Essen. Ab Montag müssen Restaurants, Kinos und Fitnessstudios wieder schließen. Warum Betroffene das für den falschen Weg halten.
Hotels, Gaststätten, Kinos und Fitnessstudios laufen Sturm gegen die erneuten Schließungen im Rahmen der verschärften Corona-Auflagen. Viele der Betriebe, so die große Sorge, würden nie wieder aufmachen
„Wahnsinn“, findet Walter Stemberg vom Sterne-Restaurant Haus Stemberg in Velbert die erneute Schließung. „Alles haben wir gemacht, was uns vorgeschrieben worden ist, und jetzt müssen wir trotzdem wieder dichtmachen. Ich kann das nicht nachvollziehen.“
„Im November und Dezembermachen wir die besten Umsätze“
Und damit steht er nicht alleine da, wie er aus zahlreichen Telefonaten im Laufe des Nachmittags weiß. „In den Monaten November und Dezember machen wir den besten Umsatz des Jahres. Davon fallen jetzt mindestens zwei Wochen weg. Viele Kollegen sind am Boden zerstört.“
Soweit ist Jan Möller, einer der Geschäftsführer der muto Gmbh, die in Dortmund mehrere Lokale betreibt, noch nicht. Aber auch er ist nicht begeistert von den neuen Maßnahmen. „Das ist noch einmal eine kleine Katastrophe in der großen Katastrophe.“ Und wie die meiste Wirte glaubt er nicht, dass Restaurantschließungen das Problem lösen. „Dann treffen sich im schlimmsten Fall die Leute öfter zu Hause.“
Wirte fordern mehr Hilfe vom Staat
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Das fürchtet Stemberg auch: „Die Infektions-Zahlen werden nicht sinken. Und dann müssen wir noch länger schließen.“ Übereinstimmend fordern die Gastronomen mehr finanzielle Hilfe vom Staat. „Da muss was passieren, wenn man will, dass die Betriebe im Frühjahr noch da sind“, sagt Möller. „Allen beteiligten Entscheidern muss klar sein, dass die Verluste der Branche vollumfänglich ausgeglichen werden müssen“, stellt auch der Hotel und Gaststättenverband (DeHoga) in Nordrhein-Westfalen klar.
Passiere das nicht, warnt die Gewerkschaft NGG könnten viele der landesweit 28.000 Betriebe mit ihren insgesamt über 330.000 Beschäftigten den „erneuten Lockdown“ nicht verkraften. „Das wird für manchen der Todesstoß“, glaubt auch Walter Stemberg.
Kinobetreiber sieht sich als „Bauernopfer“
Auch die Kinos im Land sehen sich zu Unrecht geschlossen. Man sei ein „Bauernopfer“ sagt Kim Ludolf Koch, Geschäftsführer der Cineplex-Gruppe, zu der rund 90 Kinos in fast 70 Städten gehören. „Wir werden für etwas zur Mitverantwortung gezogen, für das wir nichts können.“ Das sieht Christine Berg, Vorstandsvorsitzende des Hauptverbandes Deutscher Filmtheater, ähnlich. Es sei kein belegbarer Fall bekannt, bei dem sich jemand im Kino mit Corona infiziert habe.
Auch für Marianne Menze, Chefin der Essener Lichtburg ist das Kino „ein sicherer Ort“. „Unsere Hygienekonzepte haben sich bewährt“, sagt sie. „Ich verstehe die Welt nicht mehr.“
Wenn sie nun wieder schließen müsse, werde der Umsatzverlust im laufenden Jahr wohl 80 Prozent betragen. Wie lange sie das durchhalten kann? „Mitte oder Ende nächsten Jahres wird es eng.“ Zumal man bei jeder Wiedereröffnung einen Teil der Kundschaft „zurückerobern“ müsse. „Dann muss man die Lust auf das Kino wieder wecken“, weiß Christine Berg.
„Die Menschen wollen doch ihr Immunsystem stärken“
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Protest kommt auch von den Betreibern von Fitnessstudios. In einem offenen Brief an NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) wehren sie sich gegen Schließungen. „Hierbei handelt es sich genau um das falsche Signal und eine unzumutbare Benachteiligung von Menschen, die ganz bewusst und gerade jetzt ihre Immunabwehr stärken wollen und sollen“, schrieb die Präsidentin des Arbeitgeberverbands deutscher Fitness- und Gesundheitsanlagen (DSSV), Birgit Schwarze.
„Die Fitness-Anlagen verfügen über ausgezeichnete Abstands- und Hygienekonzepte und tun alles dafür, der Bevölkerung in Deutschland bei der Bewältigung dieser Corona-Krise bestmöglich zu helfen“, erklärte Schwarze. Auch der Deutsche Industrieverband für Fitness und Gesundheit in Düsseldorf betonte, Fitnessstudios böten trotz steigender Corona-Infektionszahlen ein sicheres Trainingsumfeld. (mit dpa)