An Rhein und Ruhr. Am Donnerstag können orkanartige Böen über NRW ziehen. Waldspaziergänge sind lebensgefährlich und auch die Jecken sind betroffen.

Der Deutsche Wetterdienst hat vor orkanartigen Böen in weiten Teilen Nordrhein-Westfalens am Donnerstagabend gewarnt. Bäume könnten entwurzelt und Dächer beschädigt werden, teilte der DWD mit. "Achten Sie besonders auf herabstürzende Äste, Dachziegel oder Gegenstände", hieß es in der Warnung.

Fenster und Türen sollten geschlossen werden. Abstand solle man insbesondere von Gebäuden, Bäumen, Gerüsten und Hochspannungsleitungen halten. Nach Möglichkeit solle man sich nicht im Freien aufhalten.

Böen mit Windstärke 11 möglich

Die Experten rechnen zumeist zwischen 20 Uhr und 3 Uhr am Freitagmorgen mit Böen, die Windgeschwindigkeiten bis zu 115 Stundenkilometer erreichen können. Dies entspricht der Stärke 11 auf der zwölfstufigen sogenannten Beaufort-Skala.

Am Tag bringt Tief Thomas wechselhaftes und teilweise sehr stürmisches Wetter. Die Windstärke werde sich im Tagesverlauf immer weiter steigern, sagt Fabian Ruhnau vom Wetterdienst Kachelmannwetter.

Am stärksten werde es voraussichtlich den Norden NRWs treffen, also Niederrhein, Münsterland und Ostwestfalen. "Das Hauptsturmtief kommt zum Nachmittag", sagt Ruhnau. „Der Wind legt bis Donnerstagabend immer weiter zu und erreicht erst in den Abendstunden seinen Höhepunkt“. Von den Niederlanden her zieht das Tief in Richtung Nordsee, die Ausläufer treffen NRW aber besonders.

Am Donnerstagvormittag wütete das Orkantief schon über den Britischen Inseln. In Wales wurden Windgeschwindigkeiten von bis zu 152 Kilometern pro Stunde gemessen. „Ganz so heftig wird es im Westen aber nicht werden“, sagt Ruhnau von Kachelmannwetter. Im Vergleich zum Mittwoch gehen die Wettermodelle von einer Abschwächung des Sturms aus: "Es wird richtig stürmisch, aber kein Vergleich zu Kyrill oder Ela", erklärt er.

Warnung: Im Wald droht Lebensgefahr

Dennoch: Wegen des Unwetters warnt das Regionalforstamt Ruhrgebiet davor, in den Wald zu gehen, weil das "Betreten des Waldes an Weiberfastnacht lebensgefährlich" sei, heißt es in einer Pressemitteilung. Der viele Regen hätte den Waldboden aufgeweicht.

"Es ist je nach Windgeschwindigkeiten verbreitet auch mit umfallenden Bäumen oder herabfallenden Ästen zu rechnen", sagte Reinhart Hassel, Sprecher des Regionalforstamts. Scheinbar fest verankerte Bäume könnten umfallen, weil sie beim Pfingssturm Ela im Juni 2014 einen Großteil ihrer Wurzelverankerung verloren hätten.

Schulen schließen eher, "Parkleuchten" im Grugapark fällt aus

In Mülheim empfahl die Stadt den Schulen wegen des Sturmtiefs, entweder vor 13 Uhr oder nach 15 Uhr Schluss zu machen. Einzelne Schulen entschieden dort auch bereits, die Schüler um 12.30 Uhr nach Hause zu schicken. In Essen schloss der Grugapark bereits um 12 Uhr, das "Park-Leuchten" fällt am Donnerstag aus.

Dauerregen und Gewitter an Altweiber

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Begleitet wird der Sturm von teils kräftigem Regen. Nachmittags kann es auch zu stärkeren Schauern und ganz vereinzelten Gewittern kommen. Im Sauerland sollen laut DWD bis zu 60 Liter Regen pro Quadratmeter fallen.

Außerdem sinke in der Nacht zum Freitag die Schneefallgrenze, prognostiziert der DWD. Oberhalb von 300 Metern müsse mit leichten Schneeschauern und bis zu drei Zentimetern Neuschnee gerechnet werden. Autofahrer sollten dann besonders vorsichtig fahren, denn es drohe Glättegefahr.

