Düsseldorf. 240 bis 360 Euro sollen Anwohnerinnen und Anwohner in Düsseldorf künftig für einen Parkausweis zahlen. Einen Parkplatz findet trotzdem niemand.

Es herrscht Frust, Unverständnis und Ratlosigkeit bei vielen Anwohnerinnen und Anwohnern in Düsseldorf. Der Grund: Die Stadt plant eine drastische Preiserhöhung für die Anwohnerparkausweise. Statt der bisherigen Gebühr von 30 Euro jährlich sollen die Menschen je nach Zone bald zwischen 240 und 360 Euro zahlen müssen.

Ein Spaziergang durch den Stadtteil Unterbilk zeigt deutlich die Parkplatznot. Am Donnerstagvormittag sind auf dem gesamten Fürstenwall und den umliegenden Seitenstraßen kaum noch freie Parkplätze zu finden. Die meisten Autos sind mit einem Anwohnerparkausweis ausgestattet, während unter den Scheibenwischern der anderen Fahrzeuge Knöllchen fürs Falschparken stecken.

Drei Stunden Parkplatzsuche: Anwohnerinnen auf das Auto angewiesen

Sibel Cavegin, eine 47-jährige Maklerin aus Golzheim, verschlingt in ihrem roten Smart noch ein schnelles Frühstück, bevor sie ihren nächsten Kunden trifft. Um ihre beruflichen Aufgaben zu erledigen, ist sie täglich auf ihr Auto angewiesen. Die Preiserhöhung wird sie daher zähneknirschend hinnehmen, doch Verständnis hat sie nicht. „Was soll das denn bringen?“, fragt sie. „Die Leute zum Bahnfahren animieren? Bestimmt nicht auf diese Weise!“

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Eine Anwohnerin der Florastraße, die anonym bleiben möchte, äußert sich ebenfalls ratlos und frustriert: „Ich bin geschockt“, sagt sie. „Wir wissen ohnehin schon nicht, wofür wir diesen Ausweis überhaupt bezahlen, denn die Parkplatzsuche ist trotzdem eine Katastrophe.“ Ihre längste Suchzeit nach der Arbeit: drei Stunden. Die Anwohnerin fordert, dass bei einer so drastischen Preiserhöhung auch ausreichend gute Parkplätze bereitgestellt werden und nicht nur solche, die von Vögeln verunreinigt und von Lkws beschädigt werden. „Und wenn man die Menschen zum Bahnfahren animieren möchte, sollte die Zuverlässigkeit des öffentlichen Nahverkehrs gewährleistet sein“, gibt sie zu Bedenken.

Anwohner fühlt sich bestraft: „Angriff auf die Bürger“

Dejran S., Anwohner am Fürstenwall, betrachtet die Maßnahme der Stadt Düsseldorf sogar als „Angriff auf die Bürger“. „Wieso versucht man immer Probleme in den Griff zu bekommen, indem man die Menschen bestraft?“, sagt der 46-Jährige. „Wir sollen hier 240 Euro fürs Parken vor der Haustür zahlen, obwohl wir gar keinen Parkplatz vor der Haustür finden“, ärgert er sich. Die Umwelt sei schließlich auch nicht dadurch gerettet, indem alle Anwohnenden zehn Mal um den Block fahren müssen, um einen Parkplatz zu finden.

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Einer, der sich über den Parkplatzmangel schon lange nicht mehr ärgert, ist der Anwohner auf der Florastraße Paul Volk. Der 61-Jährige hat seinen Anwohnerparkausweis schon vor fünf Jahren abgeschafft und parkt seinen VW Polo seither etwa 15 Minuten fußläufig entfernt auf einem großen kostenlosen Parkplatz in der Nähe des S-Bahnhofs Friedrichstraße. Die 15 Minuten, die er jetzt zum Auto läuft, habe er vorher mindestens damit verbracht, einen Parkplatz vor der Haustür zu finden. Sein Fazit: „Ich bin weniger frustriert, spare Geld und bewege mich noch ein bisschen. Also: Alles richtig gemacht.“

Anwohnerparkausweise – So steigen die Preise in anderen Städten: