Meerbusch/Essen. Meerbusch hat Parkgebühren schon länger abgeschafft. Der Einzelhandel profitiert davon – und würde sich über ähnliche Modelle auch an Rhein und Ruhr freuen. In den meisten Städten der Region wird zentrumsnahes Parken aber weiterhin kostenpflichtig sein.

Wer mit dem Auto in die Stadt fährt, der zahlt. Nicht nur Sprit. Viele Städte und Gemeinden an Rhein und Ruhr wollen Geld von Autofahrern, wenn sie ihren Wagen zentrumsnah abstellen. Ausgerechnet – oder: gerade – in der Stadt mit der höchsten Millionärsdichte in NRW ist das anders: Meerbusch (55.000 Einwohner) verlangt statt Schein nur Parkscheibe und hofft, den örtlichen Geschäften damit einen Gefallen zu tun. Auch der Einzelhandel in der Region würde sich über eine solche Regel freuen – in den meisten Städten der Region wird das aber Wunschdenken bleiben.

2000 kostenlose Plätze vor allem für Kurzparker

„Das ist ein Stück Wirtschaftsförderung“, erklärt Meerbuschs Stadtsprecher Michael Gorgs das Park-Konzept. Es sei eng mit dem Einzelhandel abgestimmt – „auch weil wir umgeben sind von Großstädten“, so Gorgs.

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Seinen Angaben nach gibt es rund 2000 Stellplätze in der gesamten Stadt, die in unterschiedliche Zeitzonen eingeteilt sind. Wenige Plätze sind für Dauerparker gedacht; sonst erlaubt die Behörde Autofahrern, den Wagen für ein, zwei oder drei Stunden abzustellen. „Das Ordungsamt kontrolliert die Parkscheiben auch“, sagt Gorgs. Denn die Regelung sei vor allem für Arztbesuche oder Einkäufe gedacht, der Platz soll zügig wieder frei werden.

Und offensichtlich funktioniert das. Der Einzelhandel will das Gratis-Parken jedenfalls nicht mehr missen. „Für den Stadtkern ist das ein Mehrgewinn“, so Andreas Galonska, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Büderich, dem größten Stadtteil in Meerbusch. Besonders die kleinen Läden würden profitieren. „Es geht um alltägliche Dinge, für die man nicht gleich auf die Kö muss.“

„Immer, wenn es nur um die Einnahmen geht, sind Parkgebühren ein Teufelswerk“

Auch Wilhelm Bommann, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands Niederrhein, hält viel von der Sache. Zwar seien Parkgebühren im Grunde nichts Schlechtes; schließlich sorgten sie dafür, dass immer mal wieder ein Platz frei wird. Aber Moers zum Beispiel gehe gerade den entgegengesetzten Weg: Hier seien kürzlich zwei Parkplätze kostenpflichtig gemacht worden, so Bommann. „Immer, wenn es nur um die Einnahmen geht, sind Parkgebühren ein Teufelswerk.“

Nach eigenen Angaben kann die Stadt Moers auf sie aber nicht verzichten. Und auch in anderen Kommunen der Region ist ein „Modell Meerbusch“ nicht vorstellbar. „Das steht nicht zur Diskussion“, sagt Klaus Schütz, Ordnungsdezernent bei der Stadt Wesel. Es gebe bereits ein neues, ausgewogenes Parksystem mit „Wechselticket“: 30 Minuten Kurzparken frei, nach 16 Uhr ebenso, genau wie am Wochenende. Außerdem gelte der Schein auch ortsübergreifend.

Über zumindest zeitweise kostenfreies Parken freuen sich auch Autofahrer in Dinslaken und Kleve. Im Bereich der Klever Innenstadt gibt es laut Angaben der Stadt 885 freie Parkplätze, Dinslaken lässt Autofahrer ab 17 Uhr kostenlos parken. Aber ebenso wie in Emmerich und Rheinberg lautet die Antwort hier einhellig: „Gratis-Parken ist kein Thema.“

Wer nicht zahlen möchte, kann ja noch zu Fuß gehen oder Rad fahren. Dazu rät man übrigens auch in Meerbusch. „Wir wollen keine Auto-Stadt in dem Sinne sein“, so Sprecher Gorgs. Auf der Internetseite der Stadt wird das Modell trotzdem als „Privileg“ gefeiert – oder, wie Gorgs es nennt: „Es ist ein Wettbewerbsvorteil."