Essen. Die Gründerallianz Ruhr bringt Start-ups und Unternehmen zusammen. Die nächste Runde ist am 29. September. Im Fokus stehen Daten des Ruhrgebiets.
Die Stadt Herne hat erfolgreich auf die Unterstützung eines Start-ups zurückgegriffen, um die Sperrmüllabfuhr effizienter zu machen. Den Kontakt zu der jungen Firma stellte die Gründerallianz Ruhr her. Am 29. September steht die nächste Runde an, die Gründerinnen und Gründer mit Institutionen und Unternehmen bei der Suche nach Problemlösungen zusammenbringen soll.
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Ruhrhub, Startport, Impact Factory, Gründerallianz – im Ruhrgebiet sind in den vergangenen Jahren eine Reihe von Anlaufstellen für Start-ups entstanden. „Wir verstehen uns als Brückenbauer zwischen den Start-ups und der etablierten Wirtschaft“, sagt Britta Julia Dombrowe. Als Programmleiterin ist sie nicht nur für die Gründerallianz verantwortlich, sondern auch für alle Start-up-Aktivitäten des Wirtschaftsbündnisses Initiativkreis Ruhr (IR). Ihm gehören rund 70 namhafte Unternehmen und Institutionen aus dem Ruhrgebiet an.
2018 hatte der IR gemeinsam mit der RAG-Stiftung, der RAG und dem Chemiekonzern Evonik die Gründerallianz ins Leben gerufen, um dem Ruhrgebiet als „attraktivem Standort für Gründerinnen und Gründer“ einen Schub zu geben. Als Gesellschafter kamen im vergangenen Jahr zusätzlich der Wohnungsriese Vonovia und die RAG-Tochter S-Innovation hinzu.
Zwei neue Gesellschafter in der Gründerallianz Ruhr
Hinter den Kulissen der Gründerallianz hat sich zuletzt auch personell einiges verändert. Der Fokus ist aber geblieben: „Daten sind die neue Kohle des Ruhrgebiets. Und wir helfen, diesen neuen Schatz zu heben“, sagt Dombrowe und beschreibt mit dem Bild, worauf es der Gründerallianz vor allem ankommt: Start-ups in den Fokus zu nehmen, die sich mit Daten, deren Verarbeitung und Nutzung beschäftigten und damit Probleme lösen können, die etablierte Unternehmen von sich aus nicht in den Griff bekommen.
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„Datensicherheit und kritische Infrastruktur sind aktuell virulente Themen für alle Unternehmen. Innovative Data-Start-ups können hier helfen. Sie treiben Digitalisierungsprozesse in der Wirtschaft voran“, meint die Programmleiterin. Die Zusammenarbeit junger mit etablierten Firmen könne die Ruhrwirtschaft widerstands- und zukunftsfähiger machen.
700 internationale Start-ups in der Datenbank
Regelmäßig schreibt die Gründerallianz Aufgabenstellungen von Unternehmen, Kommunen und anderen Institutionen aus, auf die sich in der Regel Hunderte Start-ups aus aller Welt melden. „Für die Aufgabe, die Sperrmüllabfuhr in Herne zu digitalisieren, kamen Anfragen aus USA, Mexico, Brasilien und Spanien. Letztlich bekam den Zuschlag aber ein Start-up aus Deutschland“, erinnert sich Dombrowe. Die Gründerallianz selbst finanziert die Start-ups nicht. Das übernehmen die Auftraggeber, für die die Start-ups tätig werden. „Wir bringen sie über das Programm ,Hands On Data‘ in eine dreimonatige Zusammenarbeit mit den großen Unternehmen der Region. So entstehen echte Geschäftsbeziehungen, von denen beide Seiten profitieren und die meist viel länger dauern als das eigentliche Programm“, so Dombrowe. Die nächste Präsentationsrunde ist für den 29. September geplant.
Die Gründerallianz bringt die potenziellen Partner auch grenzüberschreitend zusammen: Mit eigenen Daten und der Unterstützung eines portugiesischen Start-ups hat der Bochumer Immobilienkonzern Vonovia den „Flat Finder“ entwickelt. Durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz soll Interessentinnen und Interessenten, die bei der ersten Suche nach einer Wohnung nicht fündig geworden sind, ein passgenaues Angebot gemacht werden.
Gründerszene im Ruhrgebiet fehlt die Transparenz
Inzwischen hat die Gründerallianz nach eigenen Angaben rund 700 Start-ups, die rund um den Globus verteilt sind, in ihrer Datenbank. „Wir vermitteln. Das ist nach wie vor kein Selbstläufer, sondern viel Arbeit“, räumt Dombrowe ein. Sie kennt die Ruhrwirtschaft und die Start-up-Szene seit vielen Jahren. „Aus einer Studie zum Start der Gründerallianz Ruhr wissen wir, dass es hier im Ruhrgebiet an Transparenz, Venture Capital und einem guten Image als Gründerstandort fehlte. An genau diesen Punkten hat die Gründerallianz angesetzt“, ist sie überzeugt.
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Inzwischen haben sich Wagniskapitalgeber wie Cusp im Ruhrgebiet gegründet. Aber auch der Initiativkreis Ruhr selbst wurde auf dem Feld der Finanzierung von Start-ups aktiv. Gemeinsam mit der landeseigenen NRW-Bank hat das Wirtschaftsbündnis den Gründerfonds Ruhr aufgelegt, der rund 35 Millionen Euro Wagniskapital eingesammelt hat. Die Summe ist für junge Selbstständige gedacht, die im Ruhrgebiet gründen. „Das war für uns ein wichtiger Schritt“, erklärt Dombrowe.
„Ruhrcircle“ bringt alle Akteure an einen Tisch
Im „Ruhrcircle“ treffen sich auf Einladung des Initiativkreis Ruhr regelmäßig die vielen unterschiedlichen Akteure des „Ökosystems“, wie sich die Start-up-Szene selbst nennt: Hochschulen, Industrie- und Handelskammern, Wirtschaftsförderungen, Inkubatoren und Hubs. „Dieser Austausch ist wesentlich – besonders bei unserer polyzentrischen Struktur im Ruhrgebiet“, umschreibt die Programmleiterin charmant die berüchtigte Vielstimmigkeit unter den 53 Städten der Metropole Ruhr.