Düsseldorf. Jeder zweite Erwerbstätige in NRW arbeitet nicht da, wo er wohnt. In welche Städte besonders viele pendeln – und wo die meisten Pendler wohnen.

Mehr als die Hälfte der 8,95 Millionen Erwerbstätigen in NRW pendelt über die Grenzen ihres Wohnortes hinweg zur Arbeit. Wie die jüngste Pendlerrechnung der Landesstatistiker nach Daten aus dem Jahr 2015 zeigt, pendeln rund 4,53 Millionen Menschen pro Arbeitstag in eine andere Stadt. Die Zahl der innergemeindlichen Pendler liegt bei 4,42 Millionen. Zum Vergleich: 2013 war die außerstädtische Pendlerzahl mit 4,37 Millionen deutlich niedriger (innerstädtisch: 4,36 Millionen).

Auch im Ruhrgebiet nimmt der stadtübergreifende Berufsverkehr zu: 1,15 Millionen Revierbürger pendeln täglich meist in die direkte Nachbarstadt (2013: 1,1 Millionen). Pendlerhauptstadt ist Köln (316.000 Einpendler), gefolgt von Düsseldorf (296.000), Essen (149.000), Bonn (131.000) und Dortmund (122.000).

In Düsseldorf hohe Zahl an Berufspendlern zu erkennen

Sowohl bei den Ein- als auch bei den Auspendlern rangieren die direkten Nachbarstädte im Ruhrgebiet weit vorn. Beispiel: Von den 149.000 Einpendlern, die täglich zum Arbeiten nach Essen fahren, kommt allein knapp die Hälfte aus Bochum, Gelsenkirchen, Mülheim, Duisburg, Oberhausen, Bottrop und Dortmund. Von den insgesamt knapp 80.000 Bochumer Einpendlern kommen fast zwei Drittel aus den unmittelbaren Nachbarstädten. Etwa genauso hoch ist Zahl der Bochumer, die zum Arbeiten in eine angrenzende Stadt fahren.

Außerhalb des Reviers ist lediglich Düsseldorf Ziel für eine nennenswerte Zahl an Berufspendlern von der Ruhr. Gemessen an der Einwohnerzahl ist die Landeshauptstadt ohnehin die Pendlermetropole in NRW. Den knapp 300.000 Einpendlern stehen nur 95.000 Düsseldorfer gegenüber, die die Stadt zum Arbeiten verlassen. In den Revierstädten halten sich beide Zahlen in etwa die Waage.

Die Fakten zum Pendeln in NRW im Überblick:

  • 2015 arbeiteten 4,42 Millionen Berufstätige in ihrem Wohnort, weitere 4,53 Millionen der 8,95 Millionen Erwerbstätige dagegen pendelten in eine andere Stadt.

  • Hauptstadt der sogenannten "Einpendler" - also der Menschen, die aus ihrem Wohnort dorthin kommen - bleibt Holzwickede (Kreis Unna), rund 84,5 Prozent der dortigen Erwerbstätigen kommen aus einer anderen Stadt. "Auf unserem Gemeindegebiet liegt ein Gewerbepark nahe des Dortmunder Flughafens, dort arbeitet ein Großteil der rund 10.000 Einpendler", erklärt Stefan Thiel, der Wirtschaftsförderer von Holzwickede.
  • Dagegen weist Marsberg die niedrigste Einpendlerquote auf, rund 27,4 Prozent der Arbeitnehmer kommen aus einem anderen Ort. Auch in Sundern sind es mit 28,5 Prozent überdurchschnittlich wenig.
  • Alfter und Rheurdt haben mit je 83,3 Prozent die anteilig meisten "Auspendler".

  • Wer dagegen in Münster wohnt, arbeitet oft auch dort - nur rund jeder vierte Münsteraner pendelt. Das ist der niedrigste Wert aller 396 Städte und Gemeinden in NRW. IN Köln sind es 26,6 Prozent.
  • Unter den zehn bevölkerungsreichsten Städten in NRW hatte Düsseldorf die höchste Einpendlerquote (58 Prozent) vor Bonn (55,4 Prozent).
  • Bei den Auspendlern liegt Duisburg mit 43,7 Prozent vor Bochum (42,4 Prozent).
  • Allein nach Köln (315.744), Düsseldorf (296.037) und Essen (148.790) pendelten insgesamt und täglich mehr als eine Dreiviertelmillion Berufstätige.
  • Im Durchschnitt legt ein Pendler 19,7 Kilometer auf dem Weg zur Arbeit zurück, mal mit dem Fahrrad, mit dem Bus, der Bahn oder dem Auto. Frauen sind dabei zwei Kilometer weniger unterwegs.
  • Die Statistiker wissen allerdings auch von deutlich weiteren Strecken. "Es gibt auch einige Ausreißer, die mehr als 80 Kilometer, teils bis zu 120 Kilometer am Tag zur Arbeit fahren", sagt Olivia Martone vom Landesamt.
  • Vor allem die Autofahrer müssen Geduld haben: Nach Zahlen des ADAC gab es auf den Autobahnen in NRW 2016 einen Staurekord, weil immer mehr Autos und Lastwagen unterwegs sind, außerdem sind die Fahrbahnen marode, Baustellen verengen die Straßen.
  • IT.NRW-Präsident Hans-Josef Fischer warnt vor den Folgen des Pendelns: "Wir haben eine mobile Arbeitswelt, die vor allem dadurch geprägt ist, dass jeder zweite Beschäftigte vor und von der Arbeit einen nicht unbeträchtlichen weg zurücklegt", sagt er. "Der Faktor Arbeit wird so um einen weiteren Faktor, den Stress, erweitert."
  • Daten zu Pendlern sind vor allem für die Unternehmen wichtig, die Standortfragen klären wollen. Außerdem sind Stadtverwaltungen angewiesen auf die Zahlen, wenn sie ihre Infrastruktur planen wollen.

(mko/dpa)