Heiligenhaus. . Betrüger gaukeln Heiligenhausern vor, den Stromtarif besprechen zu wollen. Die Polizei warnt vor ungewollten Verträgen. Neu ist die Masche nicht.

Die Verbraucherzentrale warnt vor einer Masche, die jetzt auch in Heiligenhaus angewandt wird. So hatte ein WAZ-Leser (Name ist der Redaktion bekannt) kürzlich einen Anruf erhalten; am anderen Ende der Leitung war angeblich ein Mitarbeiter der Stadtwerke, der über eine Gesetzesänderung aufklären wollte.

Dadurch würden sich die Stromkosten verändern. Als der Anrufer jedoch die Zählernummer haben wollte, wurde der Heiligenhauser misstrauisch und legte auf.

Auf jeden Fall Anzeige erstatten

„Das war auf jeden Fall ein Betrugsversuch“, sagt Polizeisprecherin Nicole Rehmann, „der Geschädigte hat perfekt reagiert“. Zudem rät sie, nie persönliche Daten am Telefon herauszugeben; auch die Zählernummer gehöre dazu.

Opfer dieser Masche sollten sich immer bei ihrem Stromanbieter rückversichern, ob ein echter Mitarbeiter angerufen hat. Handelt es sich um einen Betrüger, sollte man „auf jeden Fall Anzeige erstatten“.

Preisänderungen gibt es sechs Wochen im Voraus

So bestätigt auch Stadtwerke-Geschäftsführer Michael Scheidtmann: „Wir sind das definitiv nicht. Wir rufen niemanden an.“. Zudem klingelten die Stadtwerke nicht an Haustüren, um Verträge abzuschließen, und Kunden bekämen Informationen über Preisänderungen immer schriftlich sechs Wochen im Voraus. „Diese Masche ist leider seit Jahren weit verbreitet“, sagt Scheidtmann.

Lukrativ macht sie, dass man Verträge auch am Telefon abschließen kann. „Einmal an der falschen Stelle Ja gesagt, schon wird behauptet, man habe einen neuen Energievertrag geschlossen“, und der neue Anbieter kündige sofort den bestehenden Vertrag bei den Stadtwerken. Dabei wisse der Angerufene oft gar nicht, dass er einen neuen Energievertrag hat. „Das alles ist hochgradig unseriös.“

Auch interessant

Niemals persönliche Daten heraus geben

Der Stadtwerke-Chef bekräftigt die Warnung, niemals Geburtsdaten und Zählernummer herauszugeben.

„Ein Energieunternehmen braucht nur die Postleitzahl, um einem Verbraucher ein Preisangebot zu machen“, weiß Jürgen Schröder, Jurist bei der Verbraucherzentrale NRW. „Aber mit der Zählernummer veranlasst der Anrufer immer einen Vertragswechsel und schafft schon mal Fakten.“

Meist sei dies, so der Fachmann, kein Mitarbeiter eines Energieanbieters, sondern jemand, dessen Arbeitgeber für diese Anbieter neue Kunden wirbt. „Das grassiert bundesweit, diese Geschäftsmethode gibt es seit Jahren, das kriegt man nicht in den Griff.“

Manchmal geht es um Provisionsbetrug

Das Ganze ziele darauf, „Verbrauchern Verträge unterzujubeln“. Dabei gelte bereits als belästigende Werbung und als Wettbewerbverstoß, wenn „angerufen wird ohne vorherige, ausdrückliche Einwilligung“.

Zwar seien solche am Telefon geschlossenen Verträge unwirksam, zudem habe man auch zwei Wochen Zeit, zu widerrufen. Doch das sei mit Aufwand verbunden. „Manchmal handelt es sich auch um Provisionsbetrug“, sagt Polizeisprecherin Nicole Rehmann. „Bis der Kunde den Vertrag storniert hat, ist die Provision vielleicht schon geflossen.“ Der Jurist Jürgen Schröder weiß, dass oft Unternehmen hinter dieser Masche stecken.

>>> INFO: Wenn ein Ja zum Vertragsabschluss reicht

Vor einer ähnlichen Telefonabzocke warnt die Verbraucherzentrale ebenfalls.

  • Verbraucher berichten, dass sie nach einem Telefonat mit Fremden einige Tage später überraschend Vertragsunterlagen und Rechnungen zugeschickt bekommen. Sie hatten laut Ja gesagt, etwa auf die Frage: „Hören Sie mich?“ Im Extremfall wird ein Telefonat zusammengeschnitten, dabei hat es nie einen Vertragsabschluss gegeben.

  • Solch eine Rechnung muss niemand bezahlen, aber man muss aktiv dagegen vorgehen. Die Verbraucherzentrale hilft dabei