Borssele. . Die Laufzeit des Kernkraftwerkes im niederländischen Borssele ist um 20 Jahre verlängert worden - ohne, dass es eine grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung gab - bemängelt die Düsseldorfer Landesregierung. Ein Atomunfall hätte dramatische Folgen für das Ruhrgebiet.
Die nordrhein-westfälische Landesregierung legt bei ihrer Kritik am niederländischen Atomkraftwerk Borssele nach. Die Laufzeit des Reaktors an der Nordsee sei bis zum Jahr 2033 verlängert worden, ohne dass die niederländischen Behörden eine grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung für erforderlich gehalten hätten. Dies bedauere man, teilten das NRW-Wirtschafts- und das Umweltministerium am Mittwoch in Düsseldorf mit. Eine Kernschmelze würde im schlimmsten Fall "schwerwiegende Auswirkungen auch auf Nordrhein-Westfalen" haben.
Schon vor gut einem Jahr hatte NRW gegen Borssele protestiert, als dort ein zweiter Reaktor gebaut werden sollte. Eine radioaktive Wolke könne binnen sechs Stunden das Ruhrgebiet erreichen und dort schlimmstenfalls zu einer noch höheren Strahlenbelastung als im 30-Kilometer-Radius von Fukushima führen, hatte es damals geheißen. Borssele liegt ganz im Südwesten der Niederlande. Die Pläne für Borssele II wurden auf Eis gelegt.
RWE hat Pläne für Akw-Neubauten ad acta gelegt
Der Betreiber hatte den Angaben zufolge nun beantragt, die Laufzeit des einzigen niederländischen Kernkraftwerks von 40 auf 60 Jahre bis Ende 2033 zu verlängern. RWE hält 30 Prozent an der Anlage, 70 Prozent sind im Besitz des niederländischen Versorgers Delta. Der Essener Energieriese hatte 2009 im Zuge der Übernahme des niederländischen Versorgers Essent die Beteiligung erworben.
Der damalige RWE-Chef Jürgen Großmann wollte auch den Bau neuer Meiler im Ausland vorantreiben. Sein seit 2012 amtierender Nachfolger, der Niederländer und frühere Essent-Chef Peter Terium, hat derartige Überlegungen zu den Akten gelegt. Dazu gehören auch frühere Pläne für den Bau eines weiteren Blocks in Borssele. "Dafür fehlen sowohl die wirtschaftlichen als auch die politischen Rahmenbedingungen", hatte der Terium erklärt. Die Entscheidung zur Laufzeitverlängerung wollte der Konzern am Mittwoch mit Verweis auf den Betriebsführer Delta nicht kommentieren. (dpa/rtr)