Köln. . Dioxin-Alarm bei einem Kölner Zuckerunternehmen: Das Werk beliefert unter anderem Futtermittelhersteller und Bauern in NRW. Eine Gefahr für Lebensmittel besteht nach Angaben des NRW-Landwirtschaftsministerium offenbar nicht.

In Futtermittelzusätzen aus zwei Betrieben in Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt sind erhöhte Dioxinwerte gemessen worden. Betroffen waren Werke des Kölner Zuckerproduzenten Pfeifer & Langen in Euskirchen und in Könnern, wie das Unternehmen am Montag mittelte. Die Ursache für die Verunreinigung war zunächst unklar. Eine Gefahr für Lebensmittel besteht offenbar nicht.

Ein Sprecher des NRW-Landwirtschaftsministeriums bestätigte einen entsprechenden Bericht des NDR. Beliefert wurden offenbar Landwirte und Futtermittelhersteller in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hamburg, Bayern und Rheinland-Pfalz. Da die betroffenen Zuckerrübenpressschnitzel nur ein Bestandteil des Mischfutters seien, würden die Grenzwerte des fertigen Futters aber vermutlich nicht überschritten, sagte er. Nach einer ersten Einschätzung des Ministeriums sind die Dioxinmengen so gering, dass sie nicht zu einer Belastung von Milch oder Fleisch führen.

Ursache der Verunreinigung noch unklar

Der Grenzwert für den krebserregenden Stoff liegt nach Angaben des Ministeriums bei 0,75 Nanogramm pro Kilogramm. Bei den betriebseigenen Kontrollen seien Werte von 1,0 und mehr gemessen worden. Da die Zuckerrüben aber nur 10 bis 15 Prozent des Futters ausmachten, sei nicht davon auszugehen, „dass am Ende eine Überschreitung gegeben ist“, sagte der Sprecher. Deshalb sei der Fall auch nicht mit den Vorfällen aus dem Frühjahr zu vergleichen. Damals waren wegen verunreinigter Futtermittel deutschlandweit vorsorglich Tausende Höfe gesperrt worden.

Wie der schädliche Stoff im aktuellen Fall in das Futter gelangte, wird derzeit untersucht. Nach Unternehmensangaben wurde die Auslieferung der Rübenschnitzel aus den beiden Standorten zunächst gestoppt und die Warenbestände gesperrt. Während die aus Euskirchen stammenden Lieferungen von den Behörden wieder freigegeben worden seien, blieben die aus Könnern bis auf weiteres gesperrt, hieß es. In der laufenden Produktion würden keine auffälligen Werte gemessen.

Derzeit werden von den Behörden anhand der Lieferlisten die Abnehmer ausfindig gemacht. Wie viele Hersteller und Landwirte in NRW betroffen sind, war zunächst unklar. In Niedersachsen sind drei Agrarhändler und ein Landwirt mit dem Futtermittelzusatz beliefert worden. Bei den Agrarhändlern in Niedersachsen werde der Zusatz vermischt und an weitere 135 landwirtschaftliche Betriebe in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen geliefert, teilte das niedersächsische Landwirtschaftsministerium mit.

Schärfere Kontrollen

Auch in Hannover gehen die Behörden davon aus, dass die Dioxin-Grenzwerte nicht überschritten werden. „In Lebensmitteln, in diesem Fall Milch, wird es nach der Risikoeinschätzung des Landesamtes keine erhöhte Belastung geben“, sagte eine Sprecherin des Landwirtschaftsministeriums.

Aufgefallen waren die Werte bei Proben vom 5. Oktober. Die Ergebnisse lagen jedoch erst einige Wochen später vor. Das Ergebnis der daraufhin durchgeführten amtlichen Kontrolle soll in den nächsten Tagen vorliegen.

Im Juni hatte der Bundesrat als Konsequenz aus dem Dioxin-Skandal vom Jahreswechsel eine Neuregelung des Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuches beschlossen. Damit wurden schärfere Kontrollen vorgeschrieben, härtere Strafen bei Verstößen eingeführt und die Informationsrechte der Verbraucher verbessert.

Zum Jahreswechsel waren mit Dioxin belastete Fette in Futtermittel geraten. Weil das Futter an zahlreiche Hühner- und Schweinebetriebe in mehreren Bundesländern gelangte, sperrten die Aufsichtsbehörden zum Schutz der Verbraucher zeitweilig fast 5.000 Betriebe. Nach dem Skandal um mit Dioxin belastete Fette in Futtermittel war ein Frühwarnsystem gesetzlich in Kraft getreten. (dapd)