Duisburg. . Die Zahl der Fälle in Duisburg, in denen sich Betrüger am Telefon als Polizeibeamte ausgeben, nimmt zu. Die Opfer – betagte Senioren.
- Die Zahl der Fälle in Duisburg, in denen sich Betrüger am Telefon als Polizeibeamte ausgeben, nimmt zu
- Die Opfer sind immer betagte Senioren - skrupellose Täter agieren aus Call-Centern in der Türkei
- Der Schaden in NRW im letzten Jahr: Knapp 3 Millionen Euro
Die Zahl der Fälle in Duisburg, in denen sich Betrüger am Telefon als Polizeibeamte ausgeben und dabei im Telefondisplay sogar die Notruf-Nummer „110“ einblenden können, nimmt deutlich zu. Betrüger entlocken ihren Opfern sensible Daten oder lassen sich von ihnen Geld oder Wertsachen überbringen oder überweisen.
Die Opfer sind fast immer betagte Senioren. Die Täter: Wohl organisierte skrupellose Abzockerbanden, die speziell mit dieser Masche nach Einschätzung der Duisburger Polizei stets aus Call-Centern agieren, die in der Türkei angesiedelt sind.
Auf der jüngsten Sitzung des Arbeitskreises Kriminalitäts-Entwicklung legte Kriminalhauptkommissar Ralf Schäfer jetzt diese Fakten vor: So zählten die Experten im Betrugs-Kommissariat der Duisburger Kripo im vergangenen Jahr 25 solcher Fälle von „Falscher Polizist ruft an“.
Hinzu kommt aber eine sehr hohe Dunkelziffer
Davon acht vollzogene Betrugsstraftaten (Schaden: 90.000 Euro); in diesem Jahr 2017 sind es schon 60 Fälle (davon ebenfalls acht vollzogene Betrügereien mit einem Schaden von 130.000 Euro). Und: Der Schwerpunkt „dieser regelrechten Welle“, so Kripo-Mann Schäfer, liege derzeit gar nicht im westlichen, sondern im östlichen Ruhrgebiet.
Hinzu komme aber eine sehr hohe Dunkelziffer. Denn viele betrogene Opfer wüssten bis heute nicht, dass sie quasi „kalt ausgeraubt“ wurden, bzw. sehr viele würden dann auch aus Scham, in diese Falle getappt zu sein, keine Anzeige machen.
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Die Vorgehensweise der Täter ist geschickt wie dreist zugleich und sie variiert dabei von Tat zu Tat. Mithilfe einer speziellen Software schaffen es die Betrüger, in den Call-Centern im Telefon-Anzeigenfeld ihrer Opfer beliebig die Notruf-Nummer der deutschen Polizei 110 (oder die echte örtliche Telefonnummern der Polizeibehörden) anzuzeigen.
Oft klingelt nach 22 Uhr das Telefon: „Hier ist die Polizei“
Das Telefon lassen sie dann bei ihren Opfern nach Worten von KHK Schäfer dann häufig spät am Abend, so gegen 22 Uhr schellen. Dann, wenn die älteren Menschen oft schon schlafen. Wenn sich dann noch „die Polizei“ oder „die Kriminalpolizei“ meldet, die der angerufenen und überraschten Person von festgenommenen Einbrechern berichtet, bei denen angeblich Hinweise auf die Angerufenen gefunden wurden, geraten die Opfer schnell in Angst und der Angriff ist schon geglückt.
Die Täter geben ihren verschreckten Opfern Anweisungen, schnell alles Geld und Schmuck im Hause zusammenzulegen und einem „Zivilbeamten“, der gleich vorbei kommen werde, sicherheitshalber zu übergeben.
Variante: Die Opfer sollen gleich oder am nächsten Morgen zu Sparkasse oder Bank zu eilen, um dort Summen von bis zu 50.000 Euro irgendwohin zu überweisen. Die Banken, so lautet oft auch die tückische Lüge der Anrufer, würden mit den „Einbrechern unter einer Decke“ stecken und daher „manch’ dumme Frage zu dieser Abhebung stellen“, die man mit „Das ist mein Geld. Ich kann damit machen was ich will“ quittieren solle.
Stilles Geld - geraubt ohne Messer und Pistole
Außerdem sollen die Opfer, so die Täter oft am Telefon, danach auch noch Tage lang über die „verdeckte Polizeiaktion“ Stillschweigen bewahren. Kripo-Mann Schäfer: „Das gibt den Verbrechern auch noch eine Woche Vorsprung. Sie sind dann, wenn die Senioren zur Polizei kommen und nach ihren Sachen fragen, unauffindbar.“
Der Schaden in NRW im letzten Jahr: Knapp 3 Millionen Euro, geraubt ganz ohne Messer oder Pistole. „Stilles Geld“ nennt dies die Polizei, die unbedingt dazu rät, auch dann die Polizei zu informieren, wenn man erfolgreich einen betrügerischen Anrufer abgeblockt hat.
HINTERGRUND
Woher wissen die Betrüger, dass sie auf Senioren treffen? Die Täter kaufen systematisch frei verkäufliche Adressen-Listen von Katalogbestellungen, Reisebuchungen, Gewinnspielen oder sogar auch alte Gästelisten von Hotels auf, in denen Tausende von persönlichen Daten zu finden sind – sehr häufig auch das Geburtsdatum. Mit dieser kostbaren Information werden dann systematisch alte und greise Menschen angerufen und terrorisiert.
Wie kommt die „110“ auf das Display? Diese Telefon-Straftaten beginnen häufig in Call-Centern im Ausland (oft in der Türkei); diese verfügen oft über eine Software, mit der man moderne Telefonanschlüsse in der ganzen Welt beliebige Rufnummern als angebliche Anrufernummer vortäuschen kann.
Wichtig: Niemals würde die echte Polizei die Notruf-Nummer 110 verwenden.