Essen. . Bei Ausleihfahrrädern ist das Revier gespalten: Die kleineren Städte verlieren Standorte von „Metropolrad Ruhr“, die Unistädte gewinnen.

Während in den großen Städten des Ruhrgebiets immer mehr Menschen Ausleihfahrräder nutzen, läuft es in den kleineren Städten gar nicht rund für „Metropolrad Ruhr“. In Herne, Bottrop und Hamm werden unterm Strich Stationen abgebaut. Der Fahrradbeauftragte von Herne, Thomas Semmelmann, warnt gar vor einem Aus des Fahrradverleihsystems an kleineren Standorten – oder von einem Minimalangebot mit nur „ein bis zwei Stationen“: „Nur in den Uni-Städten brummt es, nur da rechnet es sich.“

Tatsächlich wurden in Herne nur rund zwei Fahrräder täglich ausgeliehen im Jahr 2014. Auch die für Betreiber „Nextbike“ wichtige Einnahmequelle Werbung auf Rädern sprudelt nicht: „Wir haben so gut wie keine Werbebuchungen für Herne“, sagt Sprecherin Mareike Rauchhaus. Direkte Fördergelder gibt es ebenfalls nicht mehr, seit die Anschubfinanzierung durch den Bund 2013 auslief – auch wenn die Städte zum Beispiel auf Sondernutzungsgebühren verzichten und Planungshilfen nicht in Rechnung stellen.

Leihräder-Angebot wird in kleinen Städten gekürzt

Kein Wunder also, dass das Leipziger Unternehmen die kleineren Standorte in die Winterpause schickte und am 1. April in vier Städten mit reduziertem Angebot startet: In Herne werden zwei von acht Stationen abgebaut und in Bottrop gar 17 von 24.

„Allerdings verbleiben alle Stationen im System“, sagt Mareike Rauchhaus. Wenn man das gesamte Ruhrgebiet betrachte, gebe es nur Verschiebungen, keinen Abbau. Die Zahl der Stationen habe im letzten Jahr um rund 40 auf 340 gesteigert werden können. Auch die Ausleihen haben sich in jedem Jahr seit der Gründung 2010 ungefähr verdoppelt auf zuletzt 180.000. „Metropolrad Ruhr“ solle in allen zehn Städten vertreten bleiben, so Rauchhaus.

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Was die kleinen Städte verlieren, kommt also in Essen, Dortmund, Duisburg und Bochum hinzu. 50 Stationen hat Essen zum Beispiel und zwischen 300 und 400 Räder – die Zahl schwankt, da die Räder ja in den zehn abgedeckten Städten abgestellt werden können. Aber selbst innerhalb Essens verschiebt Nextbike Ressourcen: Die Verleihstation an der Zeche Zollverein etwa wurde demoliert, also wurde sie abgebaut.

Firmen sollen mit ins Boot

In weiteren Städten ist die Lage unklar. In Oberhausen und Gelsenkirchen war zwar unlängst der Abbau von jeweils sieben Standorten, einem Drittel, bekannt gegeben worden – doch zurzeit werde noch mit der Stoag sowie mit der Hochschule Ruhr West und der Bogestra gesprochen, ob nicht wieder welche dazukommen, so Rauchhaus.

Die Idee: Betriebe können ihren Mitarbeitern ein Fahrrad-Jobticket zur Verfügung stellen. Ist die Nachfrage groß, wird eine eigene Station auf dem Firmengelände errichtet. Modell steht hier die Kooperation mit der Uni Bochum, wo die Studierenden über ihren Sozialbeitrag gewissermaßen eine Fahrrad-Flatrate bekommen. Reguläre Nutzer zahlen für 30 Minuten einen Euro, für einen Tag neun Euro.