Duisburg. . Jahrelang hat die Deutsche Bahn Investitionen in ihre Infrastruktur vernachlässigt. Jetzt fließt Geld, aber Bahnreisenden drohen 1000 Baustellen.

Hohe Chefs heißen Bevollmächtigte, Konferenzen finden in holzvertäfelten Räumen statt: Auch im Detail ist der Deutschen Bahn gelegentlich anzumerken, dass sie einmal Behörde war und noch immer ein Staatsunternehmen ist. Im Vokabular können es Bahnleute freilich mit jedem Top-Manager aufnehmen. „Wir wollen NRW in Bewegung bringen“, sagt zum Beispiel Werner J. Lübberink.

Der Mann ist ausweislich seiner Visitenkarte – na klar – „Konzernbevollmächtigter für das Land Nordrhein-Westfalen“ und durfte am Freitag in Duisburg das umfassendste Investitionsprogramm der Bahn in NRW seit Ewigkeiten ankündigen: Schienen, Brücken, Bahnhöfe, Stellwerke werden bis 2019 für drei Milliarden Euro saniert und erneuert. Fast 1,1 Milliarden Euro fließen allein 2017 – die Mittel für den Rhein Ruhr Express (RRX) und den Ausbau der Betuwe-Linie von Oberhausen bis nach Holland nicht eingerechnet.

20 Jahre lang seien Bahn-Investitionen in NRW vernachlässigt worden, sagt Lübberink. Warum, das verrät er nicht. Aber er hat ein vielsagendes Etikett für das Milliardenpaket: „Wiederaufbau West“. Was das heißt? Hier der Überblick für Rhein und Ruhr.

Darauf müssen sich Bahnreisende einstellen

An diesen Stellen investiert die Bahn.
An diesen Stellen investiert die Bahn. © hh

1 Totalsperrungen für den Fernbereich, Zugausfälle im Nah- und Regionalverkehr: Zwischen Duisburg und Düsseldorf wird es im Frühjahr eng. Vom 8. März bis zum 5. April werden die Ferngleise zwischen den beiden Rheinstädten komplett stillgelegt – was zu massiven Einschränkungen für Bahnfahrer führt. Der Fernverkehr wird über S-Bahn- und Güterzugstrecken umgeleitet, das Ruhrgebiet zeitweise vom Süden abgekoppelt. ICE-Züge aus München enden dann in Köln. Die S6 fährt nur noch alle 30 Minuten, die S1 zwischen Duisburg-Großenbaum und Düsseldorf-Flughafen/Hbf nur noch im Stundentakt. Vom 28. April bis 6. November kommt es wegen Vorarbeiten für den RRX-Ausbau jeweils an Wochenenden zu weiteren Behinderungen.

2 Wuppertal geht komplett vom Netz: In den Osterferien (7. bis 24. April) und den Sommerferien (16. Juli bis 30. August) bündelt die Bahn Gleis-, Stellwerk- und Weichenarbeiten derart, dass in der Stadt der Schwebebahn der Eisenbahnverkehr über Wochen zum Erliegen kommt. Endstation ist in Solingen, Düsseldorf, Langenberg und Wuppertal-Oberbarmen. Das Zauberwort für Bahnkunden lautet: Schienenersatzverkehr (SEV).

3 Er sollte mal Einkaufszentrum werden. Seit Langem ist aber klar: Dortmunds Hauptbahnhof bleibt, was er ist, wird aber schöner. Nach der Ertüchtigung der Empfangshalle in 2013 sind nun Personentunnel, Bahnsteige und deren Dächer dran. Ist mit 130 Millionen Euro teuerstes Einzelprojekt in NRW. Dauert aber: bis 2024.

4 Neue Weichen, Gleise, Schwellen, Schotter gibt es auch für Herne. Leidtragende sind Nutzer der Regionalbahn RB 43. Im Oktober droht SEV.

5 Der Bau von Lärmwänden behindert zwischen Recklinghausen und Marl vom 25. August bis 9. Oktober die Fahrten von RB 2 und 42. Vor allem freitags bis montags kommt es zu Sperrungen.

6 Noch bis September werden in Gelsenkirchen-Schalke/-Buer Lärmwände aufgestellt – ohne Auswirkungen auf den Zugverkehr.

7 Neuer Lärmschutz auch in Essen: In den Ortsteilen Karnap und Dellwig wird bis November gebaut. Keine Störungen.

8 Auf Fahrplanänderungen sollten Bahnreisende in Oberhausen achten. Im Hauptbahnhof werden Gleise und Weichen verlegt. Zeitraum: September bis Oktober.

9 Duisburgs Hauptbahnhof bekommt ein neues gläsernes Wellendach über den Gleisen. Derzeit laufen die Ausschreibungen für das 100-Millionen-Euro-Projekt. Baustart ist noch in diesem Jahr.

Zahlen und Fakten der Bahnsanierung

Die Bahn erneuert 390 Weichen, 512 Kilometer Schienen und 13 Brücken. Außerdem werden 410 000 Schwellen ausgetauscht sowie 590 000 Tonnen Schotter. Insgesamt sind 2017 über 1000 größere und kleinere Baustellen entlang der Gleise an Rhein und Ruhr zu erwarten.