Duisburg. .

Rainer Schaller hat die Organisation weitgehend ausgelagert – und Risiken ignoriert.

Der Bart und das Unglück machen Rainer Schaller älter. 41 Jahre alt ist der Unternehmer, der die Loveparade als Werbung für seine Muckibuden veranstaltet, und am Sonntag auf dem Podium endet vor den Augen der Öffentlichkeit seine Erfolgsgeschichte.

Der Bayer hat schon als Jugendlicher im Supermarkt der Eltern „rechnen und kalkulieren“ gelernt. Vier Supermärkte hat er dann selbst eröffnet und zum Teil wieder aufgegeben, um seine Vision von einem Fitnesskonzern zu verwirklichen. Er hat sich damals nicht sehr an Vorschriften gestört. Sein erstes Studio war illegal, „Freunde“ ließ er 1995 für zehn Mark im Monat in seinem Dachgeschoss trainieren.

McFit ist denn auch groß geworden mit dem „Geiz-ist-Geil-Ansatz“. Über 760 000 Kunden, über 100 Millionen Euro Umsatz. Bevor er international expandierte, kaufte sich Schaller 2006 die finanziell angeschlagene Loveparade. Sein Unternehmen machte Schlagzeilen, er wurde gefeiert, er genoss es.

Das Budget ist etwa gleich geblieben

Aber sind die 20 Toten, die vielen Verletzten von Duisburg nun das Opfer gnadenloser Kommerzialisierung? Beruhten die katastrophalen Organisationsmängel auf Geiz?

Das Budget der Loveparade von mindestens drei Millionen Euro ist jedenfalls nicht geschrumpft im Vergleich zu den Vorjahren. Dass Schaller ein finanzielles Interesse hatte, die Loveparade stattfinden zu lassen ist so offensichtlich wie trivial. Vergangenes Jahr in Bochum aber hat er die Absage auffallend klaglos akzeptiert. Beobachter hatten den Eindruck, Schallers Subfirma Lopavent sei gar froh gewesen über die Entscheidung – sei es wegen der Bochumer Enge oder weil die Wirtschaftskrise die Parade als unsicheres Investment erscheinen ließ. Lopavent habe sich überhaupt weitgehend herausgehalten aus den Planungen. Man könnte sagen: Der Veranstalter hat die Organisation ausgelagert. Und Risiken ignoriert.

Aber Haftung lässt sich nicht so einfach outsourcen. Die Ermittlungen müssen nun zeigen, ob Schaller oder seine Firma Lopavent Warnungen ignorierten, Druck ausübten oder gar Zahlen manipulierten. Oder ob sie einfach fahrlässig untätig blieben, weil in der Vergangenheit immer andere die Arbeit machten.