Essen. Der Lockdown zerschlägt wohl auch die Pläne für Essens Budenzauber. Doch noch gibt die EMG den Weihnachtsmarkt nicht gänzlich verloren.
Es war die Essener Antwort auf die bange Frage, ob man sich von diesem grassierenden Coronavirus dieser Tage wirklich alles nehmen lässt: Das Festhalten der Stadt am Weihnachtsmarkt, es diente als Zeichen des Trotzes und gleichermaßen der Überzeugung, dass sich eine Krise, so schlimm sie sein mag, auch gestalten lässt. In diesem Fall mit Glühwein-Gärten, Maskenpflicht und ausgedünntem Angebot. Jetzt aber fährt man der Stadt höherenorts in die Parade: Der Budenzauber wird wohl zumindest für die ersten beiden Wochen abgeblasen, der Aufbau ist gestoppt.
Am Kennedyplatz bleibt einstweilen eine trostlose Baustellen-Atmosphäre zurück
Bei der Stadt geht man davon aus, dass angesichts geschlossener Theater und Kneipen sowie vieler anderer Zumutungen auch „Spezialmärkte“, zu denen die Weihnachtsmärkte ja gehören, untersagt bleiben. „Alles andere wäre nicht konsequent“, heißt es seufzend im Rathaus.
Schon am Dienstag brach die Essen Marketing Gesellschaft (EMG) deshalb die Aufbauarbeiten an den rund 90 Holz-Buden ab: Am Willy-Brandt-Platz steht alles schon parat, doch am Kennedyplatz bleibt eine trostlose Baustellen-Atmosphäre zurück. Nur nebenan, beim voluminösen Verkaufsstand des Weihnachts-Deko-Händlers Käthe Wohlfahrt wird unverdrossen weiter gesägt, geschraubt, gezimmert.
Die ersten 18 von 41 Öffnungstagen sind beim November-Lockdown futsch
Dass sich der Aufwand am Ende lohnt, scheint derzeit eher fraglich. Am 13. November sollte Essens Weihnachtsmarkt eröffnen und bis zum 23. Dezember dauern; mit der neuen Corona-Schutzverordnung, die bis Ende November gelten wird, sind die ersten 18 von 41 Öffnungstagen schon futsch.
Noch gibt es keinen Plan, die Buden kurzerhand wieder abzubauen. Im Hintergrund lautet die Devise: Abwarten und Glühwein trinken. „Es hat keiner Bock auf vorauseilenden Gehorsam“, sagt ein Spitzenbeamter im Rathaus sarkastisch. Ob wenigstens die zweite Hälfte über die Bühne gehen kann, hängt einerseits vom Virus und seiner Verbreitung ab, andererseits von der Bereitschaft der Markthändler, das Risiko einzugehen – und drittens von der EMG, die es sich gut überlegen dürfte, weiter in eine Veranstaltung zu investieren, von der nicht klar ist, ob sie überhaupt stattfinden kann.
Im Raum steht die Frage, wie viel Zuversicht die Marketing-GmbH sich leisten kann
Normalerweise profitiert die Marketing-GmbH finanziell von den Erlösen des Weihnachtsmarktes in sechsstelliger Höhe, jetzt aber drohen satte Verluste. Und im Raum steht die Frage, wie viel Zuversicht man sich leisten kann. Die Stadt gibt einstweilen die Devise aus, „auf Sicht fahren“ zu wollen. Sprich: auch kurzfristig wieder in die Planungen einzusteigen, wenn es die Pandemie und das Land NRW erlauben.
Doch um am 1. Dezember den Budenzauber für dann noch gut drei Wochen bis Weihnachten starten zu können, bräuchte es eine Vorlaufzeit von etwa zwei Wochen. Mitte November also müsste das Okay kommen. Auch unverbesserliche Optimisten sehen dies als eher theoretische Option.