Manche Weiberfastnachts-Veranstaltungen fallen aus

Wurden im vergangen Jahr an Rosenmontag viele Umzüge abgesagt, wollten die meisten Veranstalter an Weiberfastnacht zunächst abwarten. In Düsseldorf startete das Festprogramm vor dem Rathaus wie geplant, am Nachmittag zogen die Verantwortlichen aber die Reißleine: Alle für nach 16 Uhr geplanten Open-Air-Veranstaltungen wurden abgesagt. Davon betroffen ist auch das Schlösser-Zelt auf dem Burgplatz, das aus Sicherheitsgründen ab Windstärke 8 geräumt werden muss.

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In Duisburg wurde die Altweiber-Fete auf dem Kometenplatz in Walsum kurzfristig abgesagt. Der Caterer habe wegen des angekündigten Sturms seine Bier- und Grillstände nicht aufbauen können, hieß es. In der Duisburger City hingegen wurde wie gehabt gefeiert.

In Mülheim-Saarn haben sich die Veranstalter bereits am Dienstagabend zu einer Absage der Möhnenparty entschieden. Wegen der Sturmwarnung ist die Open-Air-Veranstaltung auf dem Pastor-Luhr-Platz lieber abgeblasen worden: „Das kann keiner verantworten“, sagte Hans Klingels von der KG Mülheimer Stadtwache. Der Möhnensturm auf das Historische Rathaus in der Innenstadt könne aber ab 11.11 Uhr wie geplant stattfinden.

Weitere Absage aus Sicherheitsgründen

Die Altweiberparty am Dinslakener Altmark ist aufgrund der Unwetterwarnungen kurzfristig abgesagt worden. Der Veranstalter Din-Event begründet die Entscheidung damit, dass Aufbauten wie Bühne, Pavillon und Schirme „bei den prognostizierten Sturm“ mit hohen Windgeschwindigkeiten ein zu hohes Risiko darstellen würden. „Die Sicherheit geht in diesem Fall vor“, heißt es in einer Din-Event-Mitteilung.

Der Umzug in der sauerländischen Weiberfastnachts-Hochburg Drolshagen findet dagegen statt, nachdem er auf der Kippe gestanden hatte: "Wir haben uns hier im Rathaus in Absprache mit dem Ordnungsamt und der Verwaltungsspitze dazu entschlossen, den Zug ziehen zu lassen", sagte die Dräulzer Weiberfastnachts-Chefin Jutta Nebeling am Mittag. Der Umzug werde wie geplant um 15.11 starten.

Sturmschaden am Mittwoch in Mettmann

Ein erster Sturmschaden war schon am Mittwoch gegen 17 Uhr in Mettmann gemeldet worden. Dort war der Ast einer Birke in sechs Metern Höhe auf das Dach eines Mehrfamilienhauses gestürzt. Die Feuerwehr Mettmann hatte die Bewohner rechtzeitig in Sicherheit bringen können.

Weil die hinzugerufene Düsseldorfer Feuerwehr aber wegen des aufgeweichten Bodens keinen Kranwagen aufstellen konnte, musste das Dach zunächst mit einem Teleskopmast entlastet werden. Erst am Donnerstag wurde der Ast dann von einem Gartenbauunternehmen entfernt.

Windiger Rosenmontag prognostiziert

Auch in der Nacht bleibt es anfangs noch sehr stürmisch in NRW. Bis in die zweite Nachthälfte kann es nach Angaben von Kachelmannwetter zu Sturmböen von 80 bis 90 Stundenkilometern kommen. Erst zum frühen Freitagmorgen hin solle der Wind dann deutlich nachlassen, wenn das Sturmtief endgültig nach Osten hin abziehe.

Zwar ist an den kommenden Tagen eine Wetterbesserung in Sicht, die Prognosen sehen aber nicht besonders rosig aus: Die Karnevalisten können an Rosenmontag keinen Sonnenschein erwarten. Mit einem Sturm sei zwar nicht zu rechnen, aber windig dürfte es dennoch werden. (memo)