfalls von Eisregen betroffen war, bestand am Freitag zunächst weiter.
Nach starken Schneeverwehungen wurde zudem der Zugverkehr zwischen Stralsund und Prenzlau sowie zwischen Stralsund und Binz auf Rügen eingestellt. In Nordrhein-Westfalen und im Raum Hamburg sowie in Schleswig-Holstein führten starke Schneefälle zu Weichenstörungen. Wo die Züge fuhren, mussten die Reisenden zum Teil erhebliche Verspätungen hinnehmen