Ruhrgebiet. Dass Unterricht ausfällt, ist bei einem Lehrerstreik kaum zu vermeiden. Doch werden die Kinder trotzdem betreut? Und bleibt es der einzige Streik?
Der angekündigte Warnstreik der angestellten Lehrer wird am Dienstag und am Donnerstag die Stundenpläne vieler Schüler im Ruhrgebiet durcheinander wirbeln. Die Lehrergewerkschaften GEW und VBE haben ihre zusammen rund 13.000 Mitglieder aufgerufen, die Arbeit niederzulegen. Selbst wenn nur ein Teil der Lehrer diesem Aufruf folgt, wird Unterrichtsausfall an vielen Schulen nicht zu vermeiden sein.
Im ersten Schritt betrifft das Schulen im Regierungsbezirk Düsseldorf, das heißt unter anderem in Düsseldorf, Duisburg, Essen, Mülheim und Oberhausen. Hier streiken die Lehrer am Dienstag. Welche Schulen wie stark betroffen sind, lässt sich kaum vorhersagen.
Oberhausen gibt Entwarnung
Die GEW rechnet aber mit einer hohen Streikbeteiligung an Gesamtschulen, etwa in den Essener Stadtteilen Holsterhausen, Altendorf (Bockmühle) und Steele (Erich Kästner). Von Seiten der Stadt gibt es dazu keine Prognose. Die Entscheidung, ob Unterrichtsstunden ausfallen oder zusammengelegt würden, liege bei der jeweiligen Schulleitung. Darauf habe die Stadt keinen Einfluss, sagte ein Sprecher der Stadtverwaltung.
Die Stadt Oberhausen geht jedoch davon aus, dass der Streik "praktisch keine Auswirkungen" haben wird. Der Anteil der angestellten Lehrer liege unter zehn Prozent. Sollte doch eine Stunde ausfallen, sei sichergestellt, dass die Schüler beaufsichtigt würden.
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Zwei Tage später, am Donnerstag, werden Schulen im Regierungsbezirk Arnsberg (Bochum, Dortmund, Hagen, Herne) bestreikt. "Der Unterrichtsbetrieb ist nicht gefährdet", sagt ein Sprecher der Stadt Dortmund. Er könne nicht garantieren, dass jede Stunde stattfinde, aber die Zahl der angestellten Lehrer sei zu gering, um größere Probleme zu verursachen. "Ich glaube nicht, dass irgendeine Schule völlig bestreikt wird", sagt selbst GEW-Sprecher Berthold Paschert. Die Schulen würden versuchen, den Unterrichtsausfall durch die Zusammenlegung von Lerngruppen in Grenzen zu halten“, sagte eine Sprecherin von Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne).
Schwierige Situation für berufstätige Eltern
Gerade für berufstätige Eltern jüngerer Kinder ergibt sich dennoch eine schwierige Situation: Sie können kaum verlässlich darauf bauen, dass ihr Kind wie gewohnt bis zum regulären Schulschluss betreut wird.
Wo absehbar ist, dass die Kinder nicht wie gewohnt in der Schule betreut werden, können Eltern notfalls bei der Arbeit fehlen, erklärt Arbeitsrechtler Andreas von Medem. Zunächst müssten sie aber versuchen, eine Ersatzbetreuung für ihr Kind zu finden. Gelingt ihnen das nicht, sollten sie so schnell wie möglich dem Arbeitgeber Bescheid geben und erklären, warum sie nicht kommen können.
Mit einer Abmahnung oder gar Kündigung müssten sie nicht rechnen. "Natürlich kommt es auch auf das Alter des Kindes an", schränkt von Medem ein. Bei einem Schüler der Oberstufe sehe der Fall anders aus als bei einem Grundschulkind.
Angestellte Lehrer wollen mehr Geld
Mit dem Warnstreik unterstreichen die angestellten Lehrer ihre Forderung nach einer finanziellen Gleichbehandlung mit ihren verbeamteten Kollegen, mit anderen Worten: mehr Geld. Rund 33 000 von 177 000 Lehrern an Rhein und Ruhr sind nach Angaben des Schulministeriums derzeit nicht verbeamtet. Sie bekommen netto deutlich weniger als ihre verbeamteten Kollegen - bei gleichen Bedingungen: Stundenzahl, Dienstjahre, Familienstand.
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Angestellte zahlen vom Bruttogehalt Beiträge zur Kranken- und Arbeitslosenversicherung, unkündbare Beamte brauchen keine Arbeitslosenversicherung. Bei den Beamten übernimmt das Land übernimmt 50 bis 70 Prozent der Beiträge zur privaten Krankenversicherung. Bei längeren Erkrankungen erhalten Angestellte nach sechs Wochen das geringere Krankengeld, das Beamtengehalt läuft hingegen unbefristet weiter.
Längere Tarifverhandlungen möglich
Ob es bei einem einmaligen Warnstreik bleibt, ist aus heutiger Sicht kaum absehbar. Die Lehrer jedenfalls scheinen entschlossen, es auf eine längere Auseinandersetzung ankommen zu lassen. Es müsse endlich Schluss sein mit der "einseitigen und vordemokratischen" Gehaltseingruppierung der angestellten Lehrer, heißt es bei der GEW.
Ihre Forderungen sind mit den Sparplänen der rot-grünen Landesregierung jedoch kaum in Einklang zu bringen.