Duisburg. .

Wer trägt die Schuld an dem Desaster von Duisburg? Wir erklären, welche Rolle die Entscheider spielten, wer was finanziert, organisiert und genehmigt hat.

Der Oberbürgermeister: Adolf Sauerland: Keine Wörter, keine Zahlen, nur ein tiefes Schwarz. So sah gestern die Internet-Seite www.adolf-sauerland.de aus. Ein Zeichen der Trauer. Wenigstens das funktioniert.

Adolf Sauerland. (Foto: ddp)
Adolf Sauerland. (Foto: ddp) © ddp

Es ist kein Geheimnis, dass der Duisburger Oberbürgermeister die Loveparade auf Teufel komm raus in seiner Stadt haben wollte. Trotz aller Finanzierungsprobleme, trotz eines offenbar dilettantischen Sicherheitskonzepts. War es die übergroße Eitelkeit, mal wieder ein internationales Großereignis präsentieren zu können? Sollte der Revierkonkurrenz in Essen, Bochum und Gelsenkirchen gezeigt werden, wo der Hammer hängt? Schließlich hatte man mit der Universiade 1989 und den World Games 2005 zwei weltweit beachtete Sportveranstaltungen bestens gestemmt. Warum also?

So jämmerlich, so herumdrucksend wie auf der verheerenden Pressekonferenz am Sonntag hat man den Christdemokraten Adolf Sauerland nie zuvor erlebt. Er kann ganz anders. Ist im Normalfall durch und durch authentisch, offen, jovial und freundlich. Verwurzelt in der christlichen Soziallehre. Ein Mann, der sich für andere und deren Probleme interessiert, helfen will. Im besten Sinne ein Menschenfischer. Ein Kumpel aus dem vom Bergbau geprägten Stadtteil Walsum.

Vaterfigur, Kumpel
und Kümmerer

2004 wählten die Duisburger Adolf Sauerland, damals 49 Jahre alt und Oberstudienrat an einem Krefelder Berufskolleg, in der Stichwahl mit über 60 Prozent zum OB. Ein Erdbeben, das ihn selbst wohl am meisten überraschte. Aber die seit fünf Jahrzehnten regierende SPD war erstarrt, hatte Projekte wie das heutige Citypalais in den Sand gesetzt. Das damalige Stadtoberhaupt Bärbel Zieling galt als kühle Fachfrau mit scharfem analytischen Verstand, aber wenig Empathie und Fortune. Die Menschen wollten einen Machtwechsel. Sauerland war der komplette Gegenentwurf: Vaterfigur, Kumpel und Kümmerer.

Zunächst machte er alles richtig, sorgte dafür, dass die Eiseskälte aus den Rathausfluren verschwand. Was auch bei SPD-Parteigängern gut ankam. Dann kämpfte er mit großer Kraftanstrengung darum, dass das riesige Einkaufszentrum Multi Casa, das auf besagtem Güterbahnhofsgelände entstehen sollte, nicht gebaut wurde und stattdessen die Innenstadt aufgewertet wurde.

Adolf Sauerland ist aber nicht nur der freundliche Gruß-OB, sondern auch ein machtbewusster Instinktpolitiker. Fraktionskollegen, die sich eine abweichende Meinung erlauben, werden knallhart auf Kurs gebracht. Nach der Wahl 2004 flogen ihm dennoch die Herzen zu.

Sympathien
bröckelten ab

Die Vaterfigur machte aber auch Fehler. Einer war, unter dem Druck des grünen Koalitionspartners den wegen seiner Kompetenz geachteten Stadtdirektor Jürgen C. Brandt mit 50 Jahren in Pension zu schicken. Unter dem peniblen Sozialdemokraten Brandt, da sind sich viele in Duisburg sicher, hätte die Loveparade niemals unter diesen Umständen stattgefunden. Für die Grünen war Brandt jedoch das Sinnbild der Betonkopf-SPD. Er sollte weg.

Bei der Kommunalwahl im August 2009 kam dann Adolf Sauerland auf gut 44 Prozent der Stimmen. Die Sympathiewerte waren abgebröckelt. Aber es reichte, um im Amt zu bleiben. Vorerst.

Der Veranstalter: Rainer Schaller

Der Ordnungsdezernent: Wolfgang Rabe

Der Theoretiker: Michael Schreckenberg

Der Feuerwehrchef: Uwe Zimmermann

Der Polizeichef: Detlef von Schmeling