Ruhrgebiet/Düsseldorf. Supermärkte haben oft große Parkplätze, die nachts leerstehen. Warum eigentlich? Mindestens ein großer Filialist zeigt sich offen, das zu ändern.
Auf dem Parkplatz von Edeka Paschmann in Düsseldorf-Bilk hängen die üblichen Drohungen aus: „Kameraüberwachte Kennzeichenerfassung“, „Höchstparkdauer 2 Stunden“ „Mindestens 30 Euro Überschreitung Höchstparkdauer.“ So weit, so normal. Interessanter wird es auf dem Schild darunter.
Da steht plötzlich: „Parkplatz gesucht? Mieten Sie einen Stellplatz zu attraktiven Tarifen.“ Es folgt eine Münchner Telefonnummer. Kurzum: Dieselbe Firma „Park-Depot“, die hier tagsüber mit harter Hand die Parkdauer überwacht, vermittelt und vermarktet dieselbe Parkfläche nachts für Dauerparker. Und weitaus billiger.
Aldi, Lidl, Netto und Penny suchen in Düsseldorf geeignete Filialen
„Wir wollen Geld verdienen“, sagt Edeka-Geschäftsführer Falk Paschmann spontan und ironisch. Denn die Tarife sind zu niedrig, um Geld zu verdienen: 19 Euro die Woche, 39 für einen Monat. Der 34-Jährige begreift das Angebot eher als weiteren Service für die Nachbarschaft, die ja teilweise mit seiner Kundschaft identisch ist. „Wir haben das auch nicht groß beworben“, sagt Paschmann: „Es ist exklusiv für die Nachbarn.“
Was Falk Paschmann auf eigene Faust betreibt, will die Stadt Düsseldorf nun ausbauen: Oberbürgermeister Stephan Keller hat mit Vertretern der Ketten Aldi, Netto, Lidl und Penny eine entsprechende Absichtserklärung unterschrieben. Ausgesuchte Filialen sollen sich für Anwohnerparken öffnen, die Politik der Stadt heißt: Parkende Autos sollen grundsätzlich mehr im privaten Raum stehen und weniger im öffentlichen. Alle vier Ketten suchen nun.
„Die Nutzung unserer Parkflächen zu Randzeiten ermöglichen“
Aldi Süd versuche, seine „Standorte so weiterzuentwickeln, dass sie für unsere Kund:innen und die Nachbarschaft attraktiv sind“, so eine Aldi-Sprecherin: „Deshalb entwickeln wir gemeinsam mit Städten und Kommunen gern Konzepte, die eine Nutzung unserer Parkflächen zu Randzeiten ermöglichen“. Die Planungen in Düsseldorf seien am „weitesten fortgeschritten“, es sei ein Pilotprojekt.
Das ist die Stelle, an der die Ruhrgebietsstädte ins Spiel kommen - wenn sie denn wollen. Bochum und Duisburg winken ab. Herne und Witten wollen die Voraussetzungen erkunden und die Erfahrungen beobachten, die Düsseldorf da machen wird, „damit jetzt nicht jede Stadt die Denkarbeit von Grund auf machen muss“, so Lena Kücük, die Sprecherin der Stadt Witten.
Gelsenkirchen arbeitet an einer neuen Strategie für den Parkraum
Und Gelsenkirchen will ein Gutachten zur „Parkraummanagement-Strategie“ in Auftrag geben. Es werde „den vorhandenen öffentlichen Parkraum untersuchen . . . einschließlich öffentlicher Bereiche mit besonders hohem Parkdruck . . . Teil der Lösungen kann auch die Öffnung gesperrter Parkflächen von Supermärkten außerhalb der Öffnungszeiten für Anwohner sein.“
Etwas distanzierter kommen zwei andere Antworten daher. Die Stadt Dortmund verweist darauf, solche Parkplätze seien früher stärker genutzt worden, „aber der Handel kontrolliert zunehmend die Parkdauer der Kunden und ahndet entsprechendes Fehlverhalten“. Über nächtliche Parkerlaubnis gebe es „noch keine Verhandlungen“.
Problem: Wenn die nächtlichen Parker morgens nicht wegfahren
Oberhausen schließlich erinnert daran, dass die Düsseldorfer Idee schon früher geäußert wurde. „Das Gleiche galt bei Großveranstaltungen in den Innenstadtbereichen.“ Doch dazu kam es nicht wegen Bedenken der Supermarkt-Betreiber: vor Lärm und Müll und davor, „dass nächtliche Parker morgens nicht rechtzeitig wieder wegfahren und Kunden deshalb keine Parkplätze finden“.
Tatsächlich sind einige wenige einschlägige Versuche in Deutschland in der Vergangenheit daran gescheitert, dass zu viele nächtliche Parker morgens nicht verschwanden. Und die Stadt Düsseldorf geht nun den Fragen nach, ob sich nächtliches Parken und Lärmschutz an diesen Stellen vereinbaren lassen. Denn manch ein Supermarkt durfte nur gebaut werden mit der Auflage, dass es da nachts ruhig ist.
Preise sind deutlich niedriger als beim Anwohnerparken sonst
Aldi, Netto, Lidl und Penny suchen dort nun erste Filialen, die sich eignen. Wie die nächtliche Bewirtschaftung aussehen soll, bleibt ihnen ebenso überlassen wie die Preise. Die Firma „Park-Depot“ geht davon aus, dass nächtliches Parken am Supermarkt „in Zukunft immer relevanter wird“. PR-Managerin Tamara Oertel: Da die Städte immer mehr Parkraum streichen, werde das Geschäftsmodell „eine attraktive Alternative“.
Was die Regeln angeht, gilt in der bereits bestehenden Versuchsfiliale von Aldi an der Oberbilker Allee etwa dies: Parkgäste müssen sich per App anmelden, dann können sie werktags von 19 bis 7.30 Uhr dort parken. Zwischen 19 und 21.15 Uhr können sie einfahren, bis 6.30 Uhr bleibt das Tor geschlossen, und dann haben sie eine Stunde Zeit, um auch wieder fortzufahren.
„Ich habe daran gedacht, das auf andere Standorte zu übertragen“
„Was nicht sein darf, ist, dass Dauerparker unseren Kunden die Parkplätze wegnehmen“, sagt auch Falk Paschmann in seinem Edeka. Es passiere aber auch nicht. Die Folge: Registrierte können ihre Autos zwischen 17 und 8 Uhr bei seinem Supermarkt abstellen; der große Parkplatz reicht auch während der Öffnungszeiten des Marktes frühmorgens und am frühen Abend für alle.
Der Kaufmann aus Mülheim führt auch mehrere Filialen in seiner Heimatstadt sowie je eine in Duisburg und in Moers. „Ich habe auch daran gedacht, das aus Düsseldorf auf andere Standorte zu übertragen“, sagt Paschmann: „Aber die Wohndichte ist in Düsseldorf noch wesentlich höher.“