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Hochtief bezieht Stellung gegen das „nicht freundliche“ Übernahmeangebot des spanischen Großaktionärs ACS. Der deutsche Konzern habe noch kein Angebot erhalten, hieß es.

Der Hochtief-Konzern wappnet sich offenbar gegen eine Übernahme durch den spanischen Bauriesen ACS: Am Freitag sagte Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter gegenüber dieser Zeitung: „Niemand kann erwarten, dass ich das Verhalten von ACS als freundlich auffasse.“ Hochtief habe auch noch kein Angebot erhalten. Sobald eine Offerte vorliege, werde der Konzern diese zusammen mit externen Fachleuten in allen Punkten prüfen und bewerten. Details zum weiteren Vorgehen wollte Lütkestratkötter nicht nennen.

So sagte Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter auf die Frage, ob das Angebot von ACS feindlich sei: „Das müssen wir so auffassen.“ Er sei sehr überrascht von dem Vorstoß des spanischen Konzerns, der bereits knapp 30 Prozent an Hochtief hält. „Es gab keine Vorankündigung“, so Lütkestratkötter gegenüber DerWesten.

„Leck auf der ACS-Seite“

Der Hochtief-Chef sagte weiter, er habe erst am Donnerstag über Internet-Medien von dem Übernahmeangebot erfahren. Dass diese Meldungen in Umlauf gekommen sind, sei „auf ein Leck auf der ACS-Seite“ zurückzuführen. Dafür habe sich ACS entschuldigt. „Dass muss ich so hinnehmen“, sagte Lütkestratkötter.

Lütkestratkötter erklärte, dass ihm noch kein Angebot vorliege. Wenn dies komme, „werden wir es Punkt für Punkt prüfen und eine Empfehlung an unsere Aktionäre abgeben“.

Ob dabei möglicherweise ein so genannter Weißer Ritter ins Spiel kommt, ist unklar. Dabei handelt es sich um ein Unternehmen, das bei einer feindlichen Übernahme dem Übernahmekandidaten zu Hilfe eilt. ACS galt dabei selbst bei seinem 25,08-prozentigen Einstieg bei Hochtief vor drei Jahren als Weißer Ritter. Das hat sich geändert: ACS hält nun knapp 30 Prozent und will den Hochtief-Anteil auf über 50 Prozent aufstocken.

Hochtief-Chef verärgert

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Von diesem Vorstoß zeigte sich Lütkestratkötter überrascht. „Wir haben ACS immer so verstanden, dass sie keine weiteren Anteile erwerben wollen“, so der Hochtief-Chef. Verärgert zeigte er sich zudem, weil das Angebot seiner Meinung nach nicht den Wert von Hochtief widerspiegelt. So bietet ACS einen Aktientausch von acht ACS-Papieren gegen fünf Hochtief-Aktien an. Das entspräche einem Marktwert von 4,2 Milliarden Euro. Doch allein der Wert der 55-prozentigen Beteiligung von Hochtief an der australischen Tochter Leighton wird mit 4,1 Milliarden beziffert. Lütkestratkötter: „Wo für Hochtief und seine Aktionäre die Vorteile der Übernahmeofferte liegen, erkennen wir nicht.“

Doch was hat das Unternehmen für Abwehr-Möglichkeiten – und wie sieht eine feindliche Übernahme aus? Dazu Marco Cabras, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz: „Bei einer feindlichen Übernahme will ein Unternehmen ein anderes gegen dessen Willen kaufen und versucht dies zunächst so lange wie möglich zu verschleiern.“ Anschließend mache das Unternehmen den anderen Aktionären ein Angebot, das in der Regel als zu niedrig abgelehnt wird.

Weißer Ritter

Die Offerte werde dann nachgebessert – eben bis die Aktionäre sich dafür entscheiden und eine Mehrheit der Anteile steht. Oft gibt das übernommene Unternehmen vorher den Widerstand auf, wenn die Bedingungen stimmen.

Das war 2000 bei der feindlichen Übernahme von Mannesmann durch den britischen Vodafone-Konzern der Fall. Traurige Berühmtheit erlangte dieser Fall aber, weil Vodafone dem Management und den Arbeitnehmer-Vertretern von Mannesmann die Zustimmung mit Geldzahlungen schmackhaft machte.

Konzerne können aber auch versuchen, die Übernahme abzuwehren. Eine Möglichkeit dazu ist ein Weißer Ritter, der das feindliche Angebot überbietet – mit Zustimmung der Firma, die übernommen werden soll. Ein Fall war 2006 der Pharmakonzern Schering: Dabei bot Bayer den Aktionären mehr als Konkurrent Merck. Im Gegenzug sicherte Bayer Schering zu, dass der Firmensitz und die Arbeitsplätze in Berlin blieben.

Giftpillen gegen feindliche Übernahmen

Zudem setzen Konzerne auch so genannte Giftpillen gegen feindliche Übernahmen ein. Ein Beispiel dafür ist eine Kapitalerhöhung, die die Übernahme verteuert.

Ob Hochtief eine dieser Möglichkeiten zieht, oder ACS eben doch das Essener Unternehmen schluckt, wird die mittelfristige Zukunft zeigen. Denn: „Das Ganze kann bis zu einem Jahr dauern“, so Aktionärsexperte Cabras.