Ruhrgebiet. Menschen können Insekten beim Umzug helfen. Etwa, wenn die Bienenkönigin ein Winterquartier sucht oder das Wespenvolk nicht ins Haus kommen soll.
Gerade erst hat Joachim Eberhardt eine Familie in Münster beraten, wie sie ihren Garten naturnäher gestalten kann. Der 67-jährige Biologe hat für diesen Fall einen besonders attraktiven, da mit Nichtstun verbundenen Tipp: „Nehmen Sie zehn Quadratmeter und machen Sie nichts damit.“
Außer vielleicht den Rasen raus. Alle Pflanzen der Umgebung kämen dann wie von selbst - und auch viel mehr Insekten, als würde man ihnen nur Rasen anbieten und Gestaltungsgrün. Sollte sich in Ihrem Garten gar ein Totholz- oder Blätterhaufen befinden: Das wäre perfekt für die Jahreszeit.
Totholz- oder Blätterhaufen schon jetzt nicht mehr bewegen
Denn schon jetzt, um Ende August/Anfang September, suchen viele Insektenköniginnen, Käfer- und Schmetterlingsarten ein Winterquartier. Dabei kann man ihnen helfen. Und Eberhardt weiß wie: als ehrenamtlicher Berater ist er unterwegs für den „Naturschutzbund Deutschland (Nabu)“.
„Wer einen solchen Haufen hat, sollte ihn schon jetzt nicht mehr bewegen“, sagt Eberhardt. Diese Haufen sind so attraktiv für Tiere, weil sie darin etwas geschützt sind und es schön warm darin bleibt, wenn Schnee liegt - besser jedenfalls, als auf dem Schnee zu liegen. Unter anderem Bienen finden sich hier ein, Wespen oder Hummeln.
Vieles überwintert in hohlen Stängeln von Stauden oder Brombeeren
Ebenso beliebt macht man sich bei Insekten, wenn man Stauden stehen lässt, die verblüht sind. Denn an Stauden überwintern bereits jetzt viele Schmetterlinge, getarnt in Kokons. Und in den hohlen Stängeln - ebenso wie in denen der Brombeere - finden viele Wildbienen-Weibchen ihren Schlafplatz. Viele von ihnen leben ja einzeln und brauchen, anders als die Honigbiene, keine Königin.
Jetzt macht diese Geschichte eine Volte. Ist es bisher darum gegangen, Insekten einzuladen, geht es jetzt darum, sie auszuladen. Was kann ich tun, damit sich nicht im nächsten Jahr ein Wespenvolk bei mir niederlässt? Rollladenkästen, Dachböden oder Mauselöcher, gern auch direkt unter der Terrasse, sind da sehr beliebt.
„Man sollte jetzt schon gucken, wo Wespen herein- und herausfliegen“
„Man sollte jetzt schon gucken, wo Wespen herein- und herausfliegen“, sagt Eberhardt. Dort ist das Nest, gegen das man nichts tun kann, solange es bewohnt ist: Denn Wespen sind geschützte Tiere. Doch irgendwann im Herbst, wenn es keinen Nektar mehr gibt, verhungern die Staaten bildenden Wespen.
Die Königin, die im nächsten Jahr ein neues Volk aufbaut, hat sich im Herbst in irgendeine Spalte, in irgendeinen Haufen zurückgezogen. Das Nest steht dann leer. Das ist schon mal der Moment, es zu entfernen: Damit töten Sie kein Tier mehr. Und: Im nächsten Jahr würden andere Insekten einziehen. Wie zum Beispiel Milben - wollen wir nicht.
Rollladenkästen lassen sich abdichten, nebenbei spart das Heizkosten. Am Gurtdurchlass, der Öffnung zur Wohnung hin, kann man einen sogenannten „Kamm“ anbringen - nichts fliegt mehr. Auch der Spalt der Rolllade lässt sich abdichten. Man braucht dazu aber etwas handwerkliches Geschick. Wenn Ihnen das fehlt, führt der Weg zum Rollladenbauer. Andere Stellen lassen sich leichter verschließen: Löcher am Haus mit Mörtel oder Bauschaum, Mauselöcher mit Erde.
Ein Hornissenkasten im Garten lenkt die Tiere vom Haus weg
Jetzt macht die Geschichte wieder eine Volte. Wir laden wieder ein, wenn auch aus taktischen Gründen: und hängen im Garten einen gekauften Hornissenkasten auf. Hornissen sind auch Wespen, aber sie stechen noch seltener als die bekanntesten Arten wie Deutsche Wespe und Gemeine Wespe.
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„Hornissen sind nützlich, aber das sagt man ja immer“, sagt Eberhardt. Hornissen jagen Wespen, die bleiben dann auch aus. Und vor allem: Wenn man Hornissen einen solchen Unterschlupf anbietet und sie gerade auf Wohnungssuche vorbeikommen, dann werden sie den Hornissenkasten wählen. Und nicht den Rollladenkasten.