Ruhrgebiet. . Eine Milliarde Euro von Bund, Land, Bahn und Verkehrsträgern kostet die „Modernisierungsoffensive“. 260 Millionen nur für Duisburg und Dortmund.
- Abschluss bis zum Jahr 2023. 47 der Stationen liegen im Ruhrgebiet
- Duisburg, Dortmund, Gelsenkirchen, Herne darunter. Mülheim schon in Arbeit
- In Witten läuft der Umbau der Bahnhofshalle in privater Regie. Verkehrsanlagen später dran
Die Bahn will 150 Bahnhöfe in NRW bis 2023 modernisieren. Im „Jahrzehnt der Baustellen“, das Landesverkehrsminister Michael Groschek (SPD) kommen sieht, kommt auch das Ruhrgebiet zum Zuge: an 47 Stellen. Die interessantesten Projekte stehen: hier.
Besonders nötig hat es der Hauptbahnhof Dortmund – immer noch. Denn diese Mängelliste besteht seit 1996: Der Personentunnel ist viel zu eng, viele Bahnsteige sind nur über Treppen zu erreichen, und die Menschenströme werden so gelenkt, dass sie einander gefährlich gedrängt kreuzen.
Nun steht ein begeh- und überschaubarer Info-Würfel in der Haupthalle, der verspricht im Prinzip: Alles wird gut! Aufzüge und Rolltreppen sollen kommen, die Laufwege werden entzerrt, der Tunnel wird deutlich verbreitert.
Vorarbeiten beginnen in Dortmund in diesem Sommer
105 Millionen Euro soll das kosten und bis 2023 dauern, in diesem Sommer beginnen die Vorarbeiten: Man wird nach Bomben und Granaten im Erdreich der kommenden Baustelle suchen. Kritik gibt es an der betonten „Funktionalität“ des neuen Gebäudes, das Bahnsteigdächer des Typs „Zwiesel“ bekommen wird.
Und warum hat das so lange gedauert? Weil die Lokalpolitik den Bahnhof in den 90er-Jahren mit einem Einkaufszentrum kreuzen wollte und deshalb alle fälligen Arbeiten aufgeschoben wurden. Das Zentrum hieß „Ufo“. Doch Ufos landen nie.
In Duisburg hängen noch Fallnetze unterm dem Dach
Besonders hübsch könnte dagegen der Hauptbahnhof von Duisburg werden: Stahl und viel Glas in Wellenform soll künftig die Gleisanlagen ansehnlich überdachen. Die perfekte Welle.
Bisher kann man unter dem alten Dach schnell nass werden vom Regen und schaut sowieso leicht verunsichert nach oben: Da hängen Fallnetze. Falls sich Teile lösen sollten.
„Eine Perle, ein Schmuckstück!“
Die Haupthalle ist schon vor sieben Jahren wieder schön geworden, jetzt ist der Gleisbereich dran. Von Herbst 2017 an werden Reisende den Umbau auch bemerken, wenn ein Bahnsteig nach dem anderen gesperrt und abgerissen wird – bei rollendem Verkehr und möglichst wenig Behinderung der Reisenden.
Duisburg hat nach Essen und Dortmund die meisten Zugreisenden im Revier: 100 000 am Tag. Oberbürgermeister Link (SPD) nennt das 150-Millionen-Projekt in einem Zug „ein Highlight, eine Perle, ein Schmuckstück!“
Mülheims Bahnhof liegt in einer Kurve
Besonders weit sind die Bauarbeiter an dem kleinen Hauptbahnhof von Mülheim. Bis Anfang 2018 sollen die Bahnsteige und das neue Dach fertig sein. Die Kosten hier: 4,5 Millionen Euro. Nun werden noch die Bahnsteige an allen vier (!) Gleisen mit neuen Platten belegt, andere Bänke aufgestellt und beschädigte Stellen im Dach ausgetauscht.
Eine Besonderheit freilich lässt sich nicht wegbauen: Reisende müssen vom Bahnsteig in die Züge einen besonders großen Schritt tun, weil der Bahnhof in einer Kurve liegt. Auf grader Strecke kommen Züge näher ran.
Oberhausen und Wanne-Eickel auch auf der Liste
Besonders überraschend stehen auch die Bahnhöfe Oberhausen und Wanne-Eickel in der Projektliste der Bahn (www.1von150.de). Die beiden wurden nämlich erst in den 1990er-Jahren renoviert unter der Regie der Internationalen Bauaustellung. Und so stehen hier auch nur kleinere Veränderungen an den Bahnsteigen an.
Mehr oder weniger große Umbauten werden auch in Herne und Gelsenkirchen eintreten, Hagen und Hamm, Moers, Lünen, Kamen und Schwerte – und an zahlreichen Haltepunkten in Vorstädten.
Die Läden machen einen Ringtausch
Besonders sind sowieso die Bauarbeiten im Hauptbahnhof von Witten: Dort läuft der große Umbau der Haupthalle in der Regie der beiden Eigentümer Markus Bürger und Radomir Zecevic, während die Arbeiten der Bahn im eigentlichen Verkehrsbereich sich noch anschließen werden.
Die Läden machen einen Ringtausch und vergrößern sich alle, und unter dem Dach sind denkmalgerecht Bürofluchten entstanden.Zum Teil müssen sie noch vermietet werden, zum Teil sind sie schon besetzt.
Die Angestellte einer Werbeagentur hier sagt: „Für mich ist es perfekt, ich komme mit dem Zug aus Dortmund.“ Nur bei der Abfahrt dort ist noch reichlich Luft nach oben.