Hamburg. In Bayern und Baden-Württemberg finden Schüler und Studenten die besten Lernbedingungen, NRW steht von allen Flächenländern in Westdeutschland am schlechtesten dar: Der “Lernatlas“ der Bertelsmann-Stiftung Studie zeigt ein großes Gefälle. Vor allem im Ruhrgebiet gebe es große Probleme.

Bei den Bedingungen für gute Bildung hängt der Süden Deutschlands den Norden klar ab. Die schlechtesten Regionen in Baden-Württemberg und Bayern sind immer noch besser als die besten Regionen in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Dies zeigt laut "Spiegel" der "Deutsche Lernatlas 2011" der Bertelsmann-Stiftung. Der FDP-Bildungsexperte Heiner Kamp forderte angesichts der Ergebnisse, die Bildungspolitik müsse besser koordiniert werden.

Die Studie untersucht, wie gut es sich in den rund 400 Kreisen und kreisfreien Städten der Republik lernen lässt. Dabei wird nicht nur das Lernen in Schulen, Hochschulen oder Betrieben betrachtet, sondern auch das persönliche und soziale Engagement der Bürger. Den besten Gesamtwert erzielt der Landkreis Main-Spessart, den schlechtesten die Stadt Wismar. Schlusslicht unter den Bundesländern ist Bremen, die Bestnote bekommt Bayern.

NRW "das Mecklenburg-Vorpommerns des Westens"

Betrachtet man gezielt die westdeutschen Flächenländer, gibt es laut "Spiegel" vor allem einen Verlierer: Nordrhein-Westfalen, das "das Mecklenburg-Vorpommern des Westens" sei. "Ausgerechnet das Bundesland mit der größten Einwohnerzahl hat die größten Probleme", heißt es im Nachrichtenmagazin.

Alle NRW-Städte mit mindestens 100.000 Einwohnern fänden sich in den unteren Hälften der entsprechenden Tabelle; lediglich Bonn und Münster bildeten Ausnahmen. Im Ruhrgebiet seien die Bedingungen besonders schlecht.

Vier Einzeluntersuchungen

In die Gesamtwertung flossen die Ergebnisse von vier Einzeluntersuchungen ein. Beim "schulischen Lernen" ging es unter anderem um die Frage, wie gut Grundschüler lesen können und wie viele Hochschulabsolventen eine Region zählt. Hier schnitten vor allem Kreise in Bayern gut ab, den höchsten Wert unter den Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohnern erzielte Dresden.

Das "berufliche Lernen" umfasst vor allem Möglichkeiten zur Aus- und Weiterbildung. Erfasst wurden unter anderem die Chancen von Jugendlichen, in einer Region einen Ausbildungsplatz zu finden, und die Angebote von Volkshochschulen. Beste Großstadt ist München. Auch alle anderen Sieger in den verschiedenen Kategorien, darunter Klein- und Mittelstädte sowie ländliches Umland, liegen in Bayern.

Untersucht wurden zudem die Bedingungen für das "soziale Lernen". Gemeint sind Faktoren wie die Quote der Parteimitglieder, Einrichtungen für die Jugendarbeit und die Zahl der Bürger, die sich sozial engagieren. Hier zeigt die Studie ein klares West-Ost-Gefälle. "Nach der Wende und der Auflösung der staatlich organisierten Engagementstrukturen der DDR entwickelte sich in den neuen Bundesländern nur langsam eine neue, eigenständige Engagementkultur", zitiert der "Spiegel" aus der Studie.

Beim "persönlichen Lernen" stehen viele Großstädte gut da. Untersucht wurden unter anderem Zahlen zu Museums- und Theaterbesuchen und zum Leseverhalten. Spitzenwerte erzielen hier auch viele Regionen im südlichen Bayern und Baden-Württemberg.

Kamp beklagt "ideologischen Ballast"

Kamp, FDP-Obmann im Bundestagsausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, warnte vor einem "Auseinanderbrechen der Republik". Es fehle an einer gemeinsamen Richtung aller Bundesländer und am Willen, "gemeinsam Verantwortung für gute Bildung zu tragen", sagte Kamp der Nachrichtenagentur dapd in Berlin.

"Föderalismus kann nicht heißen, dass jeder Seins macht", mahnte der Abgeordnete. So würden bestimmte Bundesgebiete einfach abgehängt. Es gebe "zu viel ideologischen Ballast" in der Bildungspolitik. Kamp forderte "ein neues, übergeordnetes Koordinierungs-Instrumentarium, mit Bund und anderen gesellschaftlich verantwortlichen Akteuren, um das ewige kleinkrämerische Geschacher zu überwinden." (dapd)