Berlin. .

Schnee und Glätte sorgen auf überfüllten Autobahnen in NRW am Donnerstagnachmittag für lange Staus. In einigen Kreisen wurde der Busverkehr eingestellt. Auch bei der Bahn gibt es Verspätungen.

Schnee, glatte Straßen, Feierabendverkehr und Weihnachtsurlauber – da all diese Faktoren in diesen Stunden gleichzeitig aufeinandertreffen, drohen mal wieder chaotische Verhältnisse auf den Straßen in NRW. Der WDR meldet um 16.15 Uhr Staus und stockenden Verkehr auf mehr als 270 Kilometern, um 17:31 Uhr waren es noch 182 Kilometer. Die meiste Geduld müssen die Fahrer derzeit auf der A45 Gießen Richtung Hagen (20 Kilometer) und auf der A43 Wuppertal Richtung Recklinghausen (20 Kilometer) aufbringen.

Zudem fahren im Märkischen Kreis, im Kreis Soest sowie in Arnsberg und Sundern keine Busse mehr. Im Kreis Soest ist es besonders gefährlich: Dort gibt es gefrierenden Regen. Die Stadt Werdohl verfügt über keinen Krümel Salz mehr und konnte deshalb den extrem steilen Aufstieg der Landstraße 655 Richtung Lüdenscheid nicht eisfrei halten. Der Baubetriebshof des Kreises Soest teilt mit, dass die Kreisstraßen aufgrund der Witterung ab sofort nicht mehr gestreut werden. Hartwig Thiele vom Baubetriebshof des Kreises Soest: „Liegt das Salz auf der Straße, dauert es keine halbe Stunde, bis sie wieder überfroren ist.“ Morgen werden nur Steigungsstrecken gestreut, kündigte Thiele an. Auf den übrigen Strecken werde eine sogenannte Weißräumung vorgenommen. Das bedeutet, dass lose gefahrener Schnee zur Seite geräumt wird.

Warnung der Unwetterzentrale für NRW

Die Unwetterzentrale hat um 15.56 Uhr für ganz NRW eine Warnung herausgegeben. So ziehen verbreitet teils kräftige Niederschläge durch. Diese fallen vor allem in den südöstlichen Landesteilen zunächst meist als Schneeregen oder Regen und streckenweise ist starke Glatteisbildung möglich! Auf Nebenstrecken und Wegen sind außerdem noch weiterhin streckenweise Glätte durch Schnee oder Schneematsch möglich. Bis in die Nacht zum Freitag gehen die Niederschläge mehr und mehr in Schnee über. Vor allem nachts gibt es deshalb verbreitet Schneeglätte, in freien Lagen auch Schneeverwehungen.

Auch bei der Deutschen Bahn gibt es mittlerweile einige Probleme – auf der Interseite ist unter anderem von witterungsbedingten Störungen und Verspätungen durch hohes Fahrgastaufkommen die Rede.

Glatteis hat am Donnerstagmorgen in Teilen Deutschlands den Verkehr behindert. Vor allem in Nord- und Ostdeutschland führten Schneefall und gefrierender Regen zu gefährlichen Straßenverhältnissen. Die Zahl der Unfälle hielt sich aber in Grenzen. Bis Freitagvormittag soll laut Deutschem Wetterdienst (DWD) vor allem im Norden und Westen Glättegefahr bestehen.

In Hamburg hatte es in der Nacht und am Morgen wieder mehrere Zentimeter Neuschnee gegeben. Rund 70 Mal krachte es laut Verkehrsleitzentrale seit Mittwochabend auf den Straßen der Hansestadt. Zumeist sei es bei Blechschäden geblieben, teilweise habe es aber auch Verletzte gegeben. Im Hamburger Hafen war der Schiffsverkehr beeinträchtigt. Sechs Eisbrecher waren im Dauereinsatz, wie eine Sprecherin der Hamburg Port Authority sagte.

Salzmangel allerorts

Die schwierigen Straßenverhältnisse hatten auch einige Straßensperrungen zur Folge. In Brandenburg war die Autobahn 24 bei Neuruppin am Morgen für drei Stunden in Richtung Hamburg komplett gesperrt. Dort hatten sich mehrere Unfälle ereignet.

In Niedersachsen wurden einige Autobahnabschnitte für den Lkw-Verkehr gesperrt. Betroffen waren vor allem die A 2 Hannover-Magdeburg und die A 39 Salzgitter-Wolfsburg. Wegen Salzmangels konnten die niedersächsischen Hauptverkehrsstraßen trotz Eisregens nur eingeschränkt gestreut werden, hieß es aus dem Landeswirtschaftsministerium.

Hochwasser durch Tauwetter

Auch andernorts wird wegen des knapp werdenden Salzes nur eingeschränkt Winterdienst geleistet. Der bayerische Gemeindetagspräsident Uwe Brandl (CSU) teilte mit, dass sich wegen des strengen Winters die Preise für Streusalz in den vergangenen Wochen mehr als vervierfacht hätten. „Normalerweise kostet eine Tonne Streusalz 60 bis 70 Euro. Derzeit werden von den Firmen bereits 250 bis 300 Euro pro Tonne Streusalz verlangt.“

Im Saarland hatte das Tauwetter Hochwasser zur Folge. Einige Straßen wurden wegen Überflutung gesperrt. Betroffen war unter anderem die Stadtautobahn Saarbrücken. Den Scheitelpunkt sollte das Hochwasser nach Einschätzung der Behörden gegen Abend erreichen. Ebenfalls wegen Hochwassers waren Teilstücke der Bundesstraße 51 bei Kleinblittersdorf und Güdingen gesperrt.

Bahn rechnet mit Verspätungen

Auch in Rheinland-Pfalz stiegen die Wasserpegel. Laut dem Meldezentrum in Trier lag der Pegel der Mosel am Vormittag bei 7,51 Metern. Der Scheitel wird zu Heiligabend gegen 12.00 Uhr mit einer Höhe von 8,30 Metern erwartet. Einige Uferstraßen wurden gesperrt. Im Raum Trier ist die Mosel nach Angaben des Wasser- und Schifffahrtsamtes seit dem frühen Morgen für den Schiffsverkehr gesperrt. Rhein und Nahe führten laut Meldezentrum nur geringes Hochwasser, es wurde mit einem Rückgang der Pegelstände gerechnet.

Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt am Main herrschte am Donnerstag nahezu wieder Normalbetrieb. Für die 30 am Vormittag ausgefallenen Flüge seien Behinderungen an anderen europäischen Flughäfen verantwortlich, sagte ein Flughafensprecher.

Geduld ist weiter bei den Fahrgästen der Bahn gefragt. Das Unternehmen rechnet nach wie vor mit Verspätungen und Zugausfällen.

Die Erwärmung, die zu dem Glatteis führte, dürfte im Übrigen nur von kurzer Dauer sein. Tief Scarlett soll in den kommenden Tagen wieder zum Teil ergiebigen Schneefall bringen. Nach null bis sechs Grad am Donnerstag fallen die Temperaturen am Weihnachtswochenende wieder verbreitet unter den Gefrierpunkt. (dapd)