Essen. . Leider kein Scherz: Seit 1. April kostet jedes Parkknöllchen mindestens zehn Euro. Essens Parkhäusern könnte das auf Dauer einen ungewohnten Zulauf bescheren. Da liegt eine Erhöhung der Parkgebühren natürlich nahe. Doch ob es so kommt, bleibt bislang unklar.

Parken ohne zu blechen – bislang war das in Essen eine Art Glücksspielchen mit überschaubarem Risiko: Wo das Knöllchen trotz dürftiger Zahlungsmoral ausblieb, genoss der Autofahrer seinen stillen Triumph. Hing dagegen das „Erwischt!“-Dokument am Scheibenwischer, tröstete man sich mit einer überschlägigen Kalkulation. Motto: Solange man nicht jedes Mal löhnen muss, ist es auf Sicht immer noch billiger, „schwarz“ zu parken als zu bezahlen.

Doch damit ist wohl Schluss, seit zum 1. April die neuen Gebührensätze Eingang in den „Bundeseinheitlichen Tatbestandskatalog Straßenverkehrsordnungswidrigkeiten“ (536 Seiten!) gefunden haben. Nun kostet die Knolle fürs Falschparken mindestens zehn Euro, und die alte Rechnung, sie geht nicht mehr auf.

Denn plötzlich mausern sich Parkhäuser, von denen die Essener Innenstadt in überschaubarer Laufweite reichlich gesegnet ist, zur ernsthaften Kosten-Alternative. Kein Wunder bei Tagespreisen von nur 2,50 oder 3,00 Euro, wie sie etwa der Billigheimer unter den Parkhausbetreibern „Contipark“ am westlichen (Waldthausenpark) wie am östlichen Cityrand (Schützenbahn) anbietet. Auf den 560 Parkplätzen des inneren Citykerns darf man zum gleichen Preis gerade mal zwei Stunden zu stehen kommen.

Falschparken - "Verjährung" nach nur drei Monaten

Ob nun auch in den Parkhäusern dazu übergegangen wird, im Zuge teurerer Knöllchen die Preise nach oben zu schrauben, darüber schwiegen sich die von der NRZ befragten Betreiber aus. Glaubt man Günter Kraemer, dem Leiter des städtischen Ordnungsamtes, dann entspringt der Umgang der Autofahrer mit Park-Knöllchen ohnehin eher einem kulturellen Selbstverständnis als knallharter Kosten-Nutzen-Rechnung.

Denn preiswerte Alternativen sind Parkhäuser schon seit Jahren und die Zahl von 214.000 Knöllchen, die von den im Tagesschnitt 20 aktiven Politessen und Verkehrsaufsehern geschrieben werden, ebenso konstant wie die damit verbundenen Einnahmen aus dem ruhenden Verkehr fürs marode Stadtsäckel: 3,5 Millionen Euro, „daran wird sich nicht viel ändern“, schätzt Kraemer – zum einen, weil ja einige Verstöße auch preiswerter geworden sind, zum anderen, „weil diese kalkulatorische Betrachtung nicht mehr stattfindet“, wie der Ordnungsamtsleiter mutmaßt.

Dafür spricht auch, dass bei Parkknöllchen der Widerstandsgeist die Einsicht in die eigene Missetat offenbar überlagert: 38.000 der 214.000 Knöllchen werden im ersten Anlauf nicht bezahlt, fast 18 Prozent der Fälle. Dabei ist in Zeiten digitaler Aufarbeitung die Chance, durch die sehr kurze dreimonatige Verjährungsfrist verschont zu bleiben, minimal. Am Ende landen rund 2.400 Parkfälle vor Gericht, wie Kraemer achselzuckend vermerkt: Dabei „sollten sich die Falschparker nicht über uns, sondern eher über sich selber ärgern“, findet er. „Wenn wir das erreichen, sind wir auf dem richtigen Weg...“.

NRZ-Übersicht zeigt Parkhausgebühren in Essener Innenstadt 

Gegen einen vermehrten Run auf die Parkhäuser könnte auch das alte Autofahrergesetz sprechen, das in etwa so lautet: bloß keinen Meter zu viel laufen. Warum sonst sollten Bürger sich mitunter auf nervige Parkplatzsuche begeben und für den in Parkzone 1 (Citykern) gültigen Stundentarif von 1,50 Euro am Straßenrand einmieten, obwohl man das Gefährt bei Möbel Kröger zum Beispiel kostenlos abstellt? Von dort sind es drei Minuten zu Fuß bis zur Limbecker Straße.

Noch näher dran an der Einkaufsstadt wäre man mit einem Stellplatz auf dem Gelände des Busparkplatzes, der zwar ohne Dach aber für zwei Euro Tagesgebühr zu haben ist. Aber was immer für den (Park-)Hausgebrauch spricht: Es geht eben nichts über die bei der Stellplatzjagd entdeckte Bucht vor der Ladentür. Die wird verteidigt, koste es, was es wolle.

Drei Parkzonen

Parken ist Zonensache: In Zone I (City, Rüttenscheid) kostet die erste halbe Stunde 50 Cent, die zweite einen Euro, in Zone 2 sind es 25 Cent/30 Minuten, in Zone III reicht die Parkscheibe.