Essen. . Das Land NRW sucht nach einem zusätzlichen Standort für ein Flüchtlingsheim. Der Grund: Die Sammelunterkünfte sind voll, manche gar überbelegt. In vielen Heimen ist die Lage angespannt, beklagt der Flüchtlingsrat NRW.

Sie kommen aus Afghanistan, aus dem vom Bürgerkrieg geschundenem Syrien, aus Serbien, nehmen beschwerliche Wege auf sich, um in Deutschland Schutz zu suchen. Doch was sie in NRW zurzeit finden, sind überlastete Berater und volle Sammelunterkünfte. Dortmund reagierte bereits: Weil die Asylbewerber-Erstaufnahme im Stadtteil Hacheney wegen der vielen ankommenden Flüchtlinge mit 350 Plätzen dauernd ausgebucht ist, wandelte die Stadt eine ehemalige Hauptschule zur Notunterkunft aus.

Auch in Bielefeld, wo rund 250 Flüchtlinge Platz finden, ist die Lage angepannt, weiß Karin Asboe, Referentin für Flüchtlingsarbeit bei der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe. In den Erstaufnahmeinrichtungen in Dortmund und Bielefeld bleiben die Flüchtlinge in der Regel rund eine Woche. Während dieser Zeit sollen sie vom Bundesamt für Migration zu ihrem Asylgesuch angehört werden. Die Anhörung innerhalb einer Woche konnte in den letzten Monaten aber vor allem in Bielefeld nicht mehr durchgeführt werden, so Karin Asboe. Erschwerend hinzu kam, dass die Windpocken ausgebrochen sind und die Erstaufnahme kurzfristig geschlossen werden musste.

Um die Erstaufnahmen zu entlasten und Staus zu verhindern, werden die Flüchtlinge manchmal schneller als sonst auf die Kommunen verteilt. „Es kommt immer öfter vor, dass das ohne Anhörung passiert“, so Asboe. Sie befürchtet, dass dadurch die Verfahrensbetreuung von Flüchtlingen nicht mehr gewährleistet ist. „Die Kommunen sind oft nicht darauf vorbereitet“, sagt sie.

„Diese Entwicklung war abzusehen“

Aber nicht nur die Erstaufnahmen sind überlastet, sondern auch die „Zentralen Unterbringungseinrichtungen“ in Hemer und Schöppingen. Laut Flüchtlingsrat NRW sind dort rund 560 Asylbewerber, ausgelegt sei die Einrichtung aber nur für maximal 500. Die Bezirksregierung Arnsberg, die für die Verteilung der Flüchtlinge verantwortlich ist, spricht indes von einer Kapazität von 550 Flüchtlingen.

Dass die gesamten Einrichtungen aber unter starken Belastungen arbeiten, ist unumstritten. Nicht umsonst wird es demnächst eine zusätzliche Einrichtung zur Unterbringung von Flüchtlingen geben. Das bestätigte das NRW-Innenministerium auf NRZ-Anfrage. Wo eine solche Einrichtung entstehen soll, ist noch unklar. Derzeit werden NRW-weit verschiedene Standorte geprüft.

Damit würde eine Forderung des Flüchtlingsrates umgesetzt. Dennoch spart er ob der Situation nicht mit Kritik. „Land und Bund waren schlecht vorbereitet“, sagt Kirsten Eichler vom Flüchtingsrat. „Seit zwei Jahren nimmt die Zahl der Flüchtlinge zu, diese Entwicklung war also abzusehen.“ Und der Trend wird anhalten. Dazu muss man nur nach Syrien blicken oder nach Afghanistan, wo die Nato gerade ihre Sicherheitspartnerschaft aufgekündigt hat.