Bochum. Was frischgebackene Eltern über Windeln und das Wickeln wissen sollten– und warum sie unbedingt die Finger von Puder lassen sollten.

Bettina Meyer ist Kinderkrankenschwester, Stationsleiterin der „Pädiatrie 1“ des Katholischen Klinikums Bochums; dazu gehören die Kinder-Intensivstation und die für schwer Brandverletzte. Das Thema Windeln, meint man, ist hier nachrangig. Doch Schwester Bettina sieht das anders: „Der Popo ist sehr wichtig“, sagt sie, „für die Gesundheit aller Babys.“

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Doch wie sieht sie aus, die perfekte Windel? Gut sitzen muss sie, das sei das Entscheidende, erklärt die 49-Jährige. Das heißt? „Geschmeidige Bündchen, dichter Abschluss an Bauch und Rücken, leicht verschließbar, auch mehrmals.“ Und natürlich müsse die „Saugkraft“ ordentlich sein. „Ob Bärchen oder sonst was drauf sind, ist nicht maßgebend. Es kommt allein auf die inneren Werte an.“

Aber auch auf die Größe. Für die ersten Tage mit dem Baby daheim empfiehlt Schwester Bettina zwei Größen bereit zu halten: die für Neugeborene und die nächstgroße, später würden Eltern schon merken, wenn es Zeit wird, zur nächsten Größe zu wechseln: Wird die Windel zu klein, reicht das Fassungsvermögen nicht mehr und/oder die Bündchen schneiden ein.

Wenn der Baby-Popo doch wund wird – was ist tun?

Neben den ersten Windeln sollten frischgebackene Eltern Baumwollwaschlappen und milde Seifenlotion besorgen. Feuchttücher bräuchten sie nur für unterwegs, so Bettina Meyer: „Wir propagieren Wasser und Seife zur Gesäßpflege. Oder Olivenöl.“ Feuchttücher seien zwar praktisch, enthielten aber Duftstoffe oder andere Chemie, auf die Babyhaut „gern reagiert“.

Selbst Kindern „mit wunderbar rosigem Popo“ würde Meyer zudem eine zinkhaltige Salbe empfehlen. „Beim Wickeln dünn (!) auftragen.“ Die Salbe bilde eine Barriere zwischen Haut und saurem Urin, wirke anti-entzündlich. Puder sei total out. „Bringt nichts, krümelt, und wenn das Döschen auf die Wickelkommode fällt und das Kind ihn einatmet, ist er sogar eine echte Gefahr.“

Und wenn der Babypopo doch wund wird – was ist zu tun?

1. Überlegen, woran es liegen könnte, rät die Expertin. Oft habe das Kind einfach zu lange in einer nassen Windel gelegen, manchmal sei die Ernährung der stillenden Mutter zu „sauer“: „Für Zitrusfrüchte bekommen Sie am nächsten Tag die Retourkutsche.“ Auch in der Umstellungsphase von Stillen oder Flaschen- auf Normalkost würden Babys häufiger mal wund

.2. Was hilft: Milde Pflege (Wasser und Seife) sowie zinkoxidhaltige Salbe. „Und wenn es passt: das Baby mal ohne Windel liegen lassen, damit sich die Haut beruhigt.“

3. Für schwerere Fälle von „Windeldermatitis“ hat Bettina Meyer einen Geheimtipp: Schwarztee-Tupfer. „Einfach starken Tee kochen, kleine Läppchen darin tunken und die wunde Stelle vorsichtig abtupfen. Oder das Läppchen sogar mit in die Windel legen.“4. Bleibt der Babypo aber wund, bilden sich womöglich sogar Pusteln auf der Haut und schuppt oder nässt sie: ab zum Arzt. Es könnte sich um eine Pilzinfektion handeln.

Und wie oft sollte die Windel gewechselt werden? Klare Ansage: Sechsmal am Tag! Also auch nachts, wenigstens im ersten Lebensjahr. „Die Älteren halten schon mal acht Stunden am Stück aus.“ Moderne Einwegwindeln haben im Übrigen sogar eine Art „Füllstandsanzeige“: Ist der „Superabsorber“ darin voll, verfärbt sie sich. Schnickschnack? Schwester Bettina hat’s getestet: „Man glaubt es nicht, aber das funktioniert verlässlich“, fand sie heraus.

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Zwei, drei Jahre dauert es, bis das Kind trocken ist. Das macht an die 6000 Windeln pro Durchschnittsbaby. Eltern, die sich um Klima und Umwelt sorgen, stellt sich da die Frage: Tut es nicht auch eine mehrfach nutzbare Baumwollwindel? Auf Bettina Meyers Station werden sie aus Hygieneaspekten ausschließlich Einmalwindeln verwenden. Lediglich zum „Breitwickeln“ bei Kindern mit Hüftproblemen kommen Stoffwindeln zum Einsatz. „Verteufeln“ mag die Kinderkrankenschwester die wieder verwertbaren Windeln aber nicht. Diese hätten durchaus ihre „Daseinsberechtigung“. Doch als Hygienebeauftragte ihrer Klinik hat sie gesundheitliche Bedenken („die Kinder liegen ja im Nassen, werden schneller wund“).

Die Auswahl ist riesig, auch bei Stoffwindeln gibt es längst nicht nur ein Standardmodell.
Die Auswahl ist riesig, auch bei Stoffwindeln gibt es längst nicht nur ein Standardmodell. © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

Für die Kinderkrankenschwester ist der ökologische Vorteil von Stoff- gegenüber Wegwerfwindeln zudem längst nicht erwiesen. „Studien zeigen, dass sich beide, was die CO2-Emission angeht, kaum unterscheiden.“ Britische Forscher berechneten für Wegwerfwindeln tatsächlich einen Wert von 550 Kilo Kohlenstoffdioxid-Äquivalent und für wiederverwertbare Windeln einen von 570. Doch deren Studie ist nicht unumstritten und Befürworter der Stoffwindel (die heute neudeutsch auch All-in-Three heißen und aus Pant, Pouch und Soaker bestehen), betonen neben den Umweltaspekten deren weitere Vorteile (siehe Text unten): weil Stoffwindeln atmungsaktiver sind und weniger Chemie drin steckt, vertrügen Babys sie besser – allergische Reaktionen seien seltener; weil Babys mit Stoffwindel merkten, dass sie im Nassen liegen, würden sie schneller trocken; und kostengünstiger als Wegwerfwindeln seien die aus Stoff auch. Zumal man letztere ja noch fürs nächste Geschwisterchen nutzen oder verkaufen bzw. verschenken könne.

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Schwester Bettina hält Stoffwindeln trotzdem für „nicht mehr up to date“. Sie bevorzugt Einmalwindeln („praktischer, bessere Passform, dichter, angenehmer fürs Kind“) – und zwar: wirklich „die Premium-Marke“, deren Namen sie nicht nennen mag. „Die teuren sind für die meisten die besten, ist unsere Erfahrung“, erklärt sie. Doch natürlich gebe es immer auch Babys, die mit dem billigeren Produkt aus dem Discounter besser zurecht kämen, am Ende sei die beste Windel fürs Kind nur durch Ausprobieren zu finden.

Ein Windel-Test von „Alles Beste“ (aktualisiert im Februar 2020 kürte übrigens die „Lupilu Soft & Dry“ von Lidl zur besten aller Windeln „für die meisten Babys“. Sie sei hautfreundlich, weich und dünn, nehme die größte Menge Flüssigkeit auf und verfüge über „einen sehr guten Auslaufschutz – auch fürs Babys Rücken“. Bei den Höschenwindeln hatte das Produkt des Marktführers Procter & Gamble die Nase vorn: Favorit der Tester waren die Pampers Baby Dry Pants.

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