Düsseldorf. Über höhere Gebühren fürs Anwohnerparken kann man reden. Aber viele Städte in NRW drehen unnötig stark an der Gebührenschraube.

Nach 30 Jahren ohne Gebührenerhöhung ist der Ruf nach einer Preiserhöhung fürs Anwohnerparken nicht unverschämt. Aber muss es gleich eine Verfünffachung oder gar Verzehnfachung der bisherigen Gebühren sein? Der Verdacht drängt sich auf, dass nicht nur die städtischen Verkehrsplaner, sondern auch die Kämmerer an der Gebührenschraube drehen.

Es stimmt schon: Viele Innenstädte sind mit Autos verstopft, Handwerker und Zulieferer parken in der zweiten Reihe, und es würde dem Stadt-Klima guttun, wenn der eine oder andere Innenstadtbesucher und Anwohner demnächst aufs Auto verzichten und lieber mit Bus und Bahn oder mit dem Rad fahren würde.

Wo ist die Gegenleistung?

Leider ist die Reihenfolge die falsche: Ein Gebührensprung von 30 auf 300 Euro im Jahr wäre gerechtfertigt, wenn es ordentliche Alternativen gäbe. Wenn Zahlende eine Gegenleistung bekämen für den satten Aufschlag: Einen guten Nahverkehr, zusätzliche Stellplätze im Quartier oder die Chance, abends und nachts einen Firmen- oder Supermarktparkplatz in der Nähe zu nutzen. So aber kurven sie weiter um den Wohnblock herum ohne Garantie, tatsächlich einen Stellplatz in der Nähe ihrer Wohnung zu finden. Die Parkplatzsuche kostet dann einfach nur viel mehr.

Was ist mit denen, die wegen eines Handicaps auf ihr Fahrzeug angewiesen sind und sich nicht mal eben aufs Rad schwingen können? Was ist mit denen, die rechnen müssen, um mit ihrem Geld über den Monat zu kommen? Mit jenen Anwohnern, die sich über Inflation und ausufernde Heizkosten nicht nur ärgern, sondern hart davon getroffen werden? Der Gebührensprung beim Anwohnerparken lässt nicht nur die Gegenleistung vermissen, sondern ist auch sozial unausgewogen.