Heiligenhaus. . Auch Falterarten zieht es in der kalten Jahreszeit in den Süden. Andere verbringen den Winter eingepuppt oder erstarrt in der heimischen Region.

Dass viele unserer heimischen Vögel in südliche Gefilde aufbrechen, da ihnen hier die Nahrung fehlt, ist bekannt. Weniger bewusst ist wohl, dass auch Insekten lange Wanderungen unternehmen.

Wie kommt es aber, dass Schmetterlinge nach einem harten Winterhalbjahr im Frühjahr und Sommer wieder da sind? Ein großer Teil überdauert als Ei, Puppe oder Raupe die kalte Jahreszeit. Einige Falter suchen dabei geschützten Unterschlupf in Baumrinden, Erdhöhlen oder Dachböden auf. Nur der Zitronenfalter vermag als ein wahrer Spezialist Temperaturen von weit unter minus 10 Grad auszuhalten; dabei verharrt er regungslos an meist immergrünen Sträuchern. Das schafft er nur, indem er seine Körperflüssigkeit vermindert und sie mit Hilfe von Mineralsalzen, Alkohol und Eiweiß ersetzt. So kann er auch Eis und Schnee trotzen.

Falter fliegen nur bei Sonnenschein

Mehrere heimische Tagfalter wie beispielsweise der Admiral und der Distelfalter begeben sich aber auf lange Wanderwege. Letzterer ist jetzt schon längst aufgebrochen. Kein Wunder, denn so schnell wie Zugvögel kommt er nicht voran. Sie flattern dabei zwar nicht, wie wir es vom Sommer her kennen, sondern über- oder umfliegen zielstrebig viele Hindernisse, um an ihr Zielgebiet in Westafrika zu gelangen. Hier finden sie dann offensichtlich deutlich günstigere Nahrungsbedingungen als unsere jetzt vertrockneten Nektar- und Nahrungspflanzen.

Je nach mitteleuropäischem Aufenthaltsort legen sie dann 10 000 bis 15 000 Kilometer zurück. Diese Strecken können sie nur in Etappen überwinden, das Winterquartier erreichen sie in zwei Generationen, zurück nach Norden benötigen sie sogar vier Generationen. Das bedeutet, dass im Unterschied zu den Vögeln dieselben Falter nicht mehr zurückkehren. Einige Falter schaffen aber dennoch alleine einige Tausend Kilometer.

Tiere sind millionenfach unterwegs

Ein „Navi“ besitzen sie alle nicht, aber dennoch finden sie ihren Weg. Offensichtlich hilft ihnen dabei der sich je nach Breitengrad und Jahreszeit ändernde Sonnenstand. Zwangsläufig müssen sie die Sonne schon sehen. Ist der Himmel verhangen, fliegen sie nicht. Dann helfen auch Landmarken wie Berge und Küstenlinien wenig. Sogar den Ärmelkanal können sie überqueren. Stürme setzen ihnen dann gehörig zu und führen zu großen Verlusten. Durch ihre Anzahl von manchmal mehr als 20 Millionen machen sie dies aber immer wieder wett.

Trotz vieler Unbilden des Wetters können wir uns dann jedes Jahr wieder neu auf die gaukelnden Künstler der Lüfte freuen.