Düsseldorf. . An den NRW-Schulen fällt heute weniger Unterricht ersatzlos aus, dafür steigt die Zahl der fachfremden Vertretungsstunden und des besonderen Unterrichts – wie Schulfahrten und Praktika.
Nach einer aktuellen Stichprobe des NRW-Schulministeriums sinkt der Unterrichtsausfall in diesem Schuljahr von 2,4 Prozent im Vergleich zur letzten Erhebung 2009/10 auf 1,7 Prozent. Dennoch werden 1,8 Millionen Stunden Unterricht an den NRW-Schulen ersatzlos gestrichen.
NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) bezeichnete die erste Stichprobe nach fünfjähriger Auszeit als ein „erfreuliches Ergebnis“. An vielen Schulen gebe es erfolgreiche Konzepte, um Unterrichtsausfall zu vermeiden. Die Lehrergewerkschaft VBE kritisierte, dass inzwischen 7,5 Prozent des Unterrichts von oft fachfremden Vertretungslehrern erteilt werden. Mehr als jede fünfte Vertretungsstunde findet sogar im Rahmen des „eigenverantwortlichen Arbeitens“ (EVA) statt. Das bedeutet, dass sich vor allem Oberstufenschüler ohne Anwesenheit eines Lehrers selbst beschäftigen.
„Systematische Vertretungsreserve“ vom Land gefordert
VBE-Landeschef Udo Beckmann monierte die Berechnung: „Unterrichtsausfall ist jede Unterrichtsstunde, die nicht gemäß des Stundenplans erteilt wird.“ Wenn ein Fach durch ein beliebiges Fach ersetzt werde oder Vertretung in übergroßen Lerngruppen stattfinde, helfe das Schülern nicht, so Beckmann. Der Vorsitzende des Philologen-Verbandes, Peter Silbernagel, beklagte, dass die Nichterteilung von naturwissenschaftlichem Unterricht aufgrund von Personalnot gar nicht erst erfasst werde. Silbernagel fordert vom Land eine „systematische Vertretungsreserve“.
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Laut Stichprobe hat sich der Anteil des Unterrichts in besonderer Form (Klassenfahrten, Projektunterricht etc.) seit 2010 mit aktuell 8,7 Prozent fast verdoppelt. Besonders viele Ersatzstunden verzeichnen Gesamtschulen (15%), Hauptschulen (13,6%) und Förderschulen (10,2%). An Gymnasien beträgt der Anteil nur rund vier Prozent. Den größten Anteil an Vertretungsstunden gibt es an Gymnasien (rund acht Prozent).
Löhrmann will die Stichprobe an 700 der rund 5800 Schulen künftig jährlich durchführen. Eine Untersuchung aller Schulen hält die Ministerin weiter für personell zu aufwändig. Die Opposition forderte stattdessen eine Ausfallstatistik für jede Schule.