Düsseldorf. Kuscheln, Zeit verbringen – Therapiehund Quedo aus Düsseldorf hilft Menschen auf seine ganz eigene Weise. So auch der elfjährigen Rita.
Therapeuten haben kein Fell. Und auch keinen Schwanz, mit dem sie wedeln, wenn sie ihre Patienten begrüßen. Sie gehen auf zwei Beinen und obwohl sie Meister darin sind, anderen zuzuhören, können sie für gewöhnlich sprechen. Therapiehund Quedo kann das nicht. Dafür ist dem Golden Retriever seine Freude anzusehen, als er das Zimmer betritt, in dem seine Patientin auf ihn wartet.
Die Elfjährige Rita bekommt regelmäßig Besuch von Quedo und dessen Therapiehundeführer Stefan Knobel. Zur Begrüßung gibt es ein Leckerchen. Als Rita die Berührung der Hundeschnauze spürt, quietscht sie vergnügt. Stefan Knobel bedeutet Quedo, sich neben das Mädchen auf die bunte Decke zu legen. Die Therapiestunde kann beginnen.
Hundetherapie hilft Rita zu entspannen
Im Zimmer ist es wohlig warm und ruhig, nur das Gerät, das Ritas Sauerstoffwerte misst, meldet sich ab und an mit einem Piepsen. Die Elfjährige leidet an einer Infantilen Cerebralparese, einer bleibenden Störung des Bewegungsapparates, die durch eine Hirnschädigung im Säuglingsalter ausgelöst wird. Oft sind Komplikationen in der Schwangerschaft oder, wie in Ritas Fall, bei der Geburt die Ursache. Sprechen kann Rita nicht, das lässt ihr Körper nicht zu. „Aber sie versteht alles, sogar jeden doofen Witz“, erklärt ihre Mutter Rute da Silva schmunzelnd. „Es muss eben nur überall ein bisschen mitgeholfen werden.“
An manchen Tagen ist Rita besonders verkrampft, hat Schmerzen am ganzen Körper. Die Zeit mit Quedo tut ihr dann besonders gut. „Sie genießt das richtig“, freut sich Rute da Silva, als sie ihrer Tochter so beim Kuscheln mit dem Hund zuschaut. „Sie spürt den Herzschlag, wird dadurch sehr beruhigt.“ Hundeführer Stefan Knobel ergänzt: „Durch den Körperkontakt zum Hund reguliert sich das Herz-Kreislaufsystem und der Puls geht runter. Über die Wärme, das Fell, die Atmung passiert wirklich einiges.“
Hundetherapie beschert Menschen schöne Momente
Stefan Knobel ist diplomierter Sozialpädagoge, arbeitet hauptberuflich in einer Wohneinrichtung für junge Männer mit Autismus. Die tiergestützte Therapie war für ihn die perfekte Möglichkeit, seine Liebe für Hunde – „die gab es schon immer“ – mit der Arbeit für die Menschen zu verbinden. Mit seinen Therapiehunden Quedo und Fides besucht er seit rund zehn Jahren Seniorenheime und Hospize, bietet unter anderem auch Einzeltherapien für Menschen mit Behinderung an.
In seinen Jahren im Job habe es es viele Termine gegeben, an die er sich gern zurückerinnere, erzählt der Düsseldorfer. Einige davon hält er auf seiner Website (www.therapiehund-quedo.de) in einem Blog fest. Er werde oft gefragt, so Knobel, wie er mit der Arbeit im Hospiz umgehe. „Dann sage ich immer, dass wir ja nicht da sind, um den Tod oder das Sterben zu thematisieren, sondern um Ablenkung zu bieten.“ Einem sterbenden Menschen noch schöne Momente schenken zu können – das sei schon etwas Besonderes.
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Therapiehunde durchlaufen einjährige Ausbildung
Was die Zeit mit einem Therapiehund bewirken kann, beweist auch Ritas Beispiel: Während sie neben Quedo liegt, wird sie ruhiger, die Augen fallen ihr zu. Der Rüde lässt seinen Kopf geduldig auf ihrer Brust ruhen. Der Weg zum Therapiehund begann für ihn im Alter von einem Jahr mit der Begleit- und Verkehrshundeprüfung, die jeder Halter mit seinem Hund absolvieren kann. Anschließend stand die einjährige Ausbildung zum Therapie- und Behindertenbegleithund an. „Ein Therapiehund fällt nicht vom Himmel“, betont Hundeführer Stefan Knobel. „Da steckt schon harte Arbeit drin.“
Seit 2012 ist Quedo zertifizierter Therapiehund und als solcher in Düsseldorf von der Hundesteuer befreit. Mit seinem zwölf Jahren gilt er unter seinesgleichen schon als Senior. Ob der tierische Therapeut bald in Rente geht? Diese Frage zu beantworten, fällt Stefan Knobel sichtlich schwer. „Solange er Freude daran hat, werde ich ihn nicht zuhause lassen.“ Früher habe er mit Quedo im Seniorenheim drei Etagen besucht, das mache er heute nicht mehr. „Man darf nicht unterschätzen, dass eine Stunde Liegen für einen Hund Arbeit ist“, so Knobel. „Der Hund darf laut Tierschutz auch nur zwei Stunden am Tag im Einsatz sein.“
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Einzelbesuche seien etwas anderes, daran habe Quedo noch immer Spaß. Er und Rita haben sich im Kinderhospiz Regenbogenland in Düsseldorf kennengelernt. Anders als im Erwachsenenhospiz verbringen Kinder mit lebensverkürzenden Erkrankungen dort mehrmals im Jahr ein paar Wochen, etwa in den Sommerferien. Stefan Knobel und seine Therapiehunde sind alle vierzehn Tage zu Besuch. „Da baut man natürlich auch zu gewissen Kindern eine Beziehung auf.“
Hundetherapie wird gesponsort
Rita ist eines dieser Kinder. Dass sie nun auch zuhause regelmäßig Zeit mit Quedo verbringt, ist der Vermittlung durch den Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst Düsseldorf (AKHD) zu verdanken. Bei einem Biker-Korso des Vereins „Biker4Kids“, der die Kinderhospizarbeit in Düsseldorf unterstützt, kam Geld für zehn Therapieeinheiten zusammen. Rita sollte davon zunächst fünf bekommen, doch durch das anhaltende Sponsoring konnte ihre Therapie seither weiterlaufen.
Neben der Hundetherapie erhält Rita Physio- und Ergotherapie. Vor kurzem hat sie einen Sprachcomputer mit Augen-Steuerung bekommen. „Das ist noch in der Anfangsphase, aber sie macht das schon gut“, freut sich ihre Mutter. Rita ist gerade in die Fünfte gekommen, in eine Klasse, in der auch aktivere Kinder sind. Da gefalle es ihr sehr, berichtet Rute da Silva: „Sie braucht immer viel Action um sich herum. Musik, viele Kinder – da fühlt sie sich wohl.“
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Mit Quedo offensichtlich auch. Der hat für heute aber erstmal Feierabend und verabschiedet sich von seiner Patientin mit einem Handkuss auf Hundeart. Ob so ein Therapiehund eigentlich auch mal einen schlechten Tag hat? Stefan Knobel schüttelt den Kopf. Die größte Herausforderung sei es, die Hunde bei Regen trocken in die Einrichtung zu bekommen. „Ich kann ja keinen klitschnassen Hund zu Rita legen.“ An dieser Stelle lächelt der erfahrene Hundeführer in sich hinein: „Aber man muss schon sagen, dass es selten regnet, wenn man zum Einsatz geht.“
>>> INFO: Spendenaktion
- Wenn Rita das Haus verlässt, ist an ihrem Rollstuhl alles, was sie braucht: Ernährungspumpe, Sättigungsgerät, Sauerstoffkonzentrator und mehr. Für all diese Dinge ist im alten Caddie der Familie nicht viel Platz. Rute da Silva spart deshalb auf ein Auto, in dem sie ihre Tochter besser transportieren kann.
- Der Verein Mobil mit Behinderung e.V. hat der Familie geholfen, eine Spendenaktion zu starten. Wer die da Silvas beim Kauf des Autos unterstützen möchte, kann an folgendes Spendenkonto spenden: Kontoinhaber: Mobil mit Behinderung e.V. | Bank: VR Bank Südpfalz eG | BIC: GENODE61SUW | IBAN: DE27 5486 2500 0207 1385 80 | Verwendungszweck: „Rute“