Essen. . Ist die Lernmethode „Lesen durch Schreiben“ für Rechtschreibschwächen bei Schülern verantwortlich oder hilft sie Kindern dabei, Freude an der deutschen Sprache zu entwickeln? Darüber debattieren die DerWesten-Nutzer. Betroffene Eltern und auch Lehrer berichten über ihre Erfahrungen.

Viele Schüler lernen in NRW nicht mehr Buchstabe für Buchstabe aus der Fibel, sondern nach der reformpädagogischen Lernmethode eines Schweizers das Schreiben nach Gehör. Unter Experten ist diese Methode allerdings umstritten und auch betroffene Eltern stehen dem vermeintlichen schriftlichen Wildwuchs skeptisch gegenüber.

In langen Kommentaren schildern betroffene Eltern die Schwierigkeiten ihrer Kinder. Tanja Brinkmann findet in ihrem Facebook-Kommentar deutliche Worte: „Ich finde diese Lernmethode völlig falsch!“ Auch ihre Tochter hat mit der Anlauttabelle schreiben gelernt. „In der ersten Klasse habe ich es auf Anraten der Schule ohne Verbesserung und Kommentar hingenommen. In der zweiten Klasse kamen dezente Regeln, die die Kinder zum Teil völlig verwirrt haben. Und da habe ich dann auch angefangen, alles zu verbessern.“

„Ich finde diese Lernmethode völlig falsch!“

„Wir haben es ebenfalls hingenommen, dass unsere Tochter unter dieser Lernmethode das Schreiben lernen sollte. Das dicke Ende und das böse Erwachen kamen dann bereits in der dritten Klasse“, schreibt Der-Pedda, denn nach einem Lehrerwechsel floss plötzlich auch die Rechtschreibung in die Bewertung ein. „Die Aufgabe, unserer Tochter eine vernünftige Rechtschreibung beizubringen, liegt heute in unserer Hand. Täglich dürfen wir ihr nun die einfachsten Rechtschreibregeln vermitteln.“

„Unser Sohn besucht gerade die zweite Klasse und tut sich sehr schwer mit dem Lesen und Schreiben“, berichtet DerWesten-Nutzer Abcokay. „Wir sind kein bildungsferner Haushalt, lesen viel und investieren auch viel Zeit und Geld in die Ausbildung unserer Kinder. Trotzdem hat er mit der Lesen-durch-Schreiben-Methode bisher wenig Fortschritte machen können.“

Kinder lesen bereits selbständig Kinderbücher

Nicht alle Nutzer stehen der Lernmethode jedoch kritisch gegenüber. Syndikus stellt bei seinen Kindern eine deutlich höhere Begeisterung fürs Schreiben fest. Er spricht sich jedoch dafür aus, früher mit der Korrektur von Schreibfehlern zu beginnen. „Ich denke aber, dass man spätestens in der zweiten Klasse damit anfangen sollte, nach und nach konsequent auf die korrekte Schreibweise umzustellen.“

Der gleichen Meinung ist auch kdit: „Meine Tochter schreibt gerne Texte und was ich in der kurzen Zeit für nicht möglich gehalten habe, sie liest bereits jetzt selbständig Kinderbücher. Die Methode ist sicherlich gerade in der ersten Klasse nicht verkehrt, aber es sollte danach langsam zu der deutschen Rechtschreiblehre gewechselt werden.“

Schreiben nach Gehör fördert schlechte Rechtschreibung

Auch auf der Seite der Lehrenden gehen die Meinungen auseinander. sascha76 hat über zwei Jahre in einer Grundschule unterrichtet und sieht in der Methode „Schreiben nach Gehör“ eine Ursache für weit verbreitete Rechtschreibschwächen. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Kinder eigentlich gerne richtig schreiben. Bei mir war damals keiner sauer, wenn man ihn korrigiert hat. Letztendlich ist eine frühe Fehlerkorrektur besser“, berichtet sascha76 aus dem Schulalltag.

Eltern müssen Geduld haben

Na La schaltet sich via Facebook in die Diskussion mit ein. Ihrer Meinung nach vermittelt der reformpädagogische Ansatz den Kindern vor allem Freude am Schreiben. Um ihre Schüler zu unterstützen und an die richtige Schreibweise heranzuführen, setzt sie auf Lernspiele. Den Umstand, dass Eltern ihre Kinder nach der Schule in Rechtschreibung unterrichten steht sie kritisch gegenüber: „Auch ich bitte meine Elternschaft, nicht korrigierend in das Schreiben der Kinder einzugreifen, denn dann kann ich keine Fehleranalyse mehr machen und schauen, wo und wie ich die Kinder individuell fördern muss und kann. Wer nicht lesen kann, was sein Kind schreibt, muss es sich laut vorlesen und manchmal müssen Eltern auch einfach mal aushalten, dass Lernprozesse dauern.“