Düsseldorf/Essen. In Nordrhein-Westfalen sind im vergangenen Jahr 2811 Bomben entdeckt worden. Ende des vergangenen Jahrzehnts waren es gerade mal 993.
Je länger der Zweite Weltkrieg zurückliegt, desto mehr Bomben werden mittlerweile in Nordrhein-Westfalen gefunden. Die Zahl der Blindgänger hat sich von 993 im Jahr 2009 auf 2811 im Jahr 2018 verdreifacht. Das geht aus einem Fragenkatalog des fraktionslosen Abgeordneten Frank Neppe hervor, den das NRW-Innenministerium beantwortet hat. 2015 waren demnach erstmals mehr als 1000 Bomben pro Jahr entdeckt worden. In den Folgejahren ist diese Zahl dann förmlich „explodiert“.
Von statistischen Schwankungen abgesehen ist dagegen die Zahl größerer Sprengbomben mit einem Gewicht von 50 Kilogramm oder mehr auf dem gleichen Niveau geblieben. Sie lag in den vergangenen zehn Jahren zwischen 217 und 309 und damit im niedrigen dreistelligen Bereich. Etwa zwei Drittel davon wurden von Experten des bei den Bezirksregierungen Düsseldorf und Arnsberg angesiedelten Kampfmittelbeseitigungsdienstes noch am Fundort entschärft.
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Nur wenige Bomben müssen gesprengt werden
Nur einige wenige der größeren Bomben mussten teils spektakulär gesprengt werden, etwa weil Zünder beschädigt waren. Geprüft werde grundsätzlich die Transportfähigkeit eines Blindgängers, erklärt das Ministerium. Sei die vorhanden, werde das Weltkriegsrelikt weggebracht und entsorgt. „Die kleineren Bomben sind nicht das Problem“, sagt Pia Leson, Sprecherin des Innenministeriums. Oft handele es sich dabei auch nur noch um Teile eines Blindgängers. Bei einem Gewicht von 50 Kilogramm sei es dagegen mit weit größerem Aufwand verbunden, die Bombe unschädlich zu machen.
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Einen Grund für die gestiegenen Zahlen bei den Blindgänger-Funden liefert das Ministerium nicht. „Es gibt keine eindeutige Erklärung“, sagt Sprecherin Pia Leson. Es könnte zum Beispiel daran liegen, dass einfach mehr gebaut und deshalb mehr entdeckt wird. Leson will auch nicht ausschließen, dass inzwischen auch häufiger gezielt gesucht wird. Das Personal bei den Kampfmittelbeseitigungsdiensten der Bezirksregierungen sei in den vergangenen Jahren aufgestockt worden.
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Nicht immer sind es nur Bomben, die auch Jahrzehnte nach Kriegsende noch Probleme bereiten, sondern auch sogenannte Kampfmittel, die explosive Stoffe enthalten. Darunter fallen laut Innenministerium etwa Patronen, Granaten, Zünder oder Minen. Sie werden oft eher zufällig entdeckt: 2265 Mal war das im Jahr 2018 der Fall. Die Tendenz ist auch hier steigend, wenn auch nicht so stark wie bei der Gesamtzahl der gefundenen Bomben. 2009 gab es noch 1677 Zufallsfunde von Kampfmitteln.
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Bei zwei Fragen des Abgeordneten muss das Ministerium passen
„Unter Zufallsfunden versteht man alle Kampfmittel, die nicht durch die Kampfmittelbeseitigungsdienste oder von ihnen beauftragten Firmen aufgefunden, sondern durch Dritte gemeldet wurden“, erklärt das Ministerium. Die schweren Blindgänger mit mehr als 50 Kilogramm Gewicht werden dagegen mehrheitlich präventiv entdeckt, also durch Kontrollen des Kampfmittelbeseitigungsdienstes. Nur bei einem Drittel handelt es sich laut der Antwort um Zufallsfunde.
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Bei zwei Punkten in der sogenannten Kleinen Anfrage des Abgeordneten muss das Ministerium passen. Weder gebe es Erkenntnisse darüber, in wie vielen Fällen Bomben innerhalb von geschlossenen Ortschaften entdeckt und entschärft worden sind. Noch können die Beamten sagen, wie sich die teils mit großem Aufwand für Polizei, Feuerwehr, Kommunalverwaltungen und Bevölkerung verbundenen Bombenentschärfungen auf die Städte und Landkreise in NRW verteilen. „Eine Erhebung dieser Daten ist innerhalb der zur Beantwortung der Kleinen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich“, schreibt das Ministerium.