Düsseldorf. Beim VRR wird kritisiert, dass der Nahverkehr zu kurz kommt. Die Strecken seien in schlechtem Zustand. Nun soll gemeinsam beratschlagt werden.
Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) wirft der Deutschen Bahn vor, den Nahverkehr zu vernachlässigen. „Viele Strecken sind marode, die Werkstatt-Leistung der DB Regio reicht nicht, und der Fernverkehr der Bahn bremst mit seinen Überholungen die Kunden des Nahverkehrs häufig aus“, sagte VRR-Vorstand Martin Husmann dieser Zeitung. Am Donnerstag will der Verkehrsverbund mit Werner Lübberink, Bahn-Bevollmächtigter für NRW, und Michael Häßler von der DB Netz AG in Essen über die Probleme sprechen.
Der Verkehrsverbund kreidet DB Regio unter anderem an, seine Werkstätten nicht „im Griff“ zu haben. Es gebe dort immer wieder Probleme mit Wartungsarbeiten. Nach Informationen dieser Zeitung fuhr zum Beispiel der Regionalexpress RE 11 zu Jahresbeginn auf der Strecke Paderborn – Düsseldorf mehrfach mit nur einem Zugteil. Folge: chaotische Zustände in den überfüllten Bahnen.
Vorwurf, Infrastruktur vernachlässigt zu haben
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Auch mit dem Baustellen-Management ist der VRR nicht einverstanden. Zum Beispiel soll in Wuppertal in den Sommerferien eine Strecke für sechs Wochen stillgelegt werden mit entsprechenden Folgen für Tausende Pendler. Die Bahn habe ihre Infrastruktur wegen des Börsengangs lange vernachlässigt, Nun investiere der Bund Milliarden, um den Sanierungsstau zu beenden, und die Bahn lege aus Kostengründen ganze Strecken still, ärgert sich der VRR. „Es fehlt der Blick dafür, wo auch unter laufendem Rad gearbeitet werden kann.“ Auch Lothar Ebbers vom Fahgastverband Pro Bahn NRW kritisiert den „Baustellen-Marathon“. Der Standard-Fahrplan werde immer mehr zur Ausnahme.
Ärgernis Nummer drei: Die Überholungen von Nahverkehrszügen durch den Fernverkehr. Auf den Ruhrgebiets-Strecken seien Fernverkehrszüge und Regionalexpresse praktisch gleich schnell, heißt es beim VRR. Der Vorrang bringe einem Intercity zwischen Dortmund und Düsseldorf so gut wie keinen Zeitvorteil. „Aber Tausende Nahverkehrskunden hängen deshalb in der Warteschleife und verpassen ihre Anschlüsse. Das ist nicht hinnehmbar“, sagte Husmann. Der VRR überlegt, künftig jede Überholung zu dokumentieren und zu veröffentlichen.
Kritik, dass Fernverkehr immer Vorzug erhält
Pro Bahn NRW bemängelt zudem, dass es praktisch keine Freigaben mehr von Fernverkehrszügen gebe, wenn der Nahverkehr sich stark verpätet. „Ich habe schon lange keine Freigabe mehr erlebt“, sagte Lothar Ebbers. Fahrgäste, die wegen der Verspätung eines Nahverkehrszuges in einen IC oder ICE einsteigen, müssen zunächst den teueren Fahrpreis bezahlen und können sich das Geld später zurückholen. Weil das lästig und aufwändig sei, verzichteten viele Kunden auf ihr Recht, so Pro Bahn.
Die Bahn will sich zu einem späteren Zeitpunkt ausführlich zu den Vorwürfen äußern.