Bochum. . Am Ümminger See werden die Grill-Regeln nicht eingehalten. SPD fordert mehr Kontrollen und ist kurz davor, die Reißleine zu ziehen – per Verbot.

Edith Stipp wohnt eigentlich prima. Mit dem Ümminger See hat sie ein Naturidyll praktisch direkt vor der Haustür. Doch dorthin zieht es die 84-Jährige an sonnigen Wochenenden wie dem vergangenen schon lange nicht mehr. „Dann ist dort kaum noch die Wiese zu sehen“, sagt sie. „Und alles ist voller Rauch.“ Von den vielen Grill-Geräten, die die zahlreichen Besucher dort aufstellen.

Szenerie macht fassungslos

In diesen Behälter können Grill-Freunde die Asche der Holzkohle entsorgen. Finanziert wurde er von der Bezirksvertretung Ost. Rechts Dirk Meyer von der SPD.
In diesen Behälter können Grill-Freunde die Asche der Holzkohle entsorgen. Finanziert wurde er von der Bezirksvertretung Ost. Rechts Dirk Meyer von der SPD.

Wenn sie denn welche benutzen. Viele verteilen die Holzkohle auch einfach auf dem Boden. Und hinterlassen verbrannte Erde. Die Spuren sind noch gut zu erkennen. Dazu der ganze Mülle, der oftmals nicht den Weg in die dafür eigens aufgestellten Körbe findet. Eine Szenerie, die Dirk Meyer fassungslos macht. Der Sprecher der SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung Ost kämpft seit Jahren für ein vernünftiges Miteinander am Ümminger See. Doch was er und seine Partei auch versucht haben – es fruchtete nicht. Denn auch diese Grill-Saison startet, wie die vergangene endete: mit katastrophalen Zuständen, wie Meyer es formuliert.

Lösung für das Problem muss her

Am Ümminger See gibt es einige Stellen mit verbrannter Erde wie diese. Dort, gerne auch unter Bäumen, wird einfach auf dem Boden die Holzkohle verteilt und angezündet.
Am Ümminger See gibt es einige Stellen mit verbrannter Erde wie diese. Dort, gerne auch unter Bäumen, wird einfach auf dem Boden die Holzkohle verteilt und angezündet. © Dirk Meyer

Nun wird es dem SPD-Mann zu bunt. Bis Sommer fordern Dirk Meyer und die SPD gemeinsam mit dem grünen Koalitionspartner eine Lösung für das Problem, andernfalls werde man in der Bezirksvertretung ein Grill-Verbot anregen. Ein Ultimatum also für alle Grill-Rowdys, die sich nicht an die Regeln halten. Dabei stehen diese groß und breit auf Schildern. Und auf Flyern, die Meyer nicht müde wird zu verteilen.

Prototyp wird getestet

In einem Dringlichkeitsantrag, den SPD und Grüne am Donnerstag (12.) in der Sitzung der Bezirksvertretung Ost einbringen werden, wird die Verwaltung aufgefordert, darzulegen, wie sie künftig „die dringend notwendigen Kontrollen“ sicherstellen will – gerade auch an den Wochenenden.

Die Müllbehälter am Ümminger See reichen bei weitem nicht aus.
Die Müllbehälter am Ümminger See reichen bei weitem nicht aus. © Dirk Meyer

Für diese Grill-Saison finanzierte die Bezirksvertretung einen Behälter für Grill-Asche, den das Umwelt- und Grünflächenamt für 850 Euro von Insassen der JVA anfertigen ließ. „Ein Prototyp, den wir nun testen wollen“, sagt Imke Poeschel von der Stadt. Nach dem ersten Grill-Wochenende lässt sich sagen, dass zumindest einige Besucher des Ümminger Sees den Behälter genutzt haben. Doch da ist noch viel Luft nach oben. Imke Poeschel ist optimistisch und will noch einen weiteren Aschebehälter bestellen.

Quartiers-Hausmeister kontrollieren

Auch das im Stadterneuerungsprozess für Werne und Langendreer (Alter Bahnhof) installierte Stadtteilmanagement will helfen, die Wogen am Ümminger See zu glätten. Helga Beckmann regt an, für die Flyer eine Box an den Schildern zu installieren: Grill-Regeln to go. Und auch die drei Quartiers-Hausmeister wollen öfter mal am Ümminger See nach dem Rechten schauen und die Flyer mit den Verhaltensregeln verteilen.

Ob all das etwas bringt? Edith Stipp bezweifelt das ebenso wie ihre Nachbarn Irene und Stefan Zeyer, die sich nicht nur durch den Grillgeruch und die Vermüllung des Geländes belästigt fühlen, sondern auch durch die Wildparker und den Lärm. „Die ganze Nacht durch“, sagt Stefan Zeyer. Nachdem er die Polizei gerufen hatte, sei es für eine halbe Stunde ruhig gewesen. „Doch dann ging die Party weiter.“

>>> Bezirk Ost tagt am Donnerstag

Die Bezirksvertretung Ost tagt am Donnerstag (12.) um 16 Uhr im Sitzungssaal im Amtshaus Langendreer, Carl-von-Ossietzky-Platz 2. Interessierte Besucher sind willkommen.

>>> Kommentar: Härter durchgreifen

Von Gernot Noelle

Es hat keinen Sinn. Seit Jahren wird an die Vernunft und Einsicht der „Grill-Freunde“ am Ümminger See appelliert. Vergebens. Die Idee mit dem Flyer, auf dem die Verhaltensregeln stehen, ist ehrenwert. Doch schert sich offenkundig niemand darum, diese einzuhalten. Der nächste Schritt der Lokalpolitik, mit einem Ultimatum und der Aussicht auf ein komplettes Grill-Verbot, ist nur logisch. Nur, da bin ich ziemlich sicher: Auch dieses Verbot würde ignoriert. Es gilt, härter durchzugreifen, die Täter mit em­pfindlichen Geldstrafen zu belegen und mit mehr Präsenz durch Ordnungshüter für Ruhe zu sorgen. Nur fehlt es dazu an Personal. Von daher wird sich an der Situation vor Ort vorerst nichts ändern. Leider.