Essen. . Mehr als 1000 angestellte Lehrerinnen und Lehrer sind am Dienstag in NRW in den Warnstreik getreten. Sie fordern vor allem eine Gleichstellung.

Rund 1100 angestellte Lehrer gingen am Dienstag nicht zur Schule, sondern auf die Straße. In Essen, Duisburg, Wuppertal und Düsseldorf. Sie machten keineswegs blau, sondern: Krach. Mit Pfeifen, Rasseln, Trommeln demonstrierten die Pädagogen für eine gerechtere Bezahlung. Sie wollen beim Lohn nach oben. Auf Augenhöhe mit den Beamten. Gleiches Geld für gleiche Arbeit, das sei nur gerecht.

In Essen brachte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) an diesem ersten von drei Warnstreiktagen etwa 200 Lehrer auf die Straße. Zwischen rot-weißen Fahnen und streikenden Kollegen lief Julia Gajewski, Chefin der Gesamtschule Bockmühle, am Mittag durch die Essener City. Eine Schulleiterin im Arbeitskampf, das hat Seltenheitswert.

Angestellte müssen auf Geld verzichten

Die 52-Jährige ist – wie wenige in ihrer Position – „nur“ angestellt. Zweimal lag sie in ihrer Laufbahn knapp über der Verbeamtungs-Altersgrenze, die in NRW heute bei 40 Jahren gezogen wird. „Als Beamtin hätte ich netto 500 Euro mehr“, sagt sie. Gajewski ist nicht alleine zur Demo gekommen. Ihre Schule musste gestern auf 25 (von 155) Kollegen verzichten.

Noch besser – aus Gewerkschaftssicht – war diese Quote an der Abendrealschule Eiberg in Essen. „Acht von 20 Kollegen streiken“, sagen Claudia Kircher und Elisabeth Zimmer. Konsequenz: Realschule auf Sparflamme.

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Streik bringt Schulbetrieb nicht ins Wanken

Allerdings gerieten gestern die wenigsten Schulen im Regierungsbezirk Düsseldorf wegen des Streiks in größte Nöte. Nur etwa jeder fünfte Lehrer im Land ist kein Beamter, und von diesen rund 33 000 Angestellten gehört nicht einmal die Hälfte einer Gewerkschaft an. Das reicht nicht, um Schulen komplett lahm zu legen.

Manche Schulen spürten den Streik kaum, beispielsweise die Förderschulen in Duisburg. Dort arbeiten nur wenige Angestellte. Außerdem absolvierten einige Klassen gerade ihr Praktikum. Auch an der Heinrich-Heine-Gesamtschule in Duisburg gab es kaum Ausfälle. Es streikte nur einer von 15 angestellten Lehrern. An der Gesamtschule Emschertal hingegen streikten die acht angestellten Lehrer. Das Kollegium besteht aus rund 85 Pädagogen. „Wir haben den Streik an unserer Schule schon gemerkt“, sagt Schulleiter Christoph Hönig. Teilweise gab es Vertretungsunterricht, gerade bei den jüngeren Schülern. Andere Stunden fielen dagegen aus. Insgesamt streikten in Duisburg 300 von 1500 angestellten Lehrern.

Kampf auf dem Rücken der Kinder?

Kurios bis ärgerlich: Einige angestellte Lehrer wussten am Dienstag gar nicht, ob sie der Arbeit fern bleiben durften, und standen ratlos vor den Streiklokalen. Denn ausdrücklich aufgerufen hatte nur die GEW, nicht aber die im Beamtenbund (dbb) organisierten Gewerkschaften wie der Verband Bildung und Erziehung (VBE). Die ließen ihre Mitglieder zwar streiken, konzentrieren sich aber vor allem auf den großen landesweiten Lehrer-Streik mit Kundgebung am Donnerstag, 12. März, in Düsseldorf. „Halbherzig“ findet der Duisburger GEW-Streikleiter Jochen Jankowski diese Strategie. Man ist sich eben nicht immer grün im Gewerkschaftslager. Die GEW legte gestern jedenfalls auch Listen für die nicht bei ihr organisierten Kollegen aus.

Elternvertreter sehen die laufenden Warnstreiks kritisch. „Ich kann ja nachvollziehen, dass die angestellten Lehrer unzufrieden sind. Aber solch ein Streik trifft ja nicht die politisch Verantwortlichen, sondern er wird auf dem Rücken der Kinder ausgetragen“, sagte Eberhard Kwiatkowski, Vorsitzender der Landeselternkonferenz NRW, dieser Zeitung.

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Von Tobias Blasius und Wilfried Goebels

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