Madrid. .
Königlicher Fußballpräsident, reicher Milliardär, mächtiger Bauunternehmer: Señor Pérez liebt große Projekte. Der 63-Jährige will mit seinem Mega-Mischkonzern ACS den deutschen Baumulti Hochtief schlucken.
Real-Madrid-Chef Florentino Pérez liebt deutsche Wertarbeit. Aufrecht steht er in seiner Präsidenten-Loge im Bernabeu-Fußballstadion in der spanischen Hauptstadt Madrid, applaudiert euphorisch seinen beiden deutschen Neuerwerbungen Mesut Özil und Sami Khedira. Nun hat Spaniens mächtigster Unternehmer Hunger auf mehr: Der 63-Jährige will mit seinem Mega-Mischkonzern ACS den deutschen Baumulti Hochtief schlucken, an dem er bisher mit knapp 30 Prozent beteiligt ist.
„Wir wollen weltweit die Nummer eins in der Bauwirtschaft werden“, lautet Pérez’ Marschroute.
Das sind große Projekte, wie sie Pérez liebt: Präsident des umsatzstärksten Fußballklubs der Welt. Chef des mächtigsten Bauunternehmens Europas. Und als Multi-Milliardär einer der reichsten Männer Spaniens.
Mit einer Pesete im Geschäft
Die Glückssträhne des Florentino Pérez begann vor fast 30 Jahren, als der Ingenieur für den symbolischen Preis von einer Pesete eine bankrotte Baufirma kaufte: der Grundstein für sein Bau- und Immobilienreich ACS.
Viele Jahre genährt durch den spanischen Bauboom erwirtschafte ACS auch voriges Jahr, mitten in Spaniens Immobilienkrise, mit 140 000 Angestellten noch knapp zwei Milliarden Euro Gewinn. Vor allem, weil ACS inzwischen nicht nur auf Steine und Straßenbau setzt, sondern auch auf Energie, Müllentsorgung, Telekommunikation, Umwelttechnologie, Autobahn- und Flughafenbewirtschaftung.
Das Auslandsgeschäft wird kontinuierlich ausgebaut. Da passt der Essener Konzern Hochtief, der vor allem außerhalb der Heimat Geld verdient, hervorragend dazu.
Taktischer Schachzug
Spaniens Bau- und Fußball-„König“ hat aber keine Eile mit der Übernahme des deutschen Riesen. Das bisherige öffentliche Angebot, das für die weit verstreuten Hochtief-Aktionäre nicht besonders attraktiv ist, gilt als taktischer Schachzug: Mit seiner Übernahmeofferte kommt er dem Gesetz nach, das diesen Schritt vorschreibt, sobald der Unternehmensaktien-Anteil auf mehr als 30 Prozent ausgebaut wird. Bisher hält der Spanier 29,9 Prozent an Hochtief. In den nächsten Monaten, heißt es, könne Pérez vielleicht auf 50 Prozent kommen.
Parallel will Florentino Pérez auch bei Real Madrid seinen Ruhm mehren. Bereits von 2000 bis 2006 stand er an der Spitze dieses Edelvereins. Kaufte für Rekordsummen Stars wie Figo, Zidane und Beckham. Warf dann das Handtuch, nachdem die „Königlichen“ drei Jahre lang ohne Titel blieben.
2009 ließ sich Pérez als „Retter“ zurück auf den Thron der „Königlichen“ wählen; blieb aber in der vergangenen Saison erneut sportlich erfolglos. Und das nach dem spektakulären Einkauf des portugiesischen Stürmers Cristiano Ronaldo, der für die Rekord-Transfersumme von 93 Millionen Euro von Manchester United nach Madrid gewechselt war. Nun sollen die deutschen Verstärkungen Özil und Khedira beim Siegen helfen – und Pérez auch im Fußball wieder zur Nummer eins machen.