Ruhrgebiet. Jede größere Stadt hat ihre Viertel, wo der Parkdruck besonders hoch ist. Wie in Bochum-Ehrenfeld. Worüber Anwohner und Besucher klagen.
Leonardo Grasmuck ruckelt sein Opel Turbo Coupé ebenso vorsichtig wie rückwärts in eine Lücke, in die ein Opel Turbo Coupé so eben passt. Gutes Auge, der Mann! Motor aus, Fenster hoch - geschafft. „Ich komme jeden Tag hierher“, sagt er, „und diesmal habe ich richtig Glück gehabt“. Ein Parkplatz in Bochum-Ehrenfeld!
Ruhiges Wohnviertel, gute Gegend, geht in die Innenstadt über. Vier- bis fünfstöckige Häuser, kaum Tiefgaragen unter Wohnhäusern. Das Schauspielhaus liegt hier, die Knappschaft, ein Finanzamt, zwei Gymnasien, das große Krankenhaus Bergmannsheil. „Ich war morgens schon mal hier, da war es ganz schlecht“, sagt der Bogestra-Mitarbeiter Grasmuck: „Das ganze Personal parkt ja auch hier.“ Das Krankenhaus ist derzeit auch sein tägliches Ziel: Die Mutter liegt darin.
In Altenessen parkt ein Mann in einer fremden Garage
Viertel wie dieses gibt es in vielen Revierstädten. Der Parkdruck ist hoch, die Suche nach einem Platz dauert. Und dauert. Wenn es auch in der Regel nicht so endet wie in dieser wunderbaren Anekdote, die aus Essen-Altenessen übermittelt wird: Dort fand eine Frau vor wenigen Jahren ein fremdes Auto in der eigenen Garage, die sie - etwas blauäugig - einfach hatte offenstehen lassen. Sie parkte den Fremden zu, bis der Übeltäter erschien, sich mit Zeitdruck und auch insgesamt entschuldigte und anbot, die Garage zu fegen. Man einigte sich friedlich.
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Nein, Bochum-Ehrenfeld ist dagegen ein bisschen wie in Dortmund das Kreuzviertel oder Essen-Rüttenscheid, aber deutlich kleiner und bescheidener, bürgerlich und wenig szenig. In diesen Tagen allerdings finden sowohl die Rüttenscheider wie die Ehrenfelder, dass sie aus unerfindlichen Gründen etwas mehr Park-Platz haben. „Das ändert sich, wenn die ganzen September-Urlauber wieder da sind“, mutmaßt eine Frau.
Sven Busche ist hier zuhause, sein Kennzeichen freilich aus Düsseldorf: D-SB . . . „Ich kann mich davon nicht trennen“, sagt der Kaufmann, nachdem er nah einer Rechts-vor-links-Kreuzung einen Parkplatz gefunden hat. „Das Suchen hier kann anstrengend sein“, sagt Busche. Das Anwohnerparken, das die Stadt in einzelnen Straßen, ja teilweise einzelnen Straßenseiten eingeführt hat, habe etwas gebracht, sagt Busche: „Trotzdem verbringt man Zeit mit dem Suchen.“
„Hier sind, glaube ich, kaum Garagen“
Auch Martin Hempelmann hat es geschafft, viertel nach vier ist aber auch eine ganz gute Zeit dafür: „Ab 18 Uhr geht gar nichts mehr. Es ist schrecklich“ Jetzt ist der 36-Jährige sogar relativ nah an seiner Wohnung gelandet, 100 Meter vielleicht, „Ich habe aber auch schon mal am Schauspielhaus gestanden. Hier sind, glaube ich, kaum Garagen.“ Das Schauspielhaus ist vielleicht einen Kilometer entfernt.
Warum die Park-Regeln im Viertel so unterschiedlich sind, kann er sich nicht erklären. „Bewohnerparken 8 bis 23 Uhr“ steht in der einen Straße, in der zweiten gar nichts, in der dritten zusätzlich zum Bewohnerparken-Schild der Freiparkschein für Fremde: „Parkscheibe zwei Stunden 8 bis 20 Uhr.“ „So bringt das in meinem Augen gar nichts.“
Leonardo Grasmuck wird vermutlich so schnell nicht mehr im Ehrenfeld auftauchen. Seine Mutter soll am nächsten Tag verlegt werden. Nach Bochum-Wattenscheid. „Da ist ein Krankenhaus an so einem Park“, sagt er: „Da ist es noch viel schlimmer.“