Ruhrgebiet. Nach zwei Jahren Pandemie kehrt die „Nacht der Industriekultur“ zurück. Zwischen Musik, Licht- und Kleinkunst gibt es einen neuen Schwerpunkt.

Das ist also die neue „ExtraSchicht“: digitaler, komfortabler, bewährt unterhaltsam. Nachdem die Macher schon im März das Organisatorische vorgestellt hatten, steht nun das Programm für den „Feiertag des Ruhrgebiets“ am 25. Juni: Luftakrobaten hüpfen durchs Fördergerüst des Bergbaumuseums. Englische Polizisten machen Stonehenge sicher, also den originalgetreuen Nachbau im Herner Archäologiemuseum. Ton, Steine, Scherben – ja, die Punk-Kapelle um den verblichenen Rio Reiser – heulen den „Junimond“ über der Hattinger Henrichshütte an … und so könnte man für 40 weitere Spielorte fortfahren, zwischen denen die Besucher nach Lust und Laune pendeln können.

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Einen Schwerpunkt bildet die digitale Kunst. Tänzer spielen mit holografischen Projektionen im Dinslakener Quartier Lohberg. So soll an vier Standorten, die Transformation fortgesetzt werden: Der Übergang vom Industrie- zum Kulturort ist geschafft, aber wie geht es im virtuellen Raum weiter? Ein paralleles, nachgebautes Ruhrgebiet kann man auf der Zeche Zollern in Dortmund erkunden – per Rad. Das bleibt zwar auf der Stelle – alles andere wäre wohl zu unfallträchtig mit der VR-Brille auf der Nase – aber der 3D-Ausflug vermittelt einem das Gefühl der Bewegung.

Die Bierdeckel werden lebendig

Kultur ist für Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda „ein Faktor der Stadtentwicklung. Wir müssen das ausbauen, müssen den Wandel so erzählen, dass er über die Region ausstrahlt.“ Das versucht der Aachener Künstler Tim Berresheim in einer Kneipe, die er als begeh- und besitzbare Installation entwickelt hat. Inspiriert vom Gemälde „Die Kruppschen Teufel“ wachen gehörnte Figuren über die „Tantalos Taverne“ in der Henrichshütte. Das Besondere sind auch hier die digitalen Elemente: Die Bierdeckel werden recht lebendig, wenn man sie mit dem Handy und der zugehörigen App ins Visier nimmt, ebenso die ausliegenden Zeitungen. Und vielleicht gibt es hier auch einen „Extraschuss“ (das favorisierte Vernissage-Getränk des Künstlers).

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Aber die zwanzigste ExtraSchicht bleibt sich natürlich treu in der Spannbreite, die sie anbietet. Vom Oldtimer bis zum Robotertreff, Seifenblasenkunst und Kopfhörerparty, Rudelsingen oder Queen-Coverband (auch Elton John, die Stones, die Beatles und Billy Joel sind vertreten) – das ist doch mal handfeste Unterhaltung. Die Stärke dieses Festes sind aber die unerwarteten Momente, mit denen Künstler und Dichter, Licht oder Installationen die wohlbekannten Industriekulissen verzaubern. Drum ist es vielleicht gut, dass manche Beschreibung im Ungefähren bleibt: Eine sieben Meter große „Metallkugel als Weltbühne“ und Lichtinstallation in der Lindenbrauerei Unna? Quallen-Alarm im Mülheimer Aquarius? Man ist gespannt.

Bewachte Radstellplätze und günstige Leihräder

Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr schickt historische Straßenbahnen zur Zeche Zollverein (Klassik bis Alphorndudeln), zum Nahverkehrsmuseum Dortmund (lokale Bands) und zum Dämmerschoppen im Eisenbahnmuseum Bochum. Feuerwerke gehen auf über Hamm, Dorsten, Mülheim und Kamp-Lintfort. Komfortabler wird die „Nacht der Industriekultur“ auch: Die Fahrradparkplätze sind bewacht, die Leihräder von Metropolradruhr sind zwei Stunden umsonst. Per App wird in Echtzeit angezeigt, wie voll die Veranstaltungen sind. Familienfreundlicher ist die neue Startzeit um 17 Uhr.

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Eine „Nacht, die man fühlen kann“, soll die ExtraSchicht werden, sagt Frank Dudda. Viele Menschen seien von Pandemie und Krieg verunsichert. „Aber wir sollten mal wieder rausgehen um uns zu vergewissern, dass wir auf einem guten Weg sind.“

>> Info: Die Tickets

Tickets kosten 17 Euro und ermäßigt 14 Euro. Mit der Ruhr.Topcard sind es 8,50 Euro. Am Tag der Veranstaltung (25. Juni) kosten alle Karten 20 Euro. Kinder unter sechs Jahren haben freien Eintritt, benötigen aber dennoch ein Ticket.

Die Karten sind online unter extraschicht.de erhältlich oder telefonisch unter 01806 181650 (20 Cent/Anruf) sowie in einigen Vorverkaufsstellen. Das sind die Touristeninfos von Bochum, Dortmund, Mülheim, Duisburg, Essen, Oberhausen (auch am Centro), Witten und Moers sowie das Besucherzentrum Hoheward in Herten. An den Spielorten selbst gibt es keine Abendkasse.

Enthalten ist der Eintritt zu allen 43 Spielstätten, die Nutzung der Shuttlebusse sowie freie Fahrt im VRR und im Teilraum Ruhr-Lippe des Westfalentarifs (2. Klasse) bis 7 Uhr am Folgetag. Auch ein Leihfahrrad von Metropolradruhr kann man günstiger mieten. Zwei Stunden sind umsonst